Schwarzer Schwan
7. September 2018
Langlebigkeit und Yacht-Längen
Der Brexit kann Wladimir Putin nicht nur geostrategisch, sondern auch finanziell in die Karten spielen.
Viel Bemerkenswertes und Überraschendes hat sich in den vergangenen Tagen wieder getan. Zum Beispiel in Russland: Mittels Fernsehansprache wandte sich Präsident Putin an „sein“ Volk, um diesem zu verkünden, dass das Renteneintrittsalter um gleich fünf Jahre erhöht wird – interessanterweise ohne dafür dem „Westen“ die Schuld zu geben. Vielmehr verwies er zur Begründung auf Demografie, gestiegene Lebenserwartung und leere Kassen.
Warum jedoch Geld für Kriege in Syrien und in der Ukraine, für Olympia und Fußball-WM sowie für Engagements im amerikanischen Wahlkampf da ist, erläuterte Putin nicht. Wenig Erläuterungen bedarf aber, warum das neue Renteneintrittsalter für russische Männer nun bei 65 Jahren liegt: Die durchschnittliche Lebenserwartung der russischen Männer beträgt mit derzeit 66 Jahren nur ein Jahr mehr.
In Großbritannien wiederum könnte der Brexit einmal zur Folge haben, dass England eines Tages der 51. Stern auf der Flagge einer ehemaligen Kolonie wird. Brexit-bedingt konkretisiert hat sich bereits der Absturz des britischen Pfunds. Zu den Leidtragenden des schwächelnden Pfunds zählen nicht zuletzt die ausländischen Profi-Fußballer in der Premier League, deren Millionen-Gagen an Wert verlieren. In den vergangenen drei Jahren hat der Euro gegenüber dem Pfund vor allem auf Grund des Brexits um 23 Prozent zugelegt.
Bingo statt Fifa 19
„Das schwächere Pfund erschwert es den Vereinen bereits jetzt, Spieler unter Vertrag zu nehmen“, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Vorsitzenden des FC Burnley. Der Club macht sich deshalb für eine zweite Brexit-Abstimmung stark. Und bei Manