Immobilien
24. Juni 2020

Corona schafft Chancen für Core

Immobilieninvestoren erwarten negative Effekte und sektorale Auswirkungen. Mangel an Bewertungen.

Immobilieninvestoren sind verhalten pessimistisch, stochern aber auch noch ziemlich im Nebel, wie sich die Covid-19-Krise auf Immobilien auswirkt. „Wir spüren noch keinen signifikanten Einfluss, aber sind verhalten, da wir negative Effekte erwarten“, so die Mehrheitsantwort einer Umfrage unter Immobilieninvestoren. Am zweitmeisten wählten die Investoren die Antwort, dass es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh sei. Befragt wurden 59 Investoren von den Versicherungsforen Leipzig und PIA Pontis im Zeitraum vom 12. Bis 25 Mai. Die Investoren stammen fast ausschließlich aus Deutschland. Zu knapp drei Vierteln handelt es sich um Versicherungen.

Umfrage von Versicherungsforen Leipzig und PIA Pontis

Weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass die meisten Umfrageteilnehmer eher sektorale als regionale Auswirkungen erwarten. Fast die Hälfte erwartet keine Veränderung der regionalen Allokation. Fast gleichgewichtet sind dagegen die Präferenzen Europa, den Heimatmarkt, Asien oder Nordamerika höher zu gewichten. Gefragt nach sektoralen Investitionspräferenzen wurden unter „Ausbau“ vor allem Logistik, Wohnen und altersgerechtes Wohnen genannt, unter „Abbau“ vor allem Einzelhandel, Hotel und Büro. Auf die Frage nach dem bevorzugten Risikoprofil wurden unter „Ausbau“ primär Core, Core+ und bezüglich Fremdkapital Senior Debt genannt.

Die Investoren scheinen also sehr sicherheitsbewusst agieren zu wollen. Eine schnelle Umsetzung dürfte jedoch schwierig sein. „Viele Investoren warten auf Bewertungen, vor allem für Core-Immobilien. Hier ist im Zuge der Covid-19-Krise Geduld geboten, inwieweit es hier zu Auswirkungen oder Chancen kommt“, erklärt David Rückel von PIA Pontis.

Änderungen bei Logistik und Büro

Sektorale Auswirkungen erwarten die Investoren aber auch innerhalb eines Segments. Dies betrifft vor allem Logistik und Büroimmobilien. Erwartet wird an erster Stelle eine „größere Verlagerung des stationären Einzelhandels in Richtung Online-Handel“. Zweitens eine „Veränderung der Büroflächennutzung durch die breitere Annahme von Home Office“. Bedeutung wird aber auch kleineren, dezentralen Distributionszentren und ESG-/Impact-Investitionen zugemessen.

Als größte Herausforderung nannten 39 Investoren die Unsicherheit über die genauen Effekte auf den Markt und auf das eigene Portfolio. Anders als man hätte annehmen können, sind die Mieter aber nicht die Hauptsorge. Nur 13 Investoren wählten die entsprechende Antwort. Der Grund hierfür ist für David Rückel, dass der Großteil der Immobilienportfolios indirekt investiert ist, Investoren also nicht direkt mit Mietern konfrontiert sind. Für Rückel kommt hinzu: Viele haben Direktbestände in den Bereichen Wohnen sowie Büro und diese Sektoren sind wohl auch weniger betroffen als Einzelhandel und Hotel, die meist über Asset Manager gehalten werden.

Chancen für Value-Add

Die Einschätzungen der Investoren entsprechen auch einer Stellungnahme des Asset Managers Deutsche Finance. „Kurzfristig wird mit einer großen Varianz zwischen den unterschiedlichen Immobiliensektoren gerechnet, die von deren Korrelation gegenüber den Auswirkungen von Covid-19 und den wirtschaftlichen Bedingungen abhängt“, so Founding Partner Frank RoccoGrande. „Vermieter werden in ihrem Portfolio vor Herausforderungen gestellt, die Value-Add-Managern die Chance bieten durch die Repositionierung und mögliche Umnutzung Mehrwert zu schaffen.“ Auf der Fremdkapitalseite sieht RoccoGrande Möglichkeiten für Investoren, sich bei der Rekapitalisierung von Finanzstrukturen einzubringen.

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