Alternative Anlagen
5. Dezember 2019

Auf Beteiligungskurs

Die KZVK hat in den vergangenen Monaten bedeutende Weichenstellungen getätigt. Zu diesen zählt der forcierte Ausbau von alternativen Anlagen. Wie Vorstand Dr. Oliver Lang im Interview mit Patrick Eisele von portfolio institutionell berichtet, werde es jedoch einige Jahre dauern, bis aus Commitments Quoten im Portfolio werden.

Listed Private Equity wäre günstiger.

Dieses Segment ist grundsätzlich nicht uninteressant. Auch, weil sich bei Private Equity im Vergleich zu Listed Equity durch die ­seltenere Bewertung am zugrundeliegenden ökonomischen Risiko ja nichts ändert. Ich glaube daher, dass man die Asset-Klasse mit gelisteten Unternehmen und Fonds besetzen kann – aber nicht bei uns. Für die Lösungen, die Listed Private Equity bietet – Liquidität und laufende Dividendenerträge – haben wir als echter Langfristinvestor ohne akuten Cashflow-Bedarf nicht die passenden Probleme. Umgekehrt stört uns das eingeschränkte Diversifikationspotenzial.
Auch wenn wir die angebliche Überlegenheit von Private gegenüber Public Equity aus ­einer Rendite-Risiko-Perspektive mit einem dicken Fragezeichen versehen, sehen wir die Vorteile an anderer Stelle. Private Equity ­eröffnet Diversifikationsmöglichkeiten, die mir Aktien nicht bieten. Die Zahl der börsennotierten Unternehmen ist im Vergleich zu vor 20 Jahren um 40 Prozent gesunken. ­Bestimmte Sektoren findet man vor allem an europäischen Börsen kaum oder gar nicht. Der Zugang zu diesen Sektoren ist der große Vorteil von Private Equity. Ein weiterer ­Vorteil von Private Equity ist, dass man, wenn man mit den richtigen Partnern zusammen­arbeitet, direktere Möglichkeiten hat, ethisch-nachhaltige Anlageziele umzusetzen. Das ist für uns ein sehr ­wichtiges Thema.

Allokieren Sie Themenfonds für Impact ­Investments?

Nachhaltigkeit ist für uns gleichrangig mit den ökonomischen Zielen. Bei einem Anlagevolumen von 25 Milliarden Euro ­können wir diese Gleichrangigkeit über das Gesamtportfolio aber nur über die Ver­ankerung in den Prozessen abbilden. ­Einzelne Nachhaltigkeitsfonds sind für uns keine Lösung. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss insbesondere in einer entsprechenden Managerauswahl systematisch abgebildet werden. Wir stehen hierzu mit den Asset Managern fortlaufend im Dialog. Unsere Ausschlusskriterien ­haben wir in ­Zusammenarbeit mit einem spezialisierten externen Dienstleister definiert. Die Asset Manager haben jedoch auch die ­Möglichkeit, uns von ihrer Kompetenz zu überzeugen, unsere Ziele mit dem eigenen Instrumentarium besser als durch pauschale Anwendung unserer Kriterien zu erreichen. Diesen Häusern vertrauen wir, bestimmte Themen vor Ort, zum Beispiel in den Emerging Markets, besser als wir hier von Köln aus beurteilen zu können.
Als Besonderheit außerhalb der eigentlichen strategischen Asset-Allokation haben uns ­unsere Gremien zudem einen kleinen Slot für Investments freigegeben, bei denen der ­Impact im Vordergrund steht. In diesem Jahr haben wir ein Microfinance-Projekt mit ­besonders ausgeprägtem Impact angestoßen. Intensiv arbeiten wir derzeit an einem ­Projekt, bei dem wir über Private-Equity-Strukturen positive Wirkungen in Entwicklungsländern unterstützen, indem kleinere Unternehmen und Microfinance-Institute ­Eigenkapital bekommen. Diese Themen liegen mir sehr am Herzen.

Wie nachhaltig ist Infrastruktur? Diese Asset-Klasse besteht schließlich nicht nur aus ­Renewables, sondern auch aus Assets mit schlechter CO₂-Bilanz wie Flughäfen oder Mautstraßen.

Für uns sind nicht nur Umwelt-, sondern auch soziale und Governance-Aspekte wichtig. In die Gesamtbewertung von Infrastruktur-Assets und Fonds fließen alle diese Aspekte und ebenso die Einschätzung, wie die Manager damit umgehen, mit ein.
Wir erschließen uns gerade aber auch den Zugang zu Infrastruktur über Direkt- und Co-Investments. Konkret prüfen wir zur Zeit Investments in Skandinavien und im Süden von Europa.

Private Assets sind komplex. Ist in diesem Zinsumfeld die Pflege des ALM-Portfolios aber nicht noch anspruchsvoller?

Das auf planbare Cashflows ausgerichtete ALM-Portfolio ist eine große Herausforderung – obwohl uns die Altbestände helfen und wir es auf circa ein Drittel der Gesamt­anlage abschmelzen. Da wir in den notierten Segmenten für unsere Qualitätsansprüche so gut wie keine Opportunitäten mehr sehen, machen wir hier vor allem Private ­Placements und profitieren von der Vereinnahmung von Illiquiditätsprämien. Wir vergeben an Unternehmen Einzeldarlehen in Richtung 100 ­Millionen Euro und können mit viel Arbeit im Schnitt noch eine Einstiegsrendite von bislang 1,8 Prozent erzielen.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie in der ­Kapitalanlage?

Neben dem Leiter Kapitalanlage sind es fünf Mitarbeiter für Private Markets und je drei für liquide Fonds und das ALM-Portfolio. ­Dazu sind noch zwei Stellen ausgeschrieben. Mit den Assets muss eben auch das Team mitwachsen. Außerdem gibt es Mitarbeiter für den Immobilien-Direktbestand, wo wir allerdings nicht mehr neu investieren.
Unser Glück ist die hohe Motivation der ­Kollegen. Schließlich arbeiten sie hier in der KZVK vorrangig für die Alterssicherung von Beschäftigten in niedrigen Lohngruppen, für die unsere Zusatzversorgung im Alter oft von existenzieller Bedeutung ist. Wir wissen nur zu gut, dass Beschäftigte zum Beispiel in der Krankenversorgung oder der Pflege über ihr Erwerbsleben hinweg keine großen Summen verdienen, aber einen enormen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

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