Versicherungen
9. Juli 2024

Aller guten Dinge sind drei

Stetig steigende Aufwendungen verdammen Versicherungen zu Wachstum. Eine Möglichkeit ist in der Kapitalanlage das Drittgeschäft. Hier hegen große und mittelgroße Versicherungen Ambitionen. Bis zu den Relationen einer Allianz ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Ihr bestes Private-Equity-Investment jemals hat die Versicherung Axa mit hoher Wahrscheinlichkeit 1996 getätigt. Damals zeichnete die Axa jedoch keinen Fonds, sondern gründete mit Axa Private Equity einen General Partner. Ziele waren damals wohl weniger das Top Quartile, Double-digit Returns und Diversifikation als das Drittgeschäft. Der Legende nach soll der damalige Axa-CEO die Chefin des Private-Equity-Arms, Dominique Senequier, mit dem Versprechen motiviert haben, dass die Axa immer einen Franc dazugibt, wenn sie von Dritten zwei Franc eingesammelt hat.

Wesentlicher für den Erfolg eines Drittgeschäfts mit Alternatives dürfte jedoch gewesen sein, dass die heute noch amtierende Senequier 2008 einen sehr unternehmerischen Geist etablierte, indem sie auf höhere Gewinnbeteiligungen an erfolgreichen Exits bestand. Fünf Jahre später erfolgte ein Management-Buyout, der sicherlich für die Versicherung mit einem schönen Geldsegen verbunden war. Vor allem aber ist die Versicherung heute noch mit einem Anteil von rund zehn Prozent an den Fee-Einnahmen eines Private-Market-Spezialisten beteiligt, der Ende 2023 160 Milliarden Dollar an Assets zählte.

Das Drittgeschäft spielt für die Axa heute eine große Rolle. Der ­Asset-Management-Arm der Versicherung, Axa Investment Managers, kam Ende 2023 auf 844 Milliarden Euro an Assets under Management. Von diesen wiederum stammen 51 Prozent von Drittkunden. In der Schweiz verwaltet der Asset Manager der Swiss Life Ende 2023 256 Milliarden Franken für die Swiss-Life-Gruppe und davon mit 112 Milliarden fast die Hälfte für Drittkunden. Auch für die britischen Finanzkonglomerate ist das 3rd Party Business von Relevanz. Beim Finanzkonzern M&G, zu dem auch die Versicherung Prudential gehört, entfallen knapp die Hälfte der 343,5 Milliarden Pfund an Assets under Management and Administration auf das externe Geschäft. Aviva Investors managt 227 Milliarden Pfund an Assets, von denen 17 Prozent von externen Kunden ­stammen. Bei LGIM ist es eher umgekehrt. Der Vermögensverwalter managt 112 Milliarden Euro für ihren internen Kunden L&G und 1.226 Milliarden Euro für externe Investoren.

Mit einem prosperierenden Drittgeschäft erschließen sich auch deutsche Versicherungskonzerne immer wichtiger werdende Skaleneffekte, die gerade mit Blick auf IT-, Regulierungs- und Personalkosten benötigt werden. „Mit Blick auf die steigenden Aufwendungen im Versicherungsgeschäft ist es gut, wenn man die eigenen Ressourcen mit den Assets von Externen hebeln kann“, erklärt Jürgen Meyer, Geschäftsführer der Ampega Investment. Zu dieser generellen Einschätzung kommt in Köln aber auch eine hauseigene Motivation hinzu. „Die Ampega soll sich dem Wettbewerb stellen. Die steigende Nachfrage von Externen bestätigt die Qualität unserer Leistungen für den Konzern“, so Meyer.

Rückenwind verleiht dem Third Party Business bei potenziellen Kunden – auch wenn in diesen Monaten Versicherungen wenig Appetit auf Neuanlagen verspüren – die mit Blick auf Märkte und Regulierung zunehmende Komplexität in der Kapitalanlage. Davon profitieren primär Dienstleister, die schon allein dadurch, einen Versicherungs-Konzern im Rücken zu haben, glaubwürdig Assekuranz-Know-how nachweisen können. Vorbehalte, Wettbewerbern Geld anzuvertrauen, kommen heutzutage eigentlich nur noch auf, wenn zwischen Vorständen beider Häuser Animositäten bestehen.

