Schwarzer Schwan
15. März 2012

Britisches Humankapital als Anlageklasse: böse Jungs statt helle Köpfe

Lesen Sie in dieser Ausgabe des Schwarzen Schwan der Woche, wie im Vereinigten Königreich Gelder von institutionellen Anlegern für die Resozialisierung von Straftätern eingeworben werden.

High Potentials sind nicht nur bei Arbeitgebern heiß begehrt. Auch die Inhaber von Bildungsfonds wollen mit den hellen Köpfen kräftig verdienen. Durch ein Investment ermöglichen sie ausgewählten Studenten ein fokussiertes und erfolgreiches Studium – ganz ohne finanzielle Sorgen. Nach ihrem Berufseinstieg zahlen die Absolventen die finanzielle Unterstützung dann über einen bestimmten Zeitraum an den Fonds zurück. Soweit die Theorie. Die Engländer verstehen aber unter Humankapital-Investments offenbar etwas ganz anderes. Denn heutzutage fließen die Investorengelder nicht nach Oxford oder Cambridge, sondern in die Problemviertel des Landes. Genau genommen in sogenannte Social Impact Bonds. Dabei handelt es sich um Vehikel, deren Ausschüttung an den Erfolg von Resozialisierungsmaßnahmen gekoppelt ist. 
Wie das Magazin „The Economist“ schreibt, wurden im September 2010 von der Organisation mit dem Namen Social Finance fünf Millionen Britische Pfund mit Hilfe solcher „Anleihen“ eingeworben. Das Geld stamme von 17 Investoren, darunter karitative Einrichtungen, so das Blatt. Die Mittel würden verwendet, um ehemalige Strafgefangene in der Ortschaft Peterborough (knapp 140 Kilometer nördlich von London) vor einem Rückfall in die Kriminalität zu bewahren.
Ob die Resozialisierung erfolgreich ist oder nicht, wird natürlich genauestens verfolgt. Denn nur so kann entschieden werden, ob die Anleger Anrecht auf eine Ausschüttung haben. Als Benchmark für die Straftäter in Peterborough  dient eine nationale Datenbank, in der Ganoven mit ähnlichem Profil gespeichert sind. Sollte sich die Kohorte in Peterborough besser entwickeln als die Vergleichsgruppe, können sich die Investoren über eine Rendite in bislang unbekannter Höhe freuen, die vom britischen Justizministerium bereitgestellt wird. Mit der ersten Ausschüttung wird im Jahr 2013 gerechnet. Wie bei anderen Geldanlagen auch sollten interessierte Investoren nicht auf eine intensive Due Diligence verzichten. Bei einem Vor-Ort-Besuch sollte auch unbedingt ein professioneller Begleiter dabei sein. Statt der sonst üblichen Consultants und Wirtschaftsprüfer empfiehlt sich in diesem Fall der Einsatz von Personenschützern.
Die Ganoven von Peterborough und die Redaktion von portfolio institutionell wünscht Ihnen ein schönes und vor allem sicheres Wochenende.
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