Auf Herz und Nieren geprüft
Die EZB nimmt in einer umfassenden Prüfung 24 deutsche Banken unter die Lupe. Das wird ein Kraftakt für diese Institute und ihre Aufseher.
Die Europäische Zentralbank (EZB) startet mit ihrer umfassenden Prüfung von 124 Bankengruppen der Eurozone. Davon betroffen sind auch 24 deutsche Institute, wie die Deutsche Bundesbank und die Bafin in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Das sogenannte Comprehensive Assessment soll vor Beginn des einheitlichen Aufsichtsmechanismus, Single Supervisory Mechanism (SSM), im November 2014 abgeschlossen sein. Mitte Oktober dieses Jahres hatte der EU-Rat die SSM-Verordnung verabschiedet, die voraussichtlich in den kommenden Wochen in Kraft treten wird.
Gemessen an der Bilanzsumme deckt das Comprehensive Assessment rund 65 Prozent des deutschen Bankensektors ab. Unter den zu prüfenden Instituten finden sich unter anderem Namen, wie die Commerzbank, Deka-Bank, Deutsche Bank, DZ-Bank, Haspa und diverse Landesbanken. Als Zielkapital für die Bilanzprüfung, die Teil des Comprehensive Assessment sein wird, hat die EZB eine Mindestquote von acht Prozent Core-Tier-1-Kapital festgelegt. Dabei werden die ab 1. Januar 2014 geltenden Übergangsregeln berücksichtigt.
Das Comprehensive Assessment wird voraussichtlich zwölf Monate dauern und aus drei Elementen bestehen. Erstens erfolgt ein Risk Assessment, das mit dem bankaufsichtlichen Überprüfungsprozess in Deutschland vergleichbar ist und sich auf alle wesentlichen Bankrisiken erstreckt. Zweitens wird ein Balance Sheet Assessment durchgeführt, bei dem es vor allem um die Qualität der wesentlichen Aktiva und deren Bewertung geht. Als drittes Element folgt in Abstimmung mit der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA ein zukunftsgerichteter Stresstest, der die Widerstandsfähigkeit der Banken unter verschärften Umfeldbedingungen untersucht. Im November 2014 soll ein Gesamtergebnis aller Prüfungselemente veröffentlicht werden.
„Das Comprehensive Assessment ist unverzichtbar für den Erfolg der künftigen europäischen Aufsicht“, sagte Dr. Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Prüfung stelle sicher, dass vor dem Start der EZB-Aufsicht Transparenz herrscht, was etwaige Risiken und Lasten angeht. Sorgfalt müsse deshalb vor Schnelligkeit gehen. Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, ergänzte: „Der Aufbau des einheitlichen Aufsichtsmechanismus mit der vorgeschalteten intensiven Bankenprüfung verlangt von den deutschen Banken und ihren Aufsehern enorme Anstrengungen.“ Lautenschläger ist jedoch überzeugt, dass sich der Kraftakt lohnt. Der SSM sei die Chance, aus allen Aufsichtskulturen der Eurozone das Beste herauszuholen. Die deutschen Banken haben sich laut König und Lautenschläger bereits intensiv auf das Comprehensive Assessment vorbereitet.
portfolio institutionell newsflash 23.10.2013/Kerstin Bendix
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