Einen Trend zum Drittgeschäft sieht auch Heiner Weber, Partner bei Indefi, einem auf Asset Manager fokussierten Strategieberater. Weber erkennt sogar eine Gefahr für freie oder bankgebundene Asset Manager, wenn interne Management-Einheiten mit dem Konzernmutter-Geschäft des Versicherers im Rücken nach außen gehen. Als Gründe seien hier beispielhaft zu nennen: gesicherte Erlösbasis durch Zugriff auf das gesamte Sicherungsvermögen oder Teilen davon, verbunden mit dem Zugriff auf Seed Capital bei der Auflage neuer Produkte; Aufbau von versicherungsspezifischem Anlage-Know-how, das extern in der Akquise von Geschäft bei VAG-Bilanzierern genutzt werden kann. „Andererseits bieten sich für die Asset Management-Branche in einem verstärkten Zusammengehen mit Versicherern auch Chancen, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Angebot von Anlagestrategien für die reine Beitragszusage im Rahmen der Möglichkeiten, die das Betriebsrentenstärkungsgesetz eröffnet. Hier können Partnerschaften mit externen Asset Managern helfen, anspruchsvolle Kapitalanlagemodelle ohne Garantien zu entwickeln und gemeinsam bei den Sozialpartnern zu vertreiben“, so Weber. Es ist auch möglich – wenn auch bislang eher außerhalb von Deutschland –, dass klassische Asset Manager quasi den Spieß umdrehen. „Externe Asset Manager können durch Übernahmen von Versicherungen Zugriff auf deren Assets bekommen. Das war beispielsweise bei der Übernahme der niederländischen NN Investment Partners durch Goldman Sachs Asset Management der Fall“, so Weber.

Versicherer suchen Drittkunden – PE-Häuser Versicherer

Ein kleiner Exkurs: Auch für Private-Equity-Gesellschaften ist das Versicherungsgeschäft interessant. So steht hinter der Run-off-Gesellschaft Athora die Private-Asset-Größe Apollo. Deren Rivale Carlyle ist seit 2018 gemeinsam mit AIG an DSA Re beteiligt. Dabei geht es den Beteiligungsspezialisten nicht nur um die Wertsteiger­ungspotenziale im Versicherungssektor. Heiner Weber erläutert, dass es den Private-Equity-Gesellschaften auch um einen Zugang zu einer permanenten Quelle von Kapital geht. „Nach einer Übernahme oder Beteiligung werden Rückversicherungsgesellschaften auf Bermuda genutzt, um das Risiko auf der Bilanz der Versicherung mittels Rückversicherung zu vermindern. Damit wird mehr Risikokapital frei, welches wiederum in alternative ­Anlagen investiert werden kann. Dieses Kapital wird dann vom akquirierendem Private Equity Unternehmen verwaltet, was wiederum Umsatz in Form von Gebühren für dieses generiert“, so Weber. Carlyle sagte damals, dass eine strategische Asset-Management-Beziehung Teil dieser Transaktion sei, in der DSA Re und AIG zusammen sechs Milliarden Dollar in Carlyle-Strategien allokieren.

Hierzulande – aber auch im europäischen Vergleich – hat bislang vor allem die Allianz ein erfolgreiches Drittgeschäft aufgezogen. Ende vergangenen Jahres bewirtschaftete die Versicherungsgruppe 2.200 Milliarden Euro. Dazu steuerte das Drittgeschäft mit 1.700 Milliarden Euro den Großteil bei und dazu wiederum Pimco 1.346 und Allianz Global Investors (AGI) 366 Milliarden Euro. Ein margenträchtiges Wachstumsfeld sieht man bei dem Versicherungskonzern in Alternatives. Im Jahr 2018 wurde der hauseigene ­Alternatives-Spezialist Allianz Capital Partners der AGI zuge­ordnet. Fünf Jahre später ist das von AGI verwaltete Infrastrukturvermögen von 28 auf 51 Milliarden Euro gestiegen.

Allianz ist erster im Drittgeschäft

Bei anderen deutschen Versicherungen ist das Drittgeschäft ­überschaubarer, kann jedoch trotzdem signifikante Größen erreichen. So stammen von den von der Meag Ende 2023 verwalteten 340 Milliarden Euro immerhin 60 Milliarden von außerhalb der ­Munich-Re-Gruppe. Punkten bei Investoren außerhalb der eigenen Gruppe kann die Meag vor allem – wie die Allianz – mit Infrastructure Debt und damit mit einem Segment, das zumindest im Senior-Bereich sehr gut in das ALM von Lebensversicherungen passt. Zudem erweist sich Timber als Zugpferd. Ende Februar erfolgte das erste Closing eines Forstfonds mit Kapitalzusagen in Höhe von 207 Millionen Dollar von deutschen Versicherungen sowie der Pensionseinrichtung eines Dax-Konzerns.

