Schwarzer Schwan
16. März 2018
Bitte kein Bit
Der Hype um den kometenhaften Aufstieg sogenannter Kryptowährungen wie Bitcoin war riesig – der Kursverlust seit Dezember aber auch.
Nach Einschätzung von Allianz Global Investors ist die bekannteste unter den Kryptowährungen, der Bitcoin, eine lehrbuchähnliche Blase, „eine, die wahrscheinlich kurz davor steht, zu platzen“, zitiert die Börsen-Zeitung den Chefvolkswirt des Vermögensverwalters der Allianz, Stefan Hofrichter. Das Platzen sei nur eine Frage des Zeitpunktes, nicht ob es dazu kommen wird.
Zur Erinnerung: Nach einem im Jahr 2017 von Knappheiten getriebenen Kursanstieg bis auf knapp 20.000 Dollar ist die Notierung der mit Abstand größten, von Computern geschaffenen Währung auf unter 9.000 Dollar durchgesackt. Und die Downside ist beträchtlich. Die Nachrichtenagentur dpa-afx meldete in dieser Woche, dass die Suchmaschine Google auf ihren Websites keine Werbung mehr für Bitcoin und andere nicht regulierte Digitalwährungen zulassen wird. Auch verwandte Themen wie Börsen zum Handel von Kryptowährungen oder Wallets, in denen sie gespeichert werden, dürfen demnächst nicht mehr beworben werden. Das „soziale“ Netzwerk Facebook hatte bereits im Januar unter Hinweis auf Betrugsrisiken für die Nutzer einen ähnlichen Schritt ergriffen, ruft die dpa in Erinnerung. Der Werbebann könnte den Kursverfall anheizen. Es sei denn, es stellt sich heraus, dass unzählige Finanzexperten mit ihrer ablehnenden Haltung falsch gelegen haben.
Forscher der Universität Pittsburgh beispielsweise sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei einer Kryptowährung um „ein Gut handelt, das nach traditionellen Maßstäben keinen Wert hat“. Der Ökonom Nouriel Roubini spricht sogar von der „größten Blase der Menschheitsgeschichte“. Stefan Hofrichter wiederum schreibt mit Blick auf den Bitcoin: „Der innere Wert muss gleich null sein unserer Meinung nach.“ Ein Bitcoin sei ein Anspruch auf niemanden – im Gegensatz beispielsweise zu Staatsanleihen, Aktien oder Papiergeld – und erzeuge keinen Einkommensstrom.
Der Chef der amerikanischen Großbank JP Morgan Chase, Jamie Dimon, äußerte sich dereinst besonders kritisch. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat Dimon die Kryptowährung als „Betrug” bezeichnet, wie das Blatt im September 2017 berichtete. Bei einer Rede auf einer Investoren-Konferenz in New York habe Dimon gesagt, dass die digitale Währung nicht funktionieren werde, da sie praktisch aus dem Nichts entstanden sei. Für Käufer der Währung prognostizierte er große Verluste. Bitcoin werde in einem Crash enden. Sollte einer seiner Mitarbeiter mit der Kryptowährung handeln, würde er diesen sofort feuern. Nun ist Dimon aber zurückgerudert. Laut Handelsblatt bereut er seine drastische Kritik am Bitcoin als einen Fehler. „Ich bereue es, diese Aussagen gemacht zu haben“, so Dimon in einem TV-Interview im Januar 2018.
Interessanterweise ist im November vergangenen Jahres mit der IOTA Foundation eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts anerkannt worden. Sie ist die deutschlandweit erste Stiftung, die auf einer Kryptowährung basiert – ein Meilenstein in der deutschen Stiftungsgeschichte, hieß es damals vollmundig. IOTA ist ein für jedermann nutzbares digitales und dezentral organisiertes Bezahlsystem, dessen technische Ausgestaltung sich von der Blockchain-Technologie der anderen Kryptowährungen Bitcoin und Ether durch das neuartige Tangle-System unterscheidet. IOTA ist darauf ausgelegt, als Bezahleinheit für das sogenannte Internet-of-Things (IoT) zu fungieren: Dann kommuniziert der Kühlschrank mit dem Herd und bestellt automatisch im Web Tiefkühlpizza, falls deren Bestand zur Neige geht. Aus Sicht von Pizzafans, Nerds, Zukunftsforschern und auch Geldgebern bleibt zu hoffen, dass diese Kryptowährung beständiger ist als Bitcoin & Co.
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