Coole Assets
Topfenstrudl und Snowfall Structures
Am Freitog auf’d Nocht
montier‘ i die Schi
auf mei‘ Auto und dann begib‘ i mi
in’s Stubaital oder noch Zell am See,
weil durt auf die Berg ob’m ham’s immer an leiwaund’n Schnee.
Dummerweise ham´s jedoch auf die Berg immer seltener an tollem Schnee. Zwar wurden die Skigebiete mit mehr für Kunstschnee sorgende Kanonen aufgerüstet als die Royal Navy 1805 in der Seeschlacht von Trafalgar einsetzte. Doch die Schneekanonen machen eben auch nur bei Minusgraden Sinn. Somit drohen in Österreich empfindliche Einbußen im Tourismus und Stranded Assets in Form von Liftanlagen, Hotels und Gastronomie. Dann müsste sich Bundeskanzler Sebastian Kurz trotz Klimaerwärmung warm anziehen.
Fräulein Lauras Gespür für Schnee
Glücklicherweise – tu felix Austria – haben Dr. Laura Ballotta und weitere Professoren der Londoner Cass Business School an geeigneten Wetterderivaten getüftelt, mit denen sich Liftbetreiber und Hoteliers gegen Schneemangel hedgen können. Wahrscheinlich waren die Professoren im letzten Skiurlaub mangels Schnee nicht wirklich ausgelastet.
Schutzsuchende müssten dann einen Teil ihrer Einnahmen aus „Togeskortn“ oder Topfenstrudl in Prämien der Snowfall Protection Structure investieren. Diese könnten verschiedene Tranchen aufweisen, die sich an bestimmten Schneehöhen und Temperaturen orientieren. Für die Investoren ist zu hoffen, dass die Snowfall Structures nicht auf historischen Daten basieren und die Besicherung nicht in Schnee erfolgt.
Offen bleibt aber die Frage, wer die Gegenposition zu den Derivaten einnimmt? Skihallenbetreiber in den Niederlanden? Mineralöl- oder Autounternehmen, die als Insider ein gutes Gespür für den künftigen Temperaturanstieg haben? Oder Zentralbanken? Diese haben ein Interesse an ausreichenden Hedgemöglichkeiten. Ansonsten wären sie nämlich, um die nächste Finanzkrise zu vermeiden, zu Stützungskäufen der mit viel Fremdkapital finanzierten Skizirkus-Infrastruktur gezwungen.
Im Unterschied zu Cat Bonds, bei denen der Risikoeintritt unwahrscheinlich ist, der mögliche Schaden aber groß, haben die Schneestrukturen eine hohe Risikoeintrittswahrscheinlichkeit aber einen absehbaren Schaden. Die Folge: Investoren fehlt der „Kick“. Für diesen könnte aber ein ausgewiesener Experte sorgen: Michael Milken steht nach seiner Begnadigung durch US-Präsident Trump wieder für die Finanzmärkte zur Verfügung. Für die Jüngeren: Michael Milken ist nicht die Antwort der Vereinigten Staaten auf den Thüringer Mike Mohring sondern war bis zu seiner Verurteilung wegen Betrugs der ungekrönte Junk Bond King. 1986 soll Milken 550 Millionen Dollar an Gehalt und Bonus eingestrichen haben.
Schmilzende Snowfall Structures
Nach guter, alter Tradition dürften die Finanzstrukturen aber gar kein Junk sein, sondern analog zum Credit Rating von Österreich ein AA+ bekommen. Dafür reicht es, wenn die jeweiligen Bundesländer die Snowfall Structures als garantierte Nachranganleihen strukturieren. Nach bewährter Manier könnte man diese dann wie einst bei der Kärntner Landesbank Hypo Alpe Adria trotz impliziter Staatsgarantie der Republik auch wieder ausfallen lassen (und so die Piefkes abermals ordentlich übers Ohr hauen).
Dank der Renditenot der Anleger wäre die künftige Finanzierung der Republik Österreich nicht belastet. Der Test wäre, wieder eine 100-jährige Staatsanleihe zu begeben und zu schauen, ob sich auch diese wieder wie die bis 2117 laufende Anleihe im Wert verdoppelt.
Der Markt für Snowfall Structures wäre jedoch tot. Aber die Österreicher machen ja gern auch Urlaub im Sommer auf Ibiza.
Ein schönes Wochenende und keine Defaults wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!
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