Aufbruch zu höheren Aktienquoten
Die Debeka fokussierte sich über Jahre auf Anleihen mit zweifelloser Bonität und blieb gegenüber Aktien abstinent – mit großem Erfolg. Dem Marktumfeld geschuldet braucht es nun aber eine neue Anlagestrategie, in der Aktien eine wichtigere Rolle zukommt. CFO Ralf Degenhart erklärt den Portfolioumbau.
Welche IT nutzen Sie für das Management der Aktien?
Zur Informationsbeschaffung für die Aktienauswahl nutzen wir Factset und Bloomberg. Für den Handel bedienen wir uns der Infrastruktur einer KVG. Das ist eine kosteneffiziente Lösung. Eine eigene KVG wollen wir nicht aufsetzen, da die eigentliche Finanzportfolioverwaltung unser Kern ist. Für den effizienten Betrieb einer eigenen KVG reichen unsere Skalierungspotenziale nicht aus.
Was ist die Aktienstrategie der Debeka?
Wir wollen mit Aktien keine kurzfristige Performance, sondern legen Wert auf ein solides, langfristiges Vermögenswachstum. Uns geht es nicht darum, in fallenden Märkten weniger schlecht als die Benchmark abzuschneiden. Wir wollen in Aktien von gesunden, wachsenden Unternehmen in Branchen und Märkten mit guten Zukunftsaussichten investieren. Zudem sollen diese Unternehmen eine ordentliche Dividendenrendite aufweisen, da wir schließlich für die GuV stabile Erträge brauchen. Praktisch haben wir über entsprechende Kennzahlen ein Anlageuniversum erstellt, in dem wir dann über fundamentale Analysen ein Stock Picking betreiben. Wichtig ist dabei wie in jeder Asset-Klasse eine Diversifikation nach Sektoren, Regionen und Einzeltiteln. Es gilt, Klumpenrisiken zu vermeiden.
Ist dies auch die Strategie für die chancenorientierte Rentenversicherung?
Nein. Für unsere chancenorientierte Rentenversicherung stellen wir aktuell ein Portfolio an Aktien-ETFs zusammen.
Was sind die Zielquoten für die einzelnen Versicherungsgesellschaften? In der Vergangenheit lagen unsere Aktienquoten bei 0,3 Prozent, aktuell sind wir etwa zu 0,6 Prozent in Aktien investiert. Das klingt wenig, absolut betrachtet ist aber eine Verdopplung im Vergleich zu vor zwei bis drei Jahren viel. Mittlerweile unterscheiden sich die Quoten der einzelnen Versicherungsunternehmen auch. Die Eigenmittelanforderungen von Solvency II für Aktien sind nun mal eine wichtige Nebenbedingung. Allgemein weisen deutsche Lebensversicherungen dem Geschäftsmodell geschuldet eher geringe Solvenzquoten auf. Das macht Aktienanlagen kapitalintensiv und entsprechend teuer. Dafür können wir in der Kranken- und in der Sachversicherung schneller Aktien aufbauen. Abhängig von der Gesellschaft liegen somit die Aktienzielgrößen für die nächsten zwei bis drei Jahre zwischen ein und drei Prozent. Der Rücksetzer am -Aktienmarkt im vergangenen Jahr kommt uns ganz gelegen für unser Vorhaben, den Aktienbestand kontinuierlich über ein Cost Averaging aufzubauen.
Laut GDV sind Krankenversicherungen im Schnitt zu 4,5 Prozent in Aktien investiert. Wie lange wird die Debeka für dieses Level brauchen?
Der Branchendurchschnitt ist für uns hier keine Orientierungsgröße. Aber um eine solche Größe zu erreichen, bräuchten wir sicher mehr als fünf Jahre. Schneller würde es im Falle eines gemächlichen Zinsanstiegs gehen, da wir dann mehr Risikokapital zur Verfügung hätten.
Nach Solvency II ist jeder in Aktien investierte Euro mit 39 Cent Eigenkapital zu unterlegen. Wären Wandelanleihen oder High Yields wegen ihrer Korrelation zu Aktien nicht hilfreicher, um Aktien-Exposure aufzubauen? Overlays schonen die Eigenmittel ebenfalls.
Die SCR-Unterlegung lässt sich durch Overlay-Strategien vermindern. Darüber denken wir nach. Dann hätten wir wegen der geringeren Volatilität die Möglichkeit, trotz steigendem Volumen unsere Eigenmittel zu schonen. Andererseits nimmt ein Overlay aber auch Chancen. Zu High Yields: Wir sind ein relativ konservatives Haus und in den historischen Ausfallraten spiegeln sich die Risiken von High Yields. Aktuell liegen die Renditen auch kaum über denen von Dividenden. Wenn wir nicht überzeugt sind, investieren wir nicht – unabhängig davon wie hoch der Anlagenotstand ist.
Mit Wandelanleihen haben wir uns beschäftigt. Da gibt es die unterschiedlichsten Ausgestaltungen, die alle ihre eigenen Risiken haben und spezielle Expertisen erfordern. Um bei einem Volumen von 100 Milliarden Euro etwas bewegen zu können, muss man auch ein größeres Exposure in einer Asset-Klasse aufbauen können. In Einzelfällen mögen Wandelanleihen aber interessanter als Aktien sein.
Im Fall eines Stock Picking ist ein Overlay aber keine besonders effiziente Absicherung.
Wir lassen Indizes nicht gänzlich aus dem Auge. Richtig ist aber, dass unsere Overlay-Überlegungen mehr regulatorisch bedingt sind.
Dann kostet Regulatorik Rendite?
Je nach Marktentwicklung. Ist diese negativ, führt Regulatorik nicht zu Einbußen.
Die SCR für Private Equity liegt bei 49 Prozent. Dafür ist die Rendite auch höher als bei Aktien. Wäre privates attraktiver als gelistetes Equity?
Wir haben Private-Equity-Fonds. Die Krankenversicherung investiert zum Beispiel in Unternehmen aus dem Med-Tech-Sektor. Als größter deutscher privater Krankenversicherer sehen wir uns auch in einer gewissen Verpflichtung, den medizinischen Fortschritt zu unterstützen. Mit diesen Investments hat die Debeka vor zwei bis drei Jahren begonnen. Damals haben Herr Florian und ich einige Projekte aufgesetzt, die sich nun trotz unseres gigantischen Fixed-Income-Portfolios wahrnehmbarer entwickeln.
Ist Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage für die Debeka ein Hygienefaktor oder Risikomanagement?
Einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit liegt Nachhaltigkeit in den Genen. Wir sind im Kollektiv unterwegs und auf Kontinuität ausgelegt. Darum haben wir auch schon in der Vergangenheit darauf geachtet, nachhaltig zu investieren. Primär haben wir Ausschlusskriterien angewandt, was jedoch einen enormen manuellen Aufwand verursacht hat.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aktien | Investoreninterview | Niedrigzinsphase | Strategische Asset Allocation (SAA)
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