Alternative Anlagen
5. Dezember 2019

Auf Beteiligungskurs

Die KZVK hat in den vergangenen Monaten bedeutende Weichenstellungen getätigt. Zu diesen zählt der forcierte Ausbau von alternativen Anlagen. Wie Vorstand Dr. Oliver Lang im Interview mit Patrick Eisele von portfolio institutionell berichtet, werde es jedoch einige Jahre dauern, bis aus Commitments Quoten im Portfolio werden.

Wie legt die KZVK denn nun an?

Konzeptionell besteht unser Portfolio aus zwei wesentlichen Komponenten: aus einem an den Cashflow-Anforderungen ausgerichteten ALM-Portfolio und einem auf die ­Ertragsziele ausgerichteten Renditeportfolio. Letzteres soll mittelfristig circa zwei Drittel der Anlagen ausmachen.
Die zweite bedeutende Weichenstellung ist, dass das Renditeportfolio im Zielbild zu 75 Prozent aus Equity-Investments bestehen soll. Das geht in den Private Markets ­natürlich nicht auf Knopfdruck. Die Aktien- und ­Immobilienquote haben wir bereits erhöht. Bei Private Equity und Infrastruktur sind wir mit hoher Schlagzahl unterwegs. Es braucht aber einige Jahre, bis aus Commitments ­Quoten im Portfolio werden.

Auch weil die Fonds selten alles abrufen und oft schon bald ausschütten.

Und weil wir ein stark wachsendes Unternehmen sind. Als Entscheidungsgrundlage haben wir hierzu intern ein Planungs­instrument entwickelt, um die SAA-Quoten in eine operative Commitment-Planung zu übersetzen. Laut diesem müssen wir, um bis etwa 2027 unsere Zielquoten zu erreichen, pro Jahr etwa eine Milliarde Euro an ­Commitments für Private Equity und Infrastruktur abgeben.
Das ist ein enormes Volumen, auch weil es dafür, um vernünftig zu diversifizieren, jährlich etwa 15 Einzelentscheidungen braucht, die jede für sich gründlich vorbereitet und geprüft werden müssen. In Private Equity sind wir aktuell mit knapp zwei Prozent ­investiert, unser mittelfristiges Ziel geht eher in Richtung zehn Prozent.

Nutzen Sie Mega-Buyouts, Evergreens, Co-­Investments oder Overcommitments, um die Quoten hochzubringen? Secondaries können helfen, die J-Curve abzufedern.

Es ist schwieriger, in Private Equity Geld kurzfristig unterzubringen als in ­Immobilien oder in Infrastruktur. Wir haben uns in ­diesem Segment gegen Co-Investments entschieden. Unsere Commitments planen wir mit einer bestimmten Abruferwartung. Wenn diese übertroffen wird, ist dies für unsere stark wachsende Organisation relativ unproblematisch. Wichtig ist, kontinuierlich zu ­investieren. Secondaries machen wir eher wenig, weil dieser Markt sehr heiß gelaufen ist, und auch weil das Geld schneller zurückkommt. Meines Erachtens führt bei Private Equity kein Weg an der J-Curve vorbei. Uns hilft, dass wir schon ein Portfolio haben, das den J-Curve-Effekt dämpft.

Ist nicht auch der komplette ­Beteiligungsmarkt heiß gelaufen?

Wenn man die größten Fonds rausrechnet, ist der Beteiligungsmarkt eher stabil. Darum meiden wir Mega-Buyout-Fonds. In der Regel legen wir auch Wert darauf, im Investment Komitee vertreten zu sein. Unser Sweet Spot sind Mid- und Small-Size-Buyout-Fonds, für die wir mit unseren Commitments von 70 bis 100 Millionen Euro ein relevanter Investor sind.

Single- oder Dachfonds?

Der Mehrwert von Dachfonds nimmt mit wachsendem Volumen und wachsender Zahl an Zielfonds-Partnern ab. Bestimmte ­Nischen decken wir allerdings mit Dachfonds ab. Für Asien haben wir beispielsweise bislang Fund-of-Funds eingesetzt. Dieses Jahr haben wir jedoch erstmalig einen Singlefonds gezeichnet. Ein anderes Beispiel für eine Nische ist ein Dachfonds, der gezielt First-Time-Funds identifiziert. Firsttimer trauen wir uns selbst nicht zu. Für Infrastruktur machen Dachfonds für uns keinen Sinn.

Wie werden die Private Assets administriert?

Unser Luxemburger Fonds ist eine Sicav SCA. ­Gerade sind wir dabei, ein zweites ­Vehikel zu etablieren. Wahrscheinlich wird es ein neuer alternativer Investmentfonds nach Paragraf 282 KAGB werden. Wenn man die ganze ­Klaviatur bespielen will, dann ist ein Sicav SIF nicht immer optimal – beispielsweise für US-Investments, die laufende Erträge ­generieren. Ein zweites Vehikel ­erhöht ­unsere ­Flexibilität.

Vor ein paar Jahren hatte der US-Pensionsfonds Calpers eine große Diskussion, warum mit den Beiträgen von Niedrigverdienern Milliarden an Private-Equity-Gebühren ­finanziert werden.

Aus meiner Sicht ist in den Private Markets die Höhe der Fees tatsächlich grenzwertig. Die Gebühren werden vom Vertrieb gern mit der hohen Sharpe Ratio gerechtfertigt. Unabhängige Studien zeigen aber, dass, wenn man das Rendite-Risiko-Profil von Private-Equity-Portfolien faktorbasiert am Aktienmarkt ­rekonstruiert und technische Unterschiede in der Bilanzierung korrigiert, von der ­Vorteilhaftigkeit der Sharpe Ratio nicht viel übrig bleibt.
Mit diesen Argumenten gehen wir auch mit den Asset Managern in die Diskussion. Der Markt ist aber wie er ist, und unsere Verhandlungsmacht ehrlicherweise begrenzt.

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