Traditionelle Anlagen
9. Februar 2015

Angelsachsen mögen deutschen Mittelstand

Am deutschen, börsennotierten Mittelstand halten US- und UK-Investoren den größten Anteil am Streubesitz. Top-Investor ist jedoch Norwegens Staatsfonds. Heimische Investoren halten sich zurück.

Deutschlands Wirtschaftkraft fußt auf dem Mittelstand. Dieser genießt weltweit einen guten Ruf und hat so manch internationalen Investor, insbesondere aus dem angelsächsischen Raum, nach Deutschland gelockt. So befand sich der Großteil der frei handelbaren Aktien deutscher Mittelständler Ende September 2014 in US- oder UK-Hand. Wie eine neue Studie des Beratungshauses Cometis zeigt, belegen die USA im M-Dax und S-Dax mit einem Anteil von 30 beziehungsweise 26 Prozent den ersten Platz im regionalen Ranking, es folgen die Briten knapp dahinter mit jeweils 25 Prozent. Deutsche Investoren folgen an dritter Stelle mit einem Anteil von 17 beziehungsweise 23 Prozent.
Etwas anders sieht das Bild im Tec-Dax aus: Hier belegen einheimische Anleger mit 23 Prozent hinter den USA den zweiten Platz. Grundsätzlich stellen die Studienautoren jedoch fest: „Deutsche institutionelle Investoren wie Publikums- oder Spezialfonds ziehen sich tendenziell weiter aus dem börsennotierten heimischen Mittelstand zurück.“ Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten deutschen Investoren noch einen Anteil von 32 Prozent an den frei handelbaren Aktien aus dem Tec-Dax.  
Top-Investor im deutschen, börsennotierten Mittelstand ist nach wie vor die Norges Bank Investment Management. Laut der Studie hatte der Vermögensverwalter des norwegischen Staatsfonds Ende September vergangenen Jahres 3,9 Milliarden Euro in deutsche Emittenten aus dem M-Dax, S-Dax und Tec-Dax investiert. Allerdings: Im Vergleich zum Vorjahr ist das rund eine Milliarde Euro weniger. Im Portfolio von Norwegens Staatsfonds macht der Anteil ohnehin nur eine kleine Portion aus. Immerhin waren zu dem Zeitpunkt etwa 61 Prozent des rund 860 Milliarden US-Dollar großen Gesamtvermögens in Aktien investiert – umgerechnet fast 535 Milliarden Euro.  
Wie die Studie weiter zeigt, ist die US-amerikanische Investmentgesellschaft Capital World Investors mit rund 2,91 Milliarden Euro der zweitgrößte Investor, wobei sie ausschließlich im M-Dax unterwegs ist. Platz drei belegt die Deutsche Asset & Wealth Management Investments (DeAWM) mit rund 2,88 Milliarden Euro, die im Vorjahr allerdings noch den Silberrang innehatte. Diesen büßte die Deutsche-Bank-Tochter ein, nachdem sie im dritten Quartal 2014 Anteile für etwa 103 Millionen Euro an M-Dax-Werten verkaufte. Neben der DeAWM gehörte auch Lampe Asset Management (531 Millionen Euro) zu den großen Verkäufern im M-Dax im dritten Quartal 2014. Einer der Top-Käufer im M-Dax war Blackrock, die ihr Engagement von 504 Millionen auf fast 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelte. 
Asiatische Investoren muss man in den Statistiken mit der Lupe suchen. Die Staatsfonds Temasek und GIC aus Singapur sind die einzigen nennenswerten nicht-strategischen Investoren aus Asien in M-Dax-Unternehmen. Laut den Studienautoren ist das Potential bei institutionellen asiatischen Anlegern für Investitionen in den deutschen Mittelstand heute noch sehr begrenzt. 
Weitergedacht könnte die hohe Quote der US-Anleger im M-Dax eine dämpfende Wirkung auf dessen Kursentwicklung haben. Wie Vermögensverwalter Dr. Jens Ehrhardt schon vor geraumer Zeit für den Dax anmerkte, wo US-Investoren ebenfalls dominieren, könnte sich diese Anlegergruppe aus Angst vor Währungsverlusten zurückziehen. 
portfolio institutionell newsflash 09.02.2015/Kerstin Bendix
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