Buffett-Bonmots für alle
Der US-Großunternehmer Warren Buffett hat zusammen mit seinem Geschäftspartner Charles Munger die Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway für alle Welt öffentlich gemacht. Große Überraschungen gab es zwar keine. Dafür aber wieder kleine, aber feine Einblicke in beider Denken.
Zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte hat Berkshire Hathaway im Auftrag seines bereits zu Lebzeiten legendären Chefs Warren Buffett die Jahreshauptversammlung live im Internet übertragen lassen. Die Versammlung am 30. April stand unter dem Fachportal Yahoo Finance allen Interessenten offen, nicht nur den Aktionären. Ein Anteilschein kostet derzeit immerhin rund 220.000 US-Dollar; damit ist es absolut betrachtet die teuerste Aktie der Welt.
Als einen naheliegenden Grund nannte Buffett, dass das Interesse an der Veranstaltung über die Jahre immens gestiegen sei und es bereits kaum mehr möglich sei, allein die teilnahmewilligen Aktionäre im Kongresszentrum Centurylink Center Omaha unterzubringen. Die Veranstaltung fand in englischer Sprache statt mit Simultanübersetzung in Mandarin. Letzteres deutet nicht allein auf Weltoffenheit hin, sondern auch auf blanken Bedarf angesichts eines großen Interesses chinesischer Anleger an Buffett und Berkshire Hathaway.
Kenner und vor allem Buffett-Fans wissen: Die formelle Präsentation der Geschäftszahlen und anstehende Abstimmungen sind der kleinste Teil der jährlichen Hauptversammlung. Den größten Teil, und für viele der wichtigste Grund für die Teilnahme, machen die Frage-Antwort-Runden aus, in denen Journalisten, Analysten, Aktionäre und auch Interessenten Warren und seinem Geschäftspartner und Berkshire-Hathaway-Vizechef Charles „Charlie“ Munger jede erdenkliche Frage stellen können – auf die sie auch eine Antwort bekommen.
Eine der zahlreichen Fragen jenseits von Geschäfts- und Marktdaten kam von einem New Yorker Buchhalter, die indirekt für die Wirkung von Buffett auf viele Menschen steht: „In ihren jährlichen Briefen an die Aktionäre, in ihren Interviews und auch heute scheint immer Ihr Sinn für Humor durch. Woher kommt dieser Sinn für Humor, woraus beziehen Sie ihn?“ Das sei einfach seine Art und Weise, die Welt zu sehen, meinte Buffett: „Sie ist ein sehr interessanter und oft sehr humoristischer Ort.“ Sein Geschäftspartner Charlie habe aber einen besseren Sinn für Humor als er. Munger brachte in seinem Kommentar dazu die ernste Seite zum Vorschein: „Ich denke, wenn Sie die Welt genau betrachten, kommen Sie nicht umhin, einen guten Sinn für Humor zu haben. Denn sie ist schlicht irrwitzig“. Dies war nur eine der Antworten, die viel Applaus vom Publikum bekamen.
Sehr viel stiller war es dagegen zum Beispiel bei Buffetts Erläuterungen zur Leistung der Hedgefondsbranche im Vergleich zu ihrem Nutzen für die Anleger. Unter der Überschrift „Protégé Partners Wager Results For the Eight Years ended December 31, 2015“ präsentierte der Großinvestor einen Performance-Vergleich zwischen einem Indexfonds auf den US-Aktienindex S&P 500 und Hedgefonds, die danach trachten, in allen Marktszenarien Rendite zu erwirtschaften. Das Ergebnis sei fürchterlich für die Hedgefonds, aber nicht für deren Manager, da sie für ihre Tätigkeit mit viel Geld entlohnt würden. (Näheres zu dieser Betrachtung im Video unter dem Link „Berkshire Hathaway 2016 Annual Shareholders Meeting“ ab 2:42:20).
Es ist kein Geheimnis, dass Buffett für viele Anleger Investments in einen breiten kostengünstigen (börsennotierten) Indexfonds für sehr sinnvoll hält. Auch seine Kritik an vielen Aspekten der Hedgefondsbranche ist nicht neu. Noch bis zum Jahr 2018 läuft eine dann zehnjährige Wette zwischen ihm und dem Fondsmanager Ted Seides, ehemals von Protégé Partners und nun Managing Partner von Hidden Brook Investments, wer von beiden die bessere Wertentwicklung erzielt. Buffett hat dafür auf einen Indexfonds auf den US-Aktienindex S&P 500 gesetzt; dem gegenüber steht ein Portfolio von Hedgefonds.
Zum Thema Nachfolger hat Buffett sich, wie viele erwartet hatten, nicht konkret geäußert.
Schreiben Sie einen Kommentar