Banken
25. Januar 2023

Bafin warnt vor erneutem Zinsschock

Branson: Bei kleineren Banken sind stille Reserven aufgebraucht. Bafin richtet Fokus auf Zinsänderungsrisiken.

Die abrupt gestiegenen Zinsen drücken auf die Profitabilität vieler Banken und sorgen für Verluste in deren Wertpapierportfolien. Ein erneuter Zinsschock ist darum aus Sicht der Bafin zu einem der größten Risiken für den Finanzsektor geworden. Dies geht aus dem Bericht „Risiken im Fokus der Bafin 2023“ hervor. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, bergen ein weiterer signifikanter Zinsanstieg und auch das Szenario einer Inversion der Zinsstrukturkurve hohe Risiken für die Unternehmen, die aufgrund ihrer Geschäfts- und Anlagepolitik besonders exponiert sind und nicht ausreichend gegengesteuert haben. Zur Mitte des Jahres 2022 wiesen 34 Prozent der deutschen Institute ein erhöhtes Zinsänderungsrisiko aus.

„Bei vielen kleineren Banken sind die stillen Reserven als erste Verteidigungslinie jetzt aufgebraucht“, sagte Bafin-Präsident Mark Branson anlässlich der Veröffentlichung des Berichts. „Wir beschäftigen uns jetzt vorrangig mit der Kapitalplanung von Instituten mit wenig Überschusskapital und hohen Zinsänderungsrisiken“, kündigte er an. Das Jahr 2022 hat nach Ansicht Bransons gezeigt, wie schnell das Risikoumfeld sich ändern kann. Der plötzliche Zinsanstieg sei ein Beispiel dafür.

Insgesamt hat die Bafin in ihrem Bericht sechs Risiken identifiziert, die aus ihrer Sicht die Finanzstabilität und die Integrität des deutschen Finanzsystems am meisten gefährden könnten. Auf diese richtet die Aufsicht 2023 ihr besonderes Augenmerk. In den „Risiken im Fokus der Bafin“ erläutert die Aufsicht zudem, was sie unternimmt, um diese Risiken bestmöglich einzudämmen. Neben einem abrupten Zinsanstieg sieht die Bafin Hauptrisiken in Korrekturen auf dem Immobilienmarkt und auf den internationalen Finanzmärkten sowie im Ausfall von Krediten an deutsche Unternehmen. Außerhalb des Asset Managements warnt die Behörde vor Risiken aus Cyberattacken und aus unzureichender Geldwäscheprävention.

Außerdem hat die Bafin drei wesentliche Zukunftstrends ausgemacht, die Risiken bergen, mit denen sich die Behörde und die von ihr beaufsichtigten Unternehmen intensiv befassen müssen: die Themen „Nachhaltigkeit“, „Digitalisierung der Finanzbranche“ und „geopolitische Umbrüche“. Laut Branson werden diese auf lange Sicht die Geschäftsmodelle im Finanzsektor prägen.

Kein Versicherer braucht mehr Übergangsmaßnahmen

Etwas gelassener sieht die Bafin die Lage bei Versicherungen. Das steigende Zinsniveau habe nämlich auf Versicherungsunternehmen gegenläufige Effekte: Einerseits profitieren die Unternehmen von einer höheren Verzinsung bei neuen Anlagen. Zudem habe sich das gestiegene Zinsniveau positiv auf die Solvenzquoten der Lebensversicherer ausgewirkt. Seit Mitte 2022 ist erstmals kein Lebensversicherungsunternehmen mehr auf Solvency-II-Übergangsmaßnahmen angewiesen.

Andererseits schmelzen – wie bei den Banken – durch die fallenden Kurse der festverzinslichen Wertpapiere die stillen Reserven. Es werden stille Lasten aufgebaut. Dies ist insbesondere für Lebensversicherer und Pensionskassen bedeutsam, die in hohem Maße in langfristige, festverzinsliche Anlagen investieren, um ihre langfristig zugesagten Garantieversprechen zu erfüllen. Festverzinsliche Anlagen werden meist bis zur Endfälligkeit gehalten, bei ihnen entsteht daher kein Abschreibungsbedarf. Allerdings entstünden bei weiteren Zinsanstiegen zusätzliche stille Lasten.

Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert