Pension Management
9. November 2022

Chemiebranche startet SPM

Erstes Branchen-Sozialpartnermodell erhält Genehmigung durch die Bafin. Dienstleister ist der R+V Chemie-Pensionsfonds.

Die Chemieindustrie kann nun als bundesweit erste Branche ein Sozialpartnermodell (SPM) für Betriebsrenten ihrer Beschäftigten einführen. Nach der Einigung der Tarifparteien der Chemieindustrie im September hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) das SPM nun genehmigt. Konkret erteilte die Bafin dem Chemie-Pensionsfonds der R+V Versicherung die sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigung für das SPM. Damit kann diese neue Art der Betriebsrente ab sofort starten, so die R+V in einer Mitteilung.

Die im Vorfeld notwendige Einigung der Tarifparteien hatten die Gewerkschaft IGBCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) und der Arbeitgeberverband BAVC (Bundesarbeitgeberverband Chemie) im vergangenen September auf einer Fachtagung in Berlin zusammen mit der R+V vorgestellt. Das SPM für die Chemiebranche soll zunächst neuen Tarifbeschäftigten in den Betrieben der chemischen Industrie zugutekommen, die für ihre Altersvorsorge auf den Chemie-Pensionsfonds setzen. Für die bisherigen Kundinnen und Kunden des Chemie-Pensionsfonds ändere sich nichts an ihren bestehenden Verträgen und Versorgungen, so die R+V. Die gesetzliche Grundlage für das Sozialpartnermodell hatte 2017 die damalige Bundesregierung geschaffen, noch unter Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) – weshalb das SPM im Volksmund unter Anspielung an die staatlich geförderte „Riester-Rente“ auch als „Nahles-Rente“ bezeichnet wird.

Das Geld für die späteren Betriebsrenten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werde in ein ausgewogenes Anlagekonzept investiert, das sich vor allem aus breit gestreuten Aktienindizes (MSCI World, Euro Stoxx 600) sowie Staats- und Unternehmensanleihen zusammensetzt. Der Aktienanteil kann dabei – je nach Marktlage – zwischen mindestens zehn Prozent und maximal 80 Prozent betragen. Eine dynamische Aktienquotensteuerung sorge für ein robustes Portfolio. Dieses liefere stabile Erträge unabhängig vom Zinsumfeld, reduziere Wertschwankungen und bette sich so ideal in das Gesamtkonzept des SPM ein, so die R+V.

Weiterer kräftiger Schub erwartet

„Wir freuen uns sehr, dass das Branchen-Sozialpartnermodell jetzt startet. Das ist ein wichtiger Meilenstein für die betriebliche Altersversorgung in Deutschland und für die R+V als Anbieter dieses ersten umgesetzten Modells“, betont Claudia Andersch, Vorstandsvorsitzende der R+V Lebensversicherung AG. „Das Sozialpartnermodell der Chemie ist zugleich ein Vorbild für andere Branchen. Wir erwarten, dass die Idee des Sozialpartnermodells in Deutschland jetzt einen weiteren kräftigen Schub erfährt.“

Und BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller kommentiert: „Die Freigabe des Sozialpartnermodells Chemie durch die Bafin läutet eine neue Ära in der betrieblichen Altersvorsorge ein. Wir freuen uns sehr, die reine Beitragszusage als erste Branche in Deutschland anbieten zu können. Dieser Meilenstein macht die zweite Säule sowohl für Unternehmen als auch Beschäftigte attraktiv und zukunftsfest. Mit der Umsetzung starten wir noch in diesem Jahr. Das Sozialpartnermodell ist ein wichtiger Schritt für Arbeitgeber und Gewerkschaft, weil wir den Chancen Vorfahrt geben vor den Garantien.“

Über eine Milliarde Vermögen

„Mit dem Sozialpartnermodell können wir trotz veränderten Rahmenbedingungen attraktive Altersvorsorge auch in der Zukunft für unsere Mitglieder anbieten. Abgesichert durch zusätzliche Sicherungsbeiträge der Arbeitgeber und durch höhere Renditechancen wird die Altersvorsorge zukunftsfest und attraktiv auf neue Beine gestellt. Gleichzeitig kann das Modell der betrieblichen Altersvorsorge insgesamt viel Aufwind verschaffen und ein Vorreiter für weitere Branchen und Unternehmen werden.

Der Chemie-Pensionsfonds hat aktuell mehr als 120.000 Versicherte und ein Vermögen von aktuell rund 1,1 Milliarden Euro und jährlichen Beitragseinnahmen von circa 90 Millionen Euro. Der Chemie-Pensionsfonds hatte im April 2002 als bundesweit erster branchenweiter Pensionsfonds seine Zulassung erhalten. Er entstand auf Initiative von IGBCE und BAVC und befindet sich seit Ende 2007 unter dem Dach der R+V – heute als Bestandteil des 2008 gegründeten Chemie-Versorgungswerks.

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