Best-in-Class-Ansatz ist die wirkungsvollste Strategie
Wer als Investor Einfluss auf die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen ausüben will, sollte auf den Best-in-Class-Ansatz oder Engagement setzen. Laut einer Studie lassen sich Unternehmen von nachhaltigen Kapitalanlagen und entsprechenden Ratings in ihrer Strategie beeinflussen.
Nachhaltigkeit spielt in den Kapitalanlagen institutioneller Investoren eine immer größere Rolle. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Was bringt dies? Welchen Einfluss haben nachhaltige Kapitalanlagen und Nachhaltigkeits-Ratings auf Unternehmen wirklich? Eine Antwort auf diese Fragen hat Oekom-Research in seiner neuen Studie gesucht. In Kooperation mit den Principles for Responsible Investment (PRI) und dem Deutschen Global Compact Netzwerk wurden zwischen November und Dezember 2012 dafür 750 Großunternehmen weltweit befragt, wobei 199 Unternehmen aus knapp 30 Ländern und 34 Branchen geantwortet haben. Die meisten Antworten kamen mit 36 Unternehmen aus Deutschland. Das Ergebnis fasst Robert Haßler, CEO von Oekom-Research, wie folgt zusammen: „Die Studie zeigt klar, dass der Hebel funktioniert.“
Für knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen waren die Anforderungen von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ein ausschlaggebender Faktor, sich überhaupt mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ zu befassen. Beinahe jedes dritte Unternehmen gibt an, dass die Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten die Gesamtstrategie des Unternehmens beeinflussen, bei zwei von drei Unternehmen die Nachhaltigkeitsstrategie.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, ist es für fast neun von zehn Unternehmen wichtig oder sehr wichtig, ein gutes Nachhaltigkeits-Rating zu erhalten oder in Nachhaltigkeitsindizes und –fonds aufgenommen zu werden. Fast alle Unternehmen erhoffen sich von einem guten Abschneiden im Nachhaltigkeits-Rating einen positiven Effekt für die eigene Reputation. Immerhin 30 Prozent der Befragten geben an, dass das Abschneiden im Nachhaltigkeits-Rating Einfluss auf die Vergütung der Führungskräfte hat.
Die wirkungsvollsten Strategien beim nachhaltigen Investieren sehen die befragten Unternehmen im Best-in-Class-Ansatz und Engagement. Allerdings sind diese Ansätze bisher noch nicht allzu sehr verbreitet. Laut Oekom-Research erfolgt die Mehrheit der nachhaltigen Investments auf Basis von Ausschlüssen. Weniger als zehn Prozent des weltweit nachhaltig angelegten Kapitals, das inzwischen mehr als zehn Billionen Euro beträgt, werden auf Basis des Best-in-Class-Ansatzes investiert. Und so kommt Haßler zu dem Schluss: „Wer als Investor Einfluss auf die Nachhaltigkeitsleistung der Unternehmen nehmen will, ist gut beraten, auf den Best-in-Class-Ansatz und den Dialog mit den Unternehmen (Engagement) zu setzen. Das nachhaltige Investment könnte insgesamt noch viel wirkungsvoller sein, wenn diese beiden Strategien bei den nachhaltigen Anlegern eine größere Rolle spielen würden.“
Nachhaltige Fonds wachsen, Themenfonds verlieren
Auch der Verband der luxemburgischen Fondsbranche (Alfi) hat sich in einer neuen Studie mit dem Thema „Nachhaltiges Investieren in Europa“ befasst. Darin stellen die Studienautoren fest, dass Nachhaltigkeit in Europas Fondsbranche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Um nachhaltiges Investieren endgültig aus seinem Nischendasein zu befreien und als Trend zu etablieren, ist jedoch noch einiger Handlungsbedarf nötig.
Wie aus der Studie hervorgeht, stieg in Europa das verwaltete Vermögen in Fonds für nachhaltiges Investieren von 2010 bis Ende 2012 um 19 Prozent auf 237,9 Milliarden Euro. Trotz dieses kräftigen Wachstums liegt der Anteil nachhaltiger Investments am Gesamtvermögen der europäischen Fonds nach wie vor lediglich bei 1,6 Prozent. Dabei haben nahezu zwei von drei Fonds keinen thematischen Schwerpunkt, sondern wenden entweder ein Positiv- oder Negativ-Screening an. Diese Fonds stehen für 83 Prozent des verwalteten Vermögens. Thematische Fonds stellen lediglich ein Drittel der Fonds für nachhaltiges Investieren, was allerdings nur zwölf Prozent des verwalteten Vermögens entspricht. Interessanterweise zeigte sich in der Studie auch, dass gerade Themenfonds, die sich um Umwelt, Ökologie, Erneuerbare Energien, Klimawandel und Wasser drehen, einen Rückgang hinnehmen mussten. Zwischen 2010 und Ende 2012 fiel das darin verwaltete Vermögen um 10,5 Prozent auf 28,1 Milliarden Euro.
portfolio institutionell newsflash 22.05.2013/kbe
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