Woanders ging jedoch ein Mandat an die Ampega – ebenfalls Tochter einer großen Versicherung – verloren. Die Talanx-Gesellschaft konnte von einem Dienstleister-Wechsel der Deutschen Steuer­berater-Versicherung profitieren. Die Kapitalsammelstelle kündigte ihrem Fiduciary Manager Willis Towers Watson Investments und ihrem Manager des Direktbestands, der Meag, die ­Mandate. Dafür wurde Anfang 2024 die Verwaltung der Kapitalanlagen im Volumen von einer Milliarde Euro auf die Ampega Investment als Fiduciary Manager übertragen, welche nunmehr die ganzheitliche Strukturierung, Steuerung und Überwachung der Kapitalanlagen gewährleistet sowie die Investmentauswahl vornimmt. Das Vertrauen der Deutschen Steuerberater-Versicherung zeige, so Ampega-Geschäftsführer Jürgen Meyer, „dass wir die ­passende Service-KVG für die Administration und das Portfolio­management für institutionelle Anleger sind“.

Weitere Mandate stammen beispielsweise von Evonik und der RAG-Stiftung. 2021 kamen die Assets der Frankfurter Leben hinzu. Seinerzeit sagte Christian Subbe, der damals bei der Frankfurter-Leben-Gruppe die Kapitalanlage verantwortete: „Wir freuen uns mit der Ampega einen Partner gefunden zu haben, der in der Lage ist, unsere Ansprüche an eine effiziente und skalierbare Administration von Kapitalanlagen umzusetzen.“ Insgesamt verwaltet die Ampega rund 174 Milliarden Euro und davon über 40 Milliarden im konzernfremden institutionellen Geschäft.

Ein klares Bekenntnis zum Drittgeschäft kam Ende März vom Konzern Versicherungskammer. Deutschlands größter öffentlich-rechtlicher Versicherer bewirtschaftete Ende 2023 knapp 70 Milliarden Euro, wovon etwa zwei Milliarden aus dem Drittgeschäft stammen. Künftig will man in der Asset-Klasse Immobilien Geld von externen Investoren einsammeln, wofür die Versicherung Anfang April die Tochter Versicherungskammer Real Estate GmbH gründete. Das eigenständige Unternehmen soll künftig das knapp acht Milliarden Euro schwere Immobilienportfolio des Konzerns betreuen. „Zudem soll die Expertise der rund 100 Mit­arbeitenden auch institutionellen Interessenten zur Verfügung stehen“, kündigt die in München ­beheimatete Versicherungskammer an.

Dem Drittgeschäft widmen sich hierzulande aber auch mittelgroße Versicherungen. Hier ist beispielsweise die Pro AM zu nennen, die ausweislich des Geschäftsberichts 2022 neben den hauseigenen Provinzial-Geldern für vier externe Mandanten in der Finanzportfolioverwaltung oder Anlageberatung tätig ist. Zu diesem Quartett zähle auch eine „bedeutende Altersvorsorgeeinrichtung“. Aktuell, so teilt die Tochter der zweitgrößten öffentlich-rechtlichen Versicherung mit, betreue man mehrere Milliarden für Gesellschaften außerhalb des Provinzial-Konzerns.

Ebenfalls ambitioniert unterwegs sind auch der in Hamburg ansässige Krankenversicherer Hanse-Merkur und seine Tochter Hanse-­Merkur Trust. Der Vermögensverwalter managt inzwischen etwa 14 Milliarden Euro und davon rund zwei Milliarden Euro für institutionelle Drittkunden. Um die Gelder kümmern sich 29 Mitarbeiter, die sowohl für die Hanse-Merkur Versicherungsgruppe als auch für die Drittkunden zuständig sind. Außerdem zählt die Hanse-Merkur Grundvermögen zu dieser Versicher­ungsgruppe welche, so die Erwartung, Ende dieses Jahres auf sieben Milliarden Euro an Assets under ­Management kommt. In diesem Betrag sind wiederum zwei Milliarden Euro von mehr als 70 Co-Investoren enthalten, die mit der Hanse-Merkur Versicherungsgruppe „Hand in Hand“ investieren.

Ein kritischer Punkt ist für Co-Investoren bei Real Assets – da diese nicht unendlich teilbar sind – ob der Konzern des Asset Managers die Filetstücke bekommt und die Drittkunden mit weniger nahrhaften Assets oder Fonds abserviert werden. Gesichert muss aber auch sein, dass die Transaktionen zustande kommen. Wie ­beispielsweise auch die Allianz auf den Private Markets geht die Hanse-Merkur bei Private Debt und Private Equity so vor, dass die Versicherung immer mindestens 50 Prozent des Dachfonds hält.

W&W Gruppe kooperiert mit BF Capital

Innovativ unterwegs ist die Wüstenrot & Württembergische-­Gruppe (W&W). Um Drittkunden für Private-Debt-Strategien zu gewinnen, startete der Finanzkonzern bereits im Herbst 2023 eine Kooperation mit dem Immobilienfinanzierungs-Spezialisten BF Capital (BF), die auch anteilsmäßig untermauert wurde.

Credit-Spezialist mit zwei Hüten: Eugenio Sangermano ist für BF und die W&W tätig.

Konkret gingen für das angestrebte 3rd Party Private Debt Business 35 Prozent der Anteile von BF an die W&W Asset Management und im Gegenzug im Oktober die verdienten und sehr erfahrenen W&W-Mitarbeiter Eugenio Sangermano und Berthold Garbas zu BF. „Seit Oktober sind wir beide nun bei BF. Jetzt unterstützen wir von hier aus bei der Verwaltung bestehender Private-Debt-Anlagen der W&W und wollen künftig Gelder von Dritten einwerben“, erklärt Sangermano.

Die Eigenkapital-Investments in Alternatives der W&W verbleiben beim Head of Private Markets der W&W Asset Management, Armin Beerwart. BF-Geschäftsführer Manuel Köppel, der bereits seit 2014 für das Stuttgarter Unternehmen arbeitet, teilt zu der Konstellation mit: „Die W&W ist unser Minderheitsaktionär und unser größter Kunde.“

Besonders interessant für die weitere Entwicklung von BF ist, dass man mit den neuen Mitarbeitern und dem neuen strategischen Mitgesellschafter das Angebotsspektrum von Real Estate Debt um Corporate Debt und Infrastructure Debt vergrößern kann. Potenziale sieht man bei BF grundsätzlich in allen Private-Debt-Segmenten. „Der Markt ist groß und Finanzierungen sind ein Wachstums-Case. Die W&W und BF wollen gemeinsam auf den drei Private-Debt-Feldern an Größe zulegen“, erklärt Berthold Garbas.

In den Segmenten Infrastruktur, Real Estate und Corporates wählt BF nun Manager aus und plant Fund-of-Funds-Strukturen. In Immobilienfinanzierungen – dem Stammgeschäft der BF – investiert das Debt-Unternehmen zumindest in Deutschland aber weiterhin auch direkt. „Wir wollen die Transformation und damit den langfristigen Werterhalt von Bestandsimmobilien finanzieren. Dafür vergeben wir Laufzeiten von 1,5 bis drei Jahren“, so Köppel. Das Finanzierungsinteresse insbesondere von Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken sieht Köppel im Fall von Immobilien insbesondere bei Wohnungen, da dieses Segment weniger komplex als gewerbliche Immobilien ist. Befürchtungen, dass Bestandskunden aus dem Versicherungssektor sich an dem neuen Miteigentümer stören, seien laut Köppel nicht gegeben: „Andere Versicherer stören sich nicht an einer klaren Minderheitsbeteiligung. Eine Mehrheitsbeteiligung wäre unseren bisherigen Investoren hingegen schwerer zu vermitteln gewesen.“

Versicherer kaufen GP-Stakes

Hilfreich für diese Form der Zusammenarbeit könnte neben der regionalen Nähe von W&W und BF auch ein globaler Blick ­gewesen sein. Beispielsweise pflegt die Axa seit 2005 eine Partnerschaft mit Capzanine, einem Finanzierungsspezialisten für kleine und mittelständische Unternehmen. Seit 2019 ist Axa mit 46 Prozent beteiligt. Sun Life hat seit vier Jahren mit 51 Prozent die Mehrheit am Alternative Credit Manager Crescent. Im Mai dieses Jahres hat sich der Krankenversicherer Aflac mit 40 Prozent am Credit-­Spezialisten Tree Line beteiligt. Die Beispiele zeigen, dass gerade Private Debt für Versicherungen eine attraktive Asset-Klasse ist.

Unterschiedlich zu anderen Asset-Management-Anbietern mit Versicherungshintergrund ist auch die Ampega unterwegs. Bei der Talanx-Tochter kommt – obwohl man erst seit fünf Jahren für ­externe Anleger tätig ist und dabei erst seit kurzem institutionelles Geschäft forciert – bereits jeder vierte Euro von außerhalb. Allerdings sind in dieser Quote auch die margenarmen White-Labelling-Aktivitäten enthalten.

Ampega-Geschäftsführer Jürgen Meyer sucht für den Talanx-Konzern Synergien im Drittgeschäft.

Im Service-KVG-Geschäft sieht Jürgen Meyer, Geschäftsführer der Ampega Investment GmbH, jedoch einen Wettbewerbsvorteil: „Administration ist ein langfristiges Business. Zudem können wir diese Kundenbe­ziehungen nutzen, um auch für Asset-Management-Mandate ins Geschäft zu kommen.“

Hinzukomme, dass man als Administrator auch gefragt wird, einer bestehenden, mitunter ausgewucherten Private-Markets-Landschaft einen richtigen Schnitt zu geben und mittels passender Fondsstrukturen und Vehikel auf Effizienz zu trimmen. „Je mehr Assets wir auf unsere Plattform bekommen, desto mehr Synergien entstehen“, erklärt Meyer.

Administration kann Tür zu Mandaten öffnen

Naturgemäß erreichen im In- und Ausland die großen Versicherungskonzerne die größeren Drittgeschäftsquoten. Zu den Gründen kann Meyer mit Blick auf das eigene Haus sagen: „Wir haben für europaweite Sachwert-Anlagen Teams für interne Kunden wie unsere Rückversicherung und Lebensversicherung aufgebaut, die sehr unterschiedliche Anforderungen haben. Wir können direkt Originatoren ansprechen und Kredite strukturieren. Für indirekte Anlagen haben wir schon vor Jahren Beziehungen zu guten GPs aufgebaut, von denen auch externe Anleger profitieren können. Weiter ist auch Rechtssicherheit ein großes Thema. Somit haben größere Dienstleister bessere Karten.“ Die Talanx hat bereits 2015 als Konsortialführer eine Projektanleihe im Volumen von 556 ­Millionen Euro zur Finanzierung des Offshore-Windparks Gode Wind 1 koordiniert. Die Größe hilft auch, in der Kundenbetreuung getrennte Teams für die interne und externe Kundschaft vorzu­halten. Dies hilft gegen die Befürchtung von Consultants und Drittkunden, dass möglicherweise alle Ressourcen für einen internen Kunden eingesetzt werden, wenn dieser ein Problem hat und dringend Unterstützung benötigt.

Ein Unterschied zu den beiden anderen großen nationalen ­Wettbewerbern mit Versicherungs-Know-how, AGI und Meag, ist, dass man keinen eigenen alternativen Fonds auflegt. AGI und Meag konnten mit Infrastructure-Debt-Vehikeln Milliarden einsammeln, auch weil insbesondere Lebensversicherer diese Asset-Klasse sehr schätzen. Ein eigener Fonds sei laut Meyer vorstellbar, wegen dem aktuell zähen Fundraising bei Versicherungen derzeit aber kein Thema.

Skalierungsbedarf nährt auch künftig 3rd-Party-Ambitionen

Die für den Erhalt des eigenen Apparats immer weiter steigenden Kosten forcieren die Suche nach Skalierungen. Andererseits können kleinere Anleger zwar nun ihre Anlageziele wieder mit plain vanilla Fixed Income erreichen. Auf Dauer dürfte es aber nicht ohne komplexere Asset-Klassen gehen, bei denen der Anbieter nicht nur die Märkte, sondern auch die Anlagebedürfnisse eines VAG-Anlegers verstehen sollte. Zudem müssen auf den Private Markets auch die Incentives hinterfragt werden, wenn es den Anlegern nicht nur um Wertstabilität und Reportings, sondern auch um Returns geht. Andererseits haben viele kleinere Anleger grundsätzliche Bedenken, ob sie für einen Großanbieter wirklich wichtig sind. Am Ende dürfte – wie so oft im institutionellen Geschäft – die persönliche Schiene mitentscheidend sein, ob man 3rd Party Business in größeren Dimensionen betreiben kann. Das Interesse ist auf jeden Fall auf beiden Seiten gegeben.

Mit Anpassungen vom 10. Juli zum Axa-Anteil an Ardian

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