Strategien
9. Mai 2012
Club of Rome fordert Berücksichtigung von Umweltschäden
Forscher erwarten dramatische Verstärkung des Klimawandels. Kosten für Klima- und Umweltschäden müssen stärker berücksichtigt werden. Implikationen für Portfolios.
Genau 40 Jahre nach den „Grenzen des Wachstums“ legen vom Club of Rome beauftragte Wissenschaftler einen neuen Umwelt-Report vor. In „2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre“ warnen sie vor den Folgen des Klimawandels. Die Forscher prognostizieren mehr Dürren, Fluten und extremes Wetter. „Die negativen Auswirkungen werden deutlich sein“, zitiert der Spiegel den norwegischen Zukunftsforscher und Wirtschaftsexperten Jørgen Randers. „Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt und wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben. Wir stoßen jedes Jahr zweimal so viel Treibhausgas aus, wie Wälder und Meere absorbieren können.“ Bis 2080 werde die Temperatur um 2,8 Grad steigen. Dies könne einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen. Die Weltbevölkerung werde bei 8,1 Milliarden, und damit weniger als bislang prognostiziert, ihren Höchststand erreichen.
Die Folgen des Klimawandels werden nicht nur für Landwirte, sondern auch für Investoren spürbar sein. Zum einen wird das weltweite Bruttoinlandsprodukt langsamer steigen als erwartet und Produktivitätszuwächse deutlich geringer ausfallen. Zum anderen impliziert die in der Zeitung „Die Welt“ zitierte Forderung des Mitautors Carlos Joly, das umweltrelevante Faktoren, wie Wasserressourcen, Bodenfruchtbarkeit, Lebensqualität und Klima, künftig in die Berechnungen des Bruttoinlandsprodukts mit einzubeziehen sind, ebenfalls Folgen für die Asset Allocation. Auch die gegenüber DPA von Eberhard von Koerber, Co-Präsident des Club of Rome, geäußerte Einschätzung zur Messung des Bruttosozialprodukts geht in diese Richtung: „Da müssen Dinge eingerechnet werden, die bisher noch nicht als Kosten erfasst waren, wie die externen Kosten der Umwelt-, Boden- und Grundwassergefährdung. Auch das neue Fracking-Verfahren, bei dem Öl und Gas durch Druck und chemische Prozesse aus der Tiefe gefördert werden, hat alle möglichen ökologischen Nebenfolgen. Der Klimawandel ist ebenfalls sehr viel teurer, als er in der heutigen Kostenrechnung der Volkswirtschaft erfasst wird. Daher müssen sich letztlich auch die Preise und damit die Nachfrage nach endlichen Ressourcen verändern.“
Wenn nun genauer auf den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen geachtet wird, hat dies Auswirkungen auf die Preisfindung ihrer Aktien und Anleihen. Zudem drohen Branchen mit hohem Ressourcenverbrauch höhere Steuerbelastungen. Auf dem diesjährigen portfolio-Fachforum warnte Dr. Ron Dembo, Keynote-Speaker und Gründer von Algorithmics und Zero Footprint, vor der Unterschätzung der Gefahren, die aus Umweltrisiken für Portfolios entstehen können: „Die Unternehmen im Portfolio zahlen nicht für ihren Umweltverbrauch. Eine Umweltkatastrophe könnte dafür sorgen, dass zum Beispiel Öl oder Kohle oder Elektrizität extrem teuer werden. Diese Unternehmen beziehungsweise deren Bewertungen preisen ein solches Szenario bislang nicht ein. Die Allokation zwischen diesen Unternehmen ignoriert die Tatsache, dass die Titel auf dieses Risiko unterschiedlich reagieren.“
portfolio institutionell newsflash 09.05.2012/pe
Autoren:
portfolio institutionell
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