Stiftungen
23. April 2019

Auf der Suche nach Wirkung

Wie können Stiftungen nicht nur mit ihrem Förderzweck, sondern auch mit der Kapitalanlage eine positive Wirkung in sozialer und ökologischer Hinsicht erzielen? Meist sind die Investments illiquide und das Geld ist auf Dauer angelegt. Impact Investments sind daher mit Risiken ­verbunden, aber können auch eine angemessene Rendite bringen.

Vorzeigeprojekt Heidelberg Village

Mit einer Investition von 30 Millionen ist das Heidelberg Village ­derzeit das Vorzeigeprojekt der Stiftung. Der Software AG-Stiftung gehört eines der beiden Gebäude der insgesamt 60 Millionen Euro schweren Passivhaussiedlung mit integrierter Solaranlage und rund 200 Wohneinheiten, wobei „aufgrund von bestehenden Mängeln die Nutzen- und Lasten-Übertragung noch nicht stattgefunden hat.“ Das Konzept: Mehrere Generationen, Behinderte und Nicht-Behinderte, Singles, Familien und Studierende sollen zusammen in einem „Dorf im Dorf“ wohnen. „Wir sind selbst gespannt, was da entsteht, ob das so vital bleibt, wie es gedacht ist. Da kommt es sicher auf das richtige Property Management an. Wie viele Studenten, wie viele Rentner, wie viele Menschen mit Unterstützungsbedarf und SAP-Manager werden einmal dort wohnen?“, fragt Ziener.

Gerade für kleinere Stiftungen scheint es schwer, über Impact Investments eine auskömmliche Rendite zu erreichen. Dabei sieht es, glaubt man Umfragen, gar nicht so schlecht aus mit der Wirkung. Nach Informationen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen legen 26,1 Prozent der Stiftungen in Deutschland ihr Kapital bereits wirkungsorientiert an. Im Jahr 2016 seien es noch 22,1 Prozent gewesen. Es gibt also einen Trend zu mehr Impact. Viele Stiftungen verstehen sich als wirkungsorientierte Anleger. Doch was ist darunter zu verstehen? Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat für eine Umfrage eine Definition vorgegeben, die über die nachhaltige, verantwortliche Geldanlage hinausgeht: „Wir haben gezielt nach Geldanlagen gefragt, die neben der finanziellen Rendite auch eine nachweislich positive gesellschaftliche, also soziale oder ökologische Wirkung erzielen“, sagt Justiziar Oliver Rohn. „Der Begriff umfasst zum Beispiel Investments in einen Studienkreditfonds oder in Sozialunternehmen.“

Impact Investments gehen über die reinen ESG- und Socially-Responsible-Investments hinaus und sind meist illiquide. „Theoretisch kann man auch über Aktienanlagen Impact Investing machen, beispielsweise über direkte Start-up Finanzierung in Afrika. Aber das kommt für die wenigsten Anleger in Frage“, sagt Florian Meister, Geschäftsführer des auf Impact Investments spezialisierten Asset Managers Finance in Motion. Sein Angebot richtet sich an semi-institutionelle  und institutionelle Investoren und zielt auf Entwicklungs- und Schwellenländer ab. Nicht nur durch die besondere Strukturierung der Fonds sei das Risiko für Investoren des Privatsektors niedriger als bei ­traditioneller Private Equity und Private Debt: „Investments in ­Impactthemen in Entwicklungs- und Schwellenländern werden als ­risikoreicher wahrgenommen als sie oft tatsächlich sind. Von 600 ­Investments mit einem Volumen von knapp vier Milliarden in den vergangenen 14 Jahren haben wir nur 0,02 Prozent abgeschrieben“, sagt Meister.

Investiert wird in Form von Public-Private-Partnerships (PPP). In die risikoreicheren Tranchen der strukturierten Fonds investieren meist staatliche Institutionen, wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder Entwicklungsbanken wie die Europäische Entwicklungsbank oder die KfW. Die Senior Note Tranche können dann semi-institutionelle und institutionelle Anleger zeichnen. „Am Anfang unseres Unternehmens stand die Idee: Es gibt nicht genug staatliche Mittel für die ambitionierten ­Entwicklungsziele. Diese Form der PPP ist ein geeignetes Instrument, um den Privatsektor an Investitionen mit hohem Impact heranzuführen“, sagt Meister. Das Fondsvolumen jedes der von Finance in Motion beratenen Fonds beläuft sich auf zwischen 250 Millionen und einer Milliarde Euro. „Die Senior Notes nehmen nur 20 bis 30 Prozent davon ein, je nach Fonds schreiben die Statuten einen Mindestrisikopuffer von 60 bis 70 Prozent vor, der von den staatlichen und öffentlichen Trägern übernommen wird“, sagt Meister. Die Senior Notes werden als Floater mit Laufzeiten von drei bis fünf Jahren emittiert. Der Asset Manager vergibt Darlehen zumeist an Finanzinstitute aus Osteuropa, dem ­Mittleren Osten, Afrika und Lateinamerika. Die Projekte, die damit ­finanziert werden, reichen von Mikrokrediten über nachhaltige Landwirtschaft bis zur Energieeffizienz in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika. „Wir wählen Finanzinstitute nach unserer Impact-Agenda aus, wir fragen uns, wie erzielen wir die gewünschte Wirkung?“ Die Finanzkennzahlen würden dabei genauso geprüft wie auch der zu ­erzielende Impact. „Wir würden nicht in ein Institut investieren, das von der Governance her instabil ist. Oder wenn ein Institut, mit dem wir Mikrofinanzierungen machen wollen, Schwächen im Risiko­management hat, nutzen wir die Möglichkeit unserer Technical ­Assistance Facility, die von den öffentlichen Gebern zusätzlich bereitgestellt wird und richten das“, sagt Meister. Auch einen Private-­Equity-Fonds gibt es bei Finance in Motion, der in nachhaltige Waldplantagen in Lateinamerika und Afrika investiert. „An sich reichen auch rein finanzielle Gründe in Wald zu investieren. Unser Ziel bei den ­Investments ist aber, vorher ein klares Impact-Ziel zu definieren, wie zum Beispiel möglichst viel CO₂ aus der Luft heraus zu holen. Also suchen wir Plantagen mit viel Aufforstungspotenzial, wo viele Bäume neu gepflanzt und Arbeitsplätze geschaffen werden“, sagt Meister.

Einen Zielkonflikt zwischen Renditeerwartungen und Impact muss es nicht geben, meint Floran Meister von Finance in Motion: „Impact Investments können risikoadäquate Erträge erwirtschaften. Es erfordert aber, wie alles Investieren, sehr professionelle Vorgehensweise und gute Vernetzung vor Ort.“ Der Wirtschaftsprüfer André Le Prince von der WLP GmbH meint dazu:  „Es geht nicht um kurzfristiges ­Profitinteresse. Der Impact ist gegeben, wenn Menschen mit der ­richtigen Haltung Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen finden.“ Für das von ihm vorgestellte Investment ist eine Rendite von 3,5 Prozent über 25 Laufzeit geplant. Die bereits ­gegründete Dachgenossenschaft plant Eigenkapital in Form von nachrangigen Darlehen an zwei Betreibergesellschaften zu vergeben: zu 80 Prozent an die St. Elisabeth-Stiftung aus Bad Waldsee, die in der Behinderten und Altenhilfe in Baden-Württemberg aktiv ist und zu ­etwa 20 Prozent an die Konzept-e Gruppe, die als freier Träger Kindergärten und Grundschulen im Raum Stuttgart betreibt. Über eine ­Inhaberschuldverschreibung können auch kleinere Stiftungen investieren. Die GLS-Bank und die Umweltbank prüften derzeit die Emission. Allerdings habe man noch keinen Track Record vorzuweisen: „Das schreckt institutionelle Investoren meist ab“, meint Le Prince.

Das Spektrum an möglichen Impact Investments reicht vom Mikrokreditfonds über Sozialimmobilien bis hin zur Direktbeteiligung an Unternehmen. Vieles ist möglich und nötig. Denn die Niedrigzinsphase wird den Stiftungen sicher noch länger erhalten bleiben. Ein Grund mehr, über Impact nachzudenken und ihn auch anzugehen.

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