Allianz: Lebensversicherungen sind ein Stabilisator auf dem Kapitalmarkt
Nach Ansicht des Allianz-Chefvolkswirts gibt es zu Lebensversicherungen kaum eine bessere Alternative. Trotz aller Kritik sei dieses Produkt sicher und rentabel.
Bereits seit einigen Jahren kursieren erhebliche Zweifel an der Überlebensfähigkeit von Lebensversicherungen. Die Probleme: Das Niedrigzinsniveau, Solvency II und die anstehenden Unisextarife machen dem Produkt das Leben schwer. Doch was wäre die Welt ohne Lebensversicherungen? Eine deutlich schlechtere. Davon ist der Chefvolkswirt der Allianz-Gruppe, Professor Michael Heise, überzeugt. Seines Erachtens gibt es kaum eine bessere Alternative für die Vorsorge für das Alter, zur Absicherung gegen Berufsunfähigkeit und Invalidität. „Aller Kritik zum Trotz sind Lebensversicherungen für die Menschen wichtig, sicher und rentabel“, so Heise. Damit schließt er sich einer Studie von Deloitte, dem Institut für Versicherungswirtschaft und dem Rückversicherer RGA an, die Mitte September veröffentlicht wurde. Laut dieser sehen die in Deutschland tätigen Lebensversicherungen ihr Geschäftsmodell nicht in Gefahr und räumen insbesondere Versicherungsprodukten mit Garantien gute Chancen für die Zukunft ein.
Dass man bei der Allianz an das Produkt „Lebensversicherung“, das dieses Jahr sein 250-jähriges Jubiläum feiert, glaubt, ist nicht sonderlich überraschend. Immerhin ist die Allianz gemessen an den Beitragseinnahmen einer der größten Lebensversicherer weltweit. Im ersten Halbjahr 2012 lagen die Beitragseinnahmen bei fast 13 Milliarden Euro. Das allein führte Heise jedoch nicht zu seinem Urteil, dass Lebensversicherungen quasi alternativlos sind. In der Oktober-Ausgabe von „Allianz Demographic Pulse“ nannte er mehrere Argumente, mit denen er seine These stützt.
Unter anderem verwies er auf die stabilisierende Wirkung, die Lebensversicherer aufgrund strenger Anlagevorschriften auf den Kapitalmarkt haben. „Lebensversicherungsunternehmen sind weltweit wichtige Akteure am Kapitalmarkt und tragen durch ihre langfristig ausgerichtete Anlagepolitik zur Stabilisierung der Kapitalmärkte bei“, so Heise. Welche Bedeutung den Lebensversicherungen derzeit zukommt, wird deutlich, wenn man sich die Höhe der angesammelten Kapitalanlagen vor Augen führt. Ende 2011 verwalteten Lebensversicherungen in Deutschland Gelder von 743 Milliarden Euro, in der Europäischen Union waren es insgesamt rund 5.400 Milliarden Euro. Auch in Japan und den USA sind Lebensversicherungen mit 2.705 bzw. 3.836 Milliarden Euro wichtige institutionelle Akteure, heißt es in der Ausgabe von Allianz Demographic Pulse.
Die strengen Anlagevorschriften, die sich etwa aus dem Versicherungsaufsichtsgesetzt ergeben, haben aber auch ihre Schattenseite. So hatten deutsche Unternehmen Ende 2011 beispielsweise weniger als vier Prozent ihrer gesamten Kapitalanlagen in Aktien investiert und können von dem Aufschwung an den Aktienmärkten 2012 nur bedingt profitieren. Gleichzeitig schmälert das derzeitige Niedrigzinsniveau die Renditen. Wie die Allianz anmerkt, sind die Lebensversicherer damit jedoch nicht allein. Auch alle anderen Anlageprodukte seien betroffen und böten weniger Verzinsung. „Die Menschen brauchen in unsicheren Zeiten ein verlässliches Produkt“, ist Heise überzeugt. Deshalb geht er davon aus, dass „Lebens- und Rentenversicherungen langfristig wichtige Bausteine der privaten Vorsorge bleiben werden“.
Als weiteres Argument führt Heise die demografische Entwicklung an: „Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft durch den Anstieg der Lebenserwartung einerseits und der Abnahme der Geburtenraten andererseits wird der Bedarf an kapitalgedeckter betrieblicher und privater Vorsorge weiter steigen.“ Die Allianz räumt ein, dass sich trefflich darüber streiten lasse, ob eine durchschnittliche Verzinsung von knapp vier Prozent im aktuellen Umfeld zu niedrig und unangemessen sei. Doch sei die Lebensversicherung nicht nur ein reines Kapitalanlageprodukt, sondern diene vielmehr auch der Absicherung von Lebensrisiken wie Altersarmut. Zudem seien Lebensversicherungen häufig der Schlüssel für die Verwirklichung des Traums von Eigentum.
portfolio institutionell newsflash 29.10.2012/kbe
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