BVI: Fondsvolumen steigt auf Rekordwert
Wachstum entfällt vor allem auf Rentenfonds und Aktien-ETFs. Offener Spezialfonds auf Schrumpfkurs.
Der BVI kann mit für die Fondsbranche grundsätzlich positiven Daten aufwarten. Bei genauerer Analyse sind jedoch Entwicklungen erkennbar, die Grund zur Sorge geben.
Erfreulich ist, dass die Fondsbranche für Anleger in Deutschland ein Rekordvermögen von 4.413 Milliarden Euro per Ende September verwaltet. Das ist ein Zuwachs von über sechs Prozent seit Jahresanfang. Ende 2014 kamen die Fonds noch auf „nur“ 2.383 Milliarden Euro.
Heute entfällt der Großteil mit 2.183 Milliarden Euro auf offene Spezialfonds für institutionelle Anleger. Hierzu gehören vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen (768 Milliarden Euro) und Versicherer (536 Milliarden Euro). In offenen Publikumsfonds verwalten die Fondsgesellschaften 1.524 Milliarden Euro, in Mandaten 645 Milliarden Euro und in geschlossenen Fonds 61 Milliarden Euro.
Aktienfonds mit stolzen Wachstumsraten
Beim verwalteten Vermögen der Publikumsfonds liegen Aktienfonds mit einem Rekordvolumen von 709 Milliarden Euro deutlich vorne. In den vergangenen zehn Jahren ist ihr Bestand im Schnitt um 9,8 Prozent per annum gestiegen. Ende Q3 2014 belief sich das Volumen der Aktienfonds auf 278 Milliarden Euro.
Der Branche flossen in den ersten neun Monaten netto 21,3 Milliarden Euro neue Gelder zu. Davon entfallen 20,6 Milliarden Euro auf offene Publikumsfonds, die im Vorjahreszeitraum 14 Milliarden Euro erhalten haben.
Weniger erfreulich ist für die Branche allerdings, dass sich die höheren Zuflüsse vor allem mit dem starken Neugeschäft von eher margenarmen Rentenfonds erklären. Allein Kurzläufer-Rentenfonds erhielten laut BVI 13,8 Milliarden Euro. Schlecht für das Geschäft der meisten Fondsgesellschaften ist auch, dass Aktien-ETFs netto 13,3 Milliarden Euro neue Mittel verbuchten, dagegen aus aktiv gemanagten Fonds 5,4 Milliarden Euro abflossen.
Liebesentzug für offene Spezialfonds
Ein Sorgenkind ist auch der offene Spezialfonds. Dessen Neugeschäft belief sich von Anfang Januar bis Ende September 2024 auf netto 13,3 Milliarden Euro, wobei im Vorjahreszeitraum der Zufluss mit 25,9 Milliarden Euro fast doppelt so hoch war. In den ersten neun Monaten 2022 flossen Spezialfonds sogar 51,7 Milliarden Euro zu. Gründe für den Rückgang sieht der BVI in der Demographie, die bei Altersvorsorgeeinrichtungen mehr und mehr zu Auszahlungen führt, und in der Rückkehr der Zinsen. Bis zur Nullzinsphase hätten viele Versicherer aus dem Direktbestand festverzinsliche Wertpapiere mit langen Laufzeiten verkauft. Mit einem Teil der realisierten Kursgewinne hätten diese den Aufbau der Zinszusatzreserve finanziert und den Restbetrag überwiegend in Spezialfonds angelegt. Mit dem Zins-Comeback ist dieser Effekt entfallen.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: ETFs | Spezialfonds
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