Schwarzer Schwan
13. November 2015

Bang, boom, bang

Der neue Wilde Westen liegt in NRW. Bankräuber treiben seit Monaten ihr Unwesen. Und ein Ende ist nicht in Sicht – sehr zum Leidwesen auch von so mancher Versicherung.

Es hat schon wieder boom gemacht, in Nordrhein-Westfalen bereits 43 Mal allein in diesem Jahr. Während sich die Bankbranche weltweit vor allem um den „Angriff“ der Fintechs und Roboadvisors auf ihr Geschäftsmodell Sorgen macht und der Kampf gegen Cyberkriminalität ganz oben auf der Agenda steht, kämpfen die Sparkassen im Wilden Westen „NRW“ wie zu Zeiten von Butch Cassidy seit März mit einem Problem, das aus längst vergangenen Zeiten zu stammen scheint. In Panzerknackermanier treiben mehrere Banden ihr Unwesen und sprengen regelmäßig Geldautomaten in die Luft. Bundesweit zählen Ermittler seit Jahresbeginn 63 Fälle.  
Die Masche ist laut Landeskriminalamt fast immer die Gleiche: Die Täter dichten die Automaten luftdicht ab und leiten Gas hinein. Dann wird mit einer Zündschnur das Gas zur Explosion gebracht, so dass das Geld anschließend ohne Pin-Eingabe und lästige Abbuchungen dem Automat entnommen werden kann. Fünf Minuten, länger dauere dieser Angriff nicht. 
Krawoooom
Betroffen von den Raubzügen der niederländischen Panzerknackerbanden, soweit ist das zuständige LKA in seinen Ermittlungen bislang gekommen, ist auch die Versicherungsbranche. Denn gegen die Schäden ist der Großteil der betroffenen Bankfilialen – zumeist Sparkassen – versichert. Besonders hart dürfte es die Provinzial Rheinland treffen. Wie das Handelsblatt diese Woche berichtete, muss die Versicherungsgesellschaft allein für elf Sprengungen aufkommen, die seit Juli in NRW stattgefunden haben. Der Schadensdurchschnitt liege bei rund 140.000 Euro. Das Handelsblatt hat den Gesamtschaden der 63 Fälle auf 8,8 Millionen Euro hochgerechnet. Auch wenn das wohl eher eine Milchmädchenrechnung ist, wird dennoch eines deutlich: Der Schaden geht in die Millionen. Und ein Ende ist bislang nicht in Sicht.      
Har har har
Die Ermittler sollen zwar konkrete Hinweise auf die Tätergruppen haben, gestellt haben sie diese aber noch nicht. Und eine echte Lösung des Problems haben die Sparkassen, die von den Raubzügen vornehmlich betroffen sind, bislang auch noch nicht gefunden. Deren Antwort: die Schließung der SB-Center in der Nacht. Wer als Sparkassenkunde in Leverkusen zwischen Mitternacht und 5.30 Uhr Geld abheben will, hat schlechte Karten. Die Foyers der Sparkasse sind in dieser Zeit geschlossen, wie der Webseite der Leverkusener Sparkasse zu entnehmen ist. Auch in Mönchengladbach stehen die Kunden der dortigen Stadtsparkasse seit Mitte Oktober von 0.00 bis 6.00 Uhr in den meisten der 38 Filialen vor verschlossenen Türen. Gleiches gilt seit Ende Oktober für die Sparkasse Kleve in neun ihrer Filialen. Ob diese Vorgehensweise zukunftsträchtig ist, muss allerdings stark bezweifelt werden. Man hofft wohl auf baldige Aufklärung. Doch wenn eine Bande geschnappt ist, steht womöglich schon die nächste bereit. Es müssen Lösungen gefunden werden, die die Panzerknacker dauerhaft abschrecken. 
Wie das aussehen kann, haben die Banken in den Benelux-Staaten vorgemacht. Deren Lösung: Farbpatronen in den Geldautomaten. Diese würden das Geld bei einer Explosion unbrauchbar machen. Auf eine Explosion folgt also gleich noch eine. Das hat offensichtlich prima funktioniert. Oder warum sonst kommen die Panzerknackerbanden nun über die Grenze nach Deutschland? Die Sparkasse Westmünsterland ist eine der wenigen in NRW, die genau diesen Weg beschreitet. Sie platziert Farbpatronen – bestimmt im Sparkassen-Rot – in ihren Geldautomaten, wie der WDR berichtete. Das ist auf jeden Fall eine kreativere Lösung als die SB-Center nachts abzuschließen. 
Damit Sie, lieber Leser, nun nicht mit Explosionsgeräuschen im Ohr ins Wochenende gehen, dürfen wir Ihnen zum Artikel noch diesen Song empfehlen:
https://www.youtube.com/watch?v=k9UWkYI-Woc In diesem Sinne wünscht die Redaktion von portfolio ein ruhiges Wochenende.  
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