23. September 2015
Bulle statt Bär: Venture-Programm nimmt Gestalt an
Das Deutsche-Börse-Venture-Network zur Finanzierung junger Firmen wächst kräftig. Seit dem Start vor knapp drei Monaten hat das Netzwerk pro Woche im Schnitt ein neues Unternehmen auf seiner Plattform hinzugewonnen.
Ein Börsenbetreiber, der Investoren Zugang zu nicht-gelisteten Firmen bietet: Was zunächst einmal wenig einleuchtend klingt, setzt sich in der Praxis immer mehr durch. Wie aus einer Mitteilung des Deutsche-Börse-Ablegers hervorgeht, wurden seit Mitte Juni dieses Jahres 13 neue Unternehmen auf der Venture-Network-Plattform hinzugewonnen. Außerdem hätten sich 22 weitere Investoren registriert. Damit seien dort im September nun insgesamt 40 Wachstumsunternehmen und 64 Investoren aktiv. Zu Beginn seien es 27 Firmen und 42 Investoren gewesen. Das Netzwerk für aufstrebende Jungunternehmen wächst laut Mitteilung kontinuierlich.
Das Deutsche-Börse-Venture-Network startete am 11. Juni 2015. Das Ziel: Man will Unternehmen und Investoren zusammenzuführen, „um effektiv die Finanzierungssituation für junge, wachstumsstarke Unternehmen zu verbessern“, wie es heißt. Die auf der Plattform vertretenen Firmen stehen für einen Finanzierungsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe und ein durchschnittliches Wachstum von über 30 Prozent pro Jahr. Sie kommen derzeit aus folgenden Branchen: E-Commerce (13 Firmen stammen aus diesem Sektor), Fintech (9), Biotech (5), IT (3), Medtech (3), Internet (1), Consumer (1), Transportation (1), Gaming (1), Renewable Energy (1), Health Care (1) und Software (1). Ihnen stehen Investoren mit verwalteten Investitionsmittel in Höhe von 30 Milliarden Euro und einem jährlichen Investitionspotenzial in einstelliger Milliardenhöhe gegenüber. Zu dem Anlegerkreis gehören internationale und nationale Investoren der Kategorien Business Angels, Venture Capital, Private Equity, sehr vermögende Privatleute und Family Offices.
Der Schlüssel zum Datenraum
Nach Angaben einer Sprecherin der Deutschen Börse erhalten Investoren Zugang zu dem Venture Network über eine Registrierung. Interessierte Geldgeber sollten grundsätzlich in der Lage sein, einen „relevanten Anteil“ einer Finanzierungsrunde, die in der Regel jenseits von zehn Millionen Euro startet, zu investieren, wie sie sagt. Grundsätzlich stellt sich dabei die Frage, ob man als Investor in die Plattform investieren muss oder ob man sich einzelne Unternehmen aussuchen kann. Darauf entgegnet die Sprecherin: Derzeit gebe es keine Fondsstruktur, in die Investoren direkt anlegen können. Vielmehr können Investoren, die im Deutsche-Börse-Venture-Network angemeldet sind, auf der Online-Plattform nach neuen Firmen suchen, innerhalb eines eigens vom Unternehmen eingerichteten Datenraums – nach Freigabe – auf Unternehmensinformationen zugreifen und ihr Interesse an einer Finanzierungsrunde bekunden. Der eigentliche Abwicklungsprozess findet dann offline und bilateral zwischen Unternehmen und Investor statt, sagt die Sprecherin. Das betrifft auch die so wichtige Fragestellung, wie und wann die Investoren ihren Einsatz zurückbekommen.
Nicht ganz unwichtig ist auch die Frage, inwieweit eine Finanzierungsrunde die Unternehmen voranbringt. Man könnte argumentieren, dass aufstrebende Jungunternehmen vor allem nach Eigenkapitalgebern fahnden, die ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Hoffnungsvolle Startups suchen sich nach diesem Kriterium ihre Geldgeber selbst aus, wie in der Szene zu hören ist. Darauf antwortet die Sprecherin der Deutschen Börse so: Der Gedanke der Online-Plattform beruhe darauf, dass es für Wachstumsunternehmen in Deutschland, anders als in anderen Ländern, schwierig ist, Eigenkapitalgeber für Ihr Geschäftsmodell zu finden. Dies zeigten Statistiken zu Venture Capital Investments. Auch die Tatsache, dass junge deutsche Unternehmen immer häufiger von ausländischem Venture Capital finanziert werden, verdeutlicht nach ihrer Auffassung, dass es anscheinend nicht ausreichend Kapital in Deutschland gibt. Welchen Eigenkapitalgeber ein Unternehmen im Venture Network letztendlich als neuen Finanzier aufnimmt, obliege seiner Entscheidung. Die Gründe für eine Kapitalaufnahme seien hierbei sehr individuell.
Neben der Online-Plattform bietet das Deutsche-Börse-Venture-Network auch Zugang zu einem umfassenden Netzwerk aus Finanzintermediären und erfahrenen Unternehmern sowie einen umfangreichen Trainingsteil an, der Unternehmen gezielt auf die Anforderungen künftiger Finanzierungsrunden und die Herausforderungen des Kapitalmarktes vorbereitet, wie die Sprecherin betont.
portfolio institutionell newsflash 23.09.2015/Tobias Bürger
Autoren:
portfolio institutionellSchlagworte: Versicherer
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