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11. Mai 2023

Afrikanische Staaten zahlen enorme Kreditzinsen

Eine Auswertung des IfW Kiel wirft ein Schlaglicht auf Kredite afrikanischer Staaten. Sie zahlen privaten und chinesischen Geldgebern sehr viel höhere Zinssätze als öffentlichen Finanzinstitutionen.

Die Schulden Afrikas sind seit dem Jahr 2010 sehr stark angewachsen. Das zeigt eine Auswertung des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). Ausgangspunkt dafür ist der neue und frei zugängliche Datensatz Africa Debt Database (Who Lends to Africa and How? Introducing the Africa Debt Database) des IfW Kiel. Er enthält Informationen von mehr als 7.400 Darlehen und Anleihen von über 50 verschiedenen öffentlichen und privaten Geldgebern zwischen den Jahren 2000 und 2020 mit einem Gesamtvolumen von 790 Milliarden US-Dollar.

Der Datensatz zeichne erstmals ein detailliertes Bild der Schulden Afrikas. Es werde deutlich, dass afrikanische Staaten privaten und chinesischen Geldgebern sehr viel höhere Zinssätze bezahlen als öffentlichen Finanzinstitutionen wie der Weltbank. „Da sich viele Länder gleichzeitig Geld von privaten und von öffentlichen Gläubigern leihen, bedeutet dies, dass am Ende Steuerzahler die Rendite privater Investoren und chinesischer Banken bezahlen“, sagt Dr. Christoph Trebesch, Forschungsdirektor und Schuldenforscher am IfW Kiel.

Kreditzinsen von bis zu zehn Prozent

Den Angaben zufolge erhalten private Geldgeber von afrikanischen Staaten Kreditzinsen von bis zu zehn Prozent. Dies seien in erster Linie die Käufer afrikanischer Staatsanleihen, etwa Investmentfonds, berichten die Wirtschaftsforscher. Im Durchschnitt liege die Verzinsung privater Investoren bei 6,2 Prozent.

Dagegen erhielten öffentliche Gläubiger im Schnitt nur 1,1 Prozent. Zu ihnen zählen etwa die Weltbank, der Internationale Währungsfonds oder einzelne Staaten. Dem IfW Kiel zufolge sind Kredite aus Deutschland und Frankreich mit durchschnittlich 1,7 Prozent verhältnismäßig teuer, am günstigsten seien Darlehen aus Japan mit 0,5 Prozent.

China nimmt als Gläubiger eine Sonderrolle ein, heißt es. Zwar würden die Kredite ebenfalls aus staatlicher Hand beziehungsweise über staatliche Banken vergeben. Gleichwohl verlange Peking mit durchschnittlich 3,2 Prozent deutlich höhere Zinsen als die übrigen öffentlichen Gläubiger.

Bedenklich sei, dass zahlreiche Länder wie etwa Ägypten oder Kenia sich gleichzeitig Geld sowohl bei privaten Anlegern als auch in großem Umfang bei öffentlichen Geldgebern leihen, erläutert IfW-Forschungsdirektor Trebesch. Das bedeutet, dass „mit den günstigen Krediten aus öffentlicher Hand – also letztlich Steuergeld – die hohen Renditen privater Investoren wie Hedgefonds querfinanziert“ würden. Dasselbe gelte für chinesische Kredite afrikanischer Länder, „die teilweise mithilfe günstiger Entwicklungskredite aus dem Westen bedient werden“.

Riesiger Kapitalbedarf in Afrika

Afrikanische Staaten verzeichneten in den letzten 20 Jahren teils sehr hohe Wachstumsraten, so das IfW Kiel. Diese gingen einher mit hohem Kapitalbedarf, etwa für grundlegende Infrastruktur. Laut den Auswertungen der Forscher wurden im Jahr 2000 gut 50 Kredite mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden US-Dollar aufgenommen. 2020 waren es über 80 Kredite mit einem Volumen von über 80 Milliarden US-Dollar.

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