Schwarzer Schwan
24. Januar 2014

Angewandte Portfoliotheorie

Meine Frau! Meine Kinder! Mein Hund! Klingt toll, aber auch ein solches Portfolio hat Tail-Risiken.

Die Bundeswehr soll familienfreundlicher werden! Frisch vereidigt machte sich die neue und meinungsfreudige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen Gedanken zur Vereinbarkeit des Diensts an der Waffe und des Diensts in der Familie. Mit der von Flinten-Uschi wohl bald eingeführten 35-Stunden-Woche bleibt dann weniger Zeit für Spindsaufen und Pin-up-Poster. Dafür wird es nur noch Teilzeit-Kriege geben, vor denen man sich ohnehin elegant per Sabbatical drücken kann. Schwerter zu Pflugscharen und Panzer zu Schnullis!
Man ahnt es: Allein mit weichen Faktoren lässt sich kein Krieg gewinnen – auch nicht in der Ehe. Was zählt, sind letztendlich Fakten. Also nun – Achtung: Chauvi-Alarm! – angewandte Portfoliotheorie: Liebe Gemahlinnen, nutzen Sie die Erkenntnisse der quantitativen Portfoliotheorie, um Ihr Humankapital, also Ihren Gatten, zu bewerten.
Kapitel I: Humankapital-Diskontierung
Finanzanalyst Volker Looman gibt in der FAZ folgende Anleitung: Nehmen Sie an, dass Ihr Gatte zehn Jahre arbeiten geht und jährlich 75.000 Euro verdient. Nach Abzügen bleiben jährlich 53.000 Euro. Der Barwert dieser Zahlungen, die jährlich um ein Prozent steigen, liegt bei etwa 408.000 Euro, wenn die Einkommen wie bei den Aktien mit jeweils sechs Prozent abgezinst werden. Leute mit Gespür für Geld, wie Volker Looman, sehen in dieser Zahl den Marktwert des Mannes. Leute mit Humor, wie Volker Looman, betrachten den Barwert als Hinweis, zu welchem Preis der Mann über den Tisch gehen könnte, falls die Frau diesen abstoßen würde, weil er nicht mehr in ihr Portfolio passt.
Kapitel II: Das richtige Timing
Beim Abstoßen lässt sich die Rendite durch ein gutes Timing stark verbessern. Fährt der Gatte gerade in einem wirtschaftlich schwierigen Fahrwasser beziehungsweise bonusarmen Jahr, solle man mit einer Scheidung besser warten. Wird der Gemahl dagegen mit Boni überschüttet, ist der Ehe-Put dagegen deep in the money. Dann ist der richtige Zeitpunkt zur Scheidung also gekommen, um sich höhere Unterhaltszahlungen zu sichern. Umgekehrt bietet es sich für den Gatten in einer wirtschaftlich eher schwierigen Zeit an, sein Eheportfolio aktiv neu zu ordnen. Sein Put ist dann relativ günstig. War jedoch die künftige Ex schneller, bleibt nur noch Humor à la John Cleese von Monty Python: „Die Scheidung wird sehr, sehr teuer – ist aber jeden Penny wert.“
Kapitel III: Nutzenfunktion
Für die neue Asset-Selektion kann der frisch geschiedene Mann dann wie Darwin eine Bilanz mit Argumenten anlegen, die mit einer Heirat verbunden sind und mit einer „Nicht-Heirat“. In der Heiraten-Spalte notierte er zum Beispiel „besser als ein Hund“, aber auch den „Zwang, Verwandte zu besuchen und zu empfangen“. Am Ende schließlich heiratete Darwin und führte eine glückliche Ehe, aus der zehn Kinder hervorgingen. In einer fortentwickelten Anwendung können die Argumente noch gewichtet werden. Dies bietet sich an, wenn man aus einem größeren Universum auswählen kann. Wie der Risikoforscher Gerd Gigerenzer schreibt, hat ein Freund von ihm für alle Aspekte in seiner Bilanzierung für jede Frau einzeln die Wahrscheinlichkeiten ermittelt und dann den Nutzen multipliziert und „auf dieser Basis die Frau mit dem höchsten erwarteten Nutzen errechnet“. Die Heirat wurde vollzogen – in der Zwischenzeit ist die Ehe aber längst wieder geschieden. Warum nur?  
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein vergnügliches Wochenende.
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