Immobilien
24. Februar 2021

Bessere Stimmung unter Immobilienfinanzierern

Margen bleiben stabil. Versicherer zahlten 2020 mehr Kredite aus denn je.

Das BF Quartalsbarometer hat eine bessere Stimmung unter deutschen Immobilienfinanzierern diagnostiziert. So stieg der Wert im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal von minus 8,08 Zählern auf minus 4,86 an, bleibt damit aber noch immer im negativen Bereich. Die verhaltene Stimmungsaufhellung ist offenbar auf die leicht bessere Einschätzung der Finanzierungsbedingungen zurückzuführen, welche 13 Prozent der Befragten (+5,5 Prozentpunkte) als progressiver einstuften, so eine Meldung. Auch das Neugeschäft sorgt für Hoffnung: Fast die Hälfte (46,7 Prozent) sieht hier einen Anstieg, 19,7 Prozentpunkte mehr als noch im vierten Quartal 2020. Die Margen bleiben stabil: Bei Bestandsimmobilien liegen sie durchschnittlich bei 146 Basispunkten, ein leichter Rückgang von 150 Basispunkten im vierten Quartal 2020. Bei Projektentwicklungen liegen diese bei 231 Basispunkten (viertes Quartal 2020: 234 Basispunkte). Auch die Loan-to-Values bei Bestandsfinanzierungen bleiben mit 66 Prozent niedrig, gegenüber dem Vorquartal sanken sie sogar um 0,7 Prozentpunkte ab.

Manuel Köppel, CFO der BF Direkt AG, kontextualisiert die Ergebnisse: „Obwohl das BF.Quartalsbarometer gestiegen ist, beobachten wir in der Praxis eine eher gedrückte Stimmung. Wir nehmen die Banken nach wie vor als sehr zurückhaltend wahr. Meiner Meinung nach haben die Institute ihre Erwartungen an die Pandemiesituation angepasst und herabgeschraubt. Diese niedrigen Erwartungen sollten bei der Interpretation der Ergebnisse bedacht werden.“

Die Risikoaversion der Banken ging leicht zurück, was das Barometer am sinkenden Einfluss der Risikoabteilung bei neuen Deals festmachen kann. Vor allem bei den Nutzungsarten Hotel und stationärer Einzelhandel beziehungsweise Shoppingcenter sind die Institute weiter zurückhaltend. Der Anteil der Institute, die bereit sind, Projektentwicklungen dieser Nutzungsarten zu finanzieren, sank auf 10,7 Prozent (Hotels) beziehungsweise 21,4 Prozent (Einzelhandel/ Shoppingcenter).

In Puncto Büroflächen erwarten die Finanzierer mehrheitlich, dass sich Homeoffice künftig bei zwei Tagen pro Woche einpendelt. Im Durchschnitt erwarten die Befragten dennoch eine Flächennachfrage auf Vorkrisenniveau, jedoch mit deutlich stärkerer Differenzierung zwischen zentralen und peripheren Lagen. Professor Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS, Universität Regensburg und wissenschaftlicher Berater des Quartalsbarometers, kommentierte: „Die Pandemie hat viele Trends beschleunigt, die ohnehin schon vorhanden waren Dazu zählt die Homeoffice-Nutzung. Zwar wird die zunehmende Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice einen gewissen Effekt auf die Büroflächennachfrage haben, aber die Auswirkungen des zu erwartenden Konjunkturrückganges werden deutlich stärker sein. Aktuell werden noch viele Auswirkungen der Krise von den Maßnahmen der Regierung weggedrückt. Dies ist jedoch nicht dauerhaft möglich. Wann und wie stark die Konjunktur einbricht, ist aufgrund der hohen Unsicherheit – Stichwort langsamer Impffortschritt und unklare Rolle der Mutanten – kaum prognostizierbar. Das schwindende Vertrauen in eine rasche Erholung zeigt sich jedoch beispielsweise darin, dass die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2021 auf rund drei Prozent gesenkt hat. Ende Oktober 2020 wurde noch von einem Plus von 4,4 Prozent ausgegangen. Von einer V-förmigen Wirtschaftsentwicklung spricht derzeit niemand mehr.“

Anstieg des Volumens der Hypothekendarlehen

Von der Zurückhaltung der Banken konnten laut Zahlen des GDV im vergangenen Jahr Versicherer profitieren: Diese haben 2020 mehr Kredite für Wohnungsbau und Wohnungskauf ausgezahlt denn je. Das Volumen stieg um 12,8 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Bei den Neuzusagen gab es 2020 jedoch einen Rückgang auf 9,6 Milliarden Euro (-6,6 Prozent). Der weitaus überwiegende Teil der Hypothekendarlehen diene zur Finanzierung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen (84 Prozent), so der GDV, etwa 16 Prozent der zugesagten Darlehen sind für den Bau größerer Mietshäuser reserviert. Insgesamt hätten die deutschen Lebensversicherer rund 67,5 Milliarden Euro in Hypothekendarlehen angelegt.

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