Banken verlieren stille Reserven
Bundesbank analysiert Auswirkungen der Zinswende auf Eigenanlagen. Wuermeling: „Beruhigende Kernkapitalquote.“
Dr. Joachim Wuermeling, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hat auf dem Bankenaufsichts-Symposium der Zentralbank Sparkassen und Genossenschaftsbanken den Puls gefühlt. Dank komfortabler Kapitalpolster schlage dieser bei den deutschen Banken insgesamt „durchaus stabil“. Dies habe auch der jüngste Stresstest unter kleinen und mittelgroßen Instituten ergeben. „Selbst aus dem Stressszenario gehen die Banken noch mit einer harten Kernkapitalquote von 14,5 Prozent heraus. Das ist beruhigend, und – um es einmal gesagt zu haben – das ist natürlich auch ein Erfolg der Regulierungsreform“, so Wuermeling.
Mit Blick auf die Zukunft gehe es nun darum, die Kapitalbasis zu erhalten und eine angemessene Risikovorsorge aufzubauen. Zweitens müsse auf jegliche Verschlechterung der Kreditqualität geachtet und diese so rasch wie möglich bilanziell abgebildet werden. Wuermeling: „Transparenz ist Trumpf.“ Drittens geht es darum, das Kreditbuch laufend mit Argusaugen zu beobachten. „Die aktuelle Dreifachkrise aus Inflation, Rezession und Zinswende kennen wir so noch nicht. Ebenso wenig wie die spezifischen Verwundbarkeiten durch Abhängigkeit von Energie und Gas.“
Die Zinswende wirkt sich aber nicht nur auf die Fristentransformation aus. Die steigenden Zinsen drücken auch die Kurse von Wertpapieren. „Das trifft besonders solche Banken, die entsprechende Bestände in ihren Bilanzen nicht abgesichert haben – im Wesentlichen wiederum die kleineren Banken. Ein Zinsschock von plus 200 Basispunkten würde mittlerweile bei rund der Hälfte aller Institute dazu führen, dass der Barwert in Relation zu den regulatorischen Eigenmitteln um mehr als 20 Prozent zurückgeht.“
Nach Beobachtung der Bundesbank lösen deutsche Banken ihre stillen Reserven für Wertpapiere zunehmend auf. Die stillen Reserven seien im Laufe des Jahres stark geschrumpft. Sollten die Kurse für Wertpapiere weiter fallen, könne das zunehmend relevant für die Gewinn- und Verlustrechnung der Banken werden.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Fixed Income | Sparkassen
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