Banken bei ESG noch im Hintertreffen
Ranking von 119 Kreditinstituten in Deutschland nach deren CSR-Berichten. KfW und LBBW vorne.
Eine aktuelle Analyse der ESG-Berichterstattung von Banken in Deutschland hat kürzlich das Beratungshaus Zielke Research Consult vorgelegt. Es hat 119 Kreditinstitute mit einer Bilanzsumme größer als fünf Milliarden Euro analysiert (darunter 44 Privat- und Geschäftsbanken, 57 Sparkassen, 18 Volks- und Raiffeisenbanken) und geprüft, ob sie den Nachhaltigkeitszielen der Europäischen Union entsprechen. Basis der Analyse sind die CSR-Berichte, die die Kreditinstitute seit 2017 vorlegen müssen.
CO2-Ausstoß in der Kapitalanlage oft (noch) kein Thema
Von 119 ausgewerteten Kreditinstituten sind lediglich fünf Banken sehr ausführlich und transparent in ihrer Darstellung der Nachhaltigkeit in der Kreditvergabepolitik und erzielen hier die höchste Punktzahl 2. Dazu zählen die KfW, die Landesbank Baden-Württemberg, die GLS Gemeinschaftsbank, die ING Group und die UBS Group. Zehn der ausgewerteten Kreditinstitute machen keine Angaben zum Thema ESG in der Kreditvergabepolitik und erzielen eine Negativbepunktung. „Viele Kreditinstitute sprechen davon, wie wichtig Nachhaltigkeit für sie ist und wie sehr sie daran arbeiten, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, nichtsdestotrotz geben 51 Kreditinstitute keinen Scope 1, 50 Kreditinstitute keinen Scope 2 und 61 Kreditinstitute keinen Scope 3 an“, so Zielke Research. Scope 3 umfasst den CO2-Ausstoß sowohl in der Kreditvergabe als auch in der Kapitalanlage der Institute.
Im Ranking der großen Institute liegt die KfW mit 4,08 von 4,83 möglichen Punkten vor der Landesbank Baden-Württemberg (2) und der Deutschen Kreditbank (DKB) auf Platz 3. Schlusslichter sind die „Investitionsbank des Landes Brandenburg“ (ILB), die Teambank AG und die Deutsche Industriebank auf dem 41. und damit letzten Platz mit -1,03 Punkten (bis -4 möglich).
Wenn zum 10. März die EU-Offenlegungsverordnung in Kraft tritt, müssen auch Kreditinstitute auf ihren Internetseiten darüber informieren, welche Strategien sie zur Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken bei ihren Investitionsentscheidungsprozessen verfolgen und welche nachteiligen Auswirkungen ihre Investitionsentscheidungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren haben. Wie genau die Nachhaltigkeitsfaktoren zu definieren sind, insbesondere die Umwelt- und Klimaaspekte, ist in der EU-Taxonomie-Verordnung festgelegt.
CSR-Berichte im Bundesanzeiger
„Es ist die Finanzbranche, die eine besondere Verantwortung dafür hat, dass die Ziele des Pariser Klima-Abkommens Wirklichkeit werden. Denn sie vergibt Kredite und legt Gelder an und hat somit Einfluss“, betont Geschäftsführer Dr. Carsten Zielke. Analysiert wurden die CSR-Berichte der Jahre 2018 und 2019. Die meisten dieser Berichte seien leicht aufzufinden, bei manchen Banken müsse man jedoch suchen, andere veröffentlichen nur im Bundesanzeiger, wie die Sparkasse Dortmund, die Verbund-Volksbank OWL und die Volksbank-Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee. „Wir haben das Gefühl, dass einige Banken nicht wollen, dass Interessierte ihre Berichte finden“, sagt Zielke.
KfW und LBBW bei Umweltzielen vorne
Insbesondere beim Faktor Umwelt sticht die KfW, die in allen drei ESG-Faktoren sehr gute Bewertung erhält, im Vergleich zu anderen Banken positiv heraus, da sie als staatseigenes Institut ökologische und soziale Aspekte in die Kreditvergabe integriert, wie es auch ihr politischer Auftrag ist. Auch die Landesbank-Baden-Württemberg, die auf Platz zwei liegt, kann beim Thema Umwelt punkten. Sie berichtet alle drei Scopes für den CO2-Ausstoß und berichtet außerdem transparent und ausführlich zum Thema ESG in der Kreditvergabe. Beim Faktor Umwelt zählte die Bewertung in den drei Bereichen „Maßnahmen zur CO2-Reduzierung“, „CO2-Ausstoß“ und „ESG in der Kreditvergabepolitik“.
Beim Faktor Governance erhalten die Institute zum Großteil eine gute Bewertung. Bei der Analyse stützte sich Zielke Research dabei auf die Angaben der CSR-Berichte zu einzelnen Punkten, wie zum Beispiel zu der Frage, ob es einen ESG-Board/Nachhaltigkeitsbeauftragte/r gibt, ein Geldwäschebeautragte/r und ein Compliance-Officer vorhanden sind und wie es mit der Auffindbarkeit des CSR-Berichts aussieht. Das Scoring in den einzelnen Faktoren E,S, und G floss zu jeweils einem Drittel in die Gesamtbewertung ein. Wie der Faktor Governance oder der Faktor Soziales bei der Kapitalanlage durchschlägt, wurde nicht untersucht.
Die Banken stünden noch am Anfang des nachhaltigen Wirtschaftens, so ein Ergebnis der Studie. Es fehle vor allem eine Gesamtstrategie mit klar definierten Zielen. „Trotzdem hat allein die Berichtspflicht schon dazu geführt, dass eine Bewusstseinsfindung stattfindet, die nun zu einer besseren Messung und danach Bestimmung der zu treffenden Maßnahmen genutzt werden sollte“, zeigt sich Zielke optimistisch. Doch sein Fazit zeigt, wie die FAZ aus einem Pressegespräch zitiert, auch den branchenweiten Zustand auf: „Die Banken hinken den Versicherern noch weit hinterher“, so Carsten Zielke.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Banken | Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Sparkassen
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