Schwarzer Schwan
10. November 2017

Börsianer erweitern ihren Kunstbegriff

Aktienhändler und Aktionskünstler.

Dass ausgerechnet der Chef der Deutschen Börse unter Insiderverdacht steht: Sowas geht nicht (mehr). Er musste zurücktreten. Wie geht es aber dann? Wie man auftreten und dabei noch viel Zuspruch ernten kann, zeigte nun ein Aktienhändler aus Südafrika.
Das Land am Kap wird von einem heftigen Korruptionsskandal erschüttert. Wie die FAZ berichtet, steht eine indische Unternehmerfamilie unter Verdacht, fast den ganzen Staatsapparat zu kontrollieren und sich – Sie ahnen was jetzt kommt – maßlos zu bereichern. Dies rief den braven Aktienhändler James Gubb auf den Plan. Er mutierte vom Aktienhändler zum Aktionskünstler. Gubb eröffnete zwei Handelskonten in seinem Namen und begann mit den sehr illiquiden Oakbay-Aktien zu handeln, einer Gesellschaft, die zum Gupta-Firmenimperium zählt. Wegen der hohen Illiquidität gelang es Gubb – im echten Eigenhandel – mit geschickten Kombinationen aus Käufen und Verkäufen den Oakbay-Chart so zu bewegen, dass sich eine Faust mit ausgestrecktem Mittelfinger ergab. 
Der Digitus Medius, wie der Lateiner sagen würde, wird im Volksmund auch „Effe“ genannt, da einst ein Nationalspieler auf diese Weise bei einer WM seine Fans grüßte. Dieser Aktionskünstler, der später noch als Trainer des SC Paderborn 07, für Aufmerksamkeit sorgte, wurde für seine Mittelfinger-Darbietung mit der vorzeitigen Heimreise „belohnt“. Auch Börsenhändler Gubb kam nicht um eine Strafe umhin: Die Transaktionskosten betrugen umgerechnet zwar nur 24 Euro, die Strafe der Börsenaufsicht wegen Kursmanipulation – gelernt ist gelernt – und Verletzung der Integrität des Finanzmarktes aber immerhin 6.100 Euro. 
In Medien wurde Gubbs Aktionskunst aber als Geniestreich gefeiert. Gubb gelang ja quasi auch eine Neudefinition des Expressionismus und reduzierte en passant den Kubismus auf das Wesentliche. Börsenhändler weltweit müssen nun ihren Kunstbegriff erweitern. 
Die Redaktion ruft hiermit alle Börsenhändler auf, Gubb nachzueifern. Schließlich brauchen wir für die letzte Seite unserer monatlichen Print-Ausgabe ein Chart-Kabinett. Eine Anregung: Kreieren beziehungsweise traden Sie Spocks Vulkaniergruß. Für Könner, die auch ein bisschen mehr Volumen auf die Waage bringen: Zeichnen Sie mit dem Swiss Market Index SMI das Matterhorn nach (Tages- oder Wochenbasis), Ackermanns Victory-Zeichen mit der Deutschen-Bank-Aktie oder – quasi die Mona Lisa – ein Abgase ausstoßendes Auto mit der VW-Aktie.
In Erwartung kreativer Charts wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein schönes Wochenende.
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