Versorgungswerke
11. April 2012

Banken-Regulierung stützt Asset-Allokation der Assekuranz

Auf der Suche nach rentablen und sicheren Anlageformen nehmen Versicherungen die Immobilienfinanzierung in den Blick. Sie machen den Banken Konkurrenz, die sich infolge der verschärften Regulierung durch Basel III in diesem Geschäftsfeld bereits zurückhalten. Das ist das Ergebnis einer Marktbeobachtung von Steria Mummert Consulting.

Dr. Ulrich Meyer, Leiter Financing and Core Banking bei Steria Mummert, lässt sich mit den Worten zitieren: „Das Regulierungspaket Basel III hat unter anderem die quantitativen und qualitativen Anforderungen an das von den Banken für jeden ausgegebenen Kredit vorzuhaltende Eigenkapital verschärft.“ Auch wenn die befürchtete Kreditklemme bislang ausgeblieben sei, „verhalten sich die Banken zunehmend vorsichtiger bei der Kreditvergabe“, so Meyer.
Die zunehmende Risikoscheu der Kreditinstitute eröffnet den Versicherungsunternehmen auf der Suche nach höher verzinsten Anlageformen neue Möglichkeiten. Laut Steria Mummert haben die deutschen Erstversicherer schon heute zusammen rund zehn Milliarden Euro an Unternehmen verliehen. Zusätzlich refinanzierten Versicherer bereits in großem Umfang Immobilienfinanzierer oder investieren selbst in Immobilien. Wie das Beratungshaus hervorhebt, bieten inzwischen alle Versicherungen darüber hinaus Immobilienfinanzierungen an.
Gleichwohl weist man bei Steria Mummert darauf hin, dass für den Aufbau des Deckungsstocks der Assekuranz strenge Regeln hinsichtlich Streuung, Sicherung und Rentabilität gelten, die allerdings durch Immobilieninvestments „meist erfüllt werden“. Außerdem unterstreicht das Consulting-Haus, dass direkte Immobilienfinanzierungen im aktuellen Umfeld bei flacher Zinsstruktur, Unsicherheiten an den Anlage- und Aktienmärkten sowie Risiken bei Staatsanleihen einen „akzeptablen Weg zur Kapitalanlage bieten“. Bei „überschaubarem Risikoprofil und geringer Markteintrittsbarriere“ böten sie eine Möglichkeit, die hohen Passivüberhänge der Banken (niedriges Kreditvolumen als Einlagenbestand) abzubauen. Zudem müssten Versicherungen für Aktieninvestments nach Solvency II bis zu 45 Prozent Eigenkapital hinterlegen. Für Immobilienengagements hingegen nur 25 Prozent, lautet die Argumentation.
Auch Versorgungswerke wildern im Bankengehege
Nicht nur Erstversicherer interessieren sich in wachsendem Maße für die Immobilienfinanzierung. Auch Versorgungswerke wittern lukratives Geschäft, das ganz nebenbei die Streuung im Portfolio erhöht. Im November 2011 sorgte die Bayerische Versorgungskammer für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie der IVG Immobilien AG für einen Zeitraum von zehn Jahren die Fremdkapitalfinanzierung für den Kauf des „Silberturms“ in Frankfurt am Main zur Verfügung stellt. Wie das Versorgungswerk damals mitteilte, handelt es sich um einen Betrag von zirka 190 Millionen Euro.  Aber auch die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe engagiert sich zunehmend in dem traditionell von Banken beherrschten Sektor. Die Hypothekenquote beträgt nach Angaben von Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Kretschmer inzwischen 19 Prozent der Bilanzsumme.
portfolio institutionell newsflash 14.04.2012/tbü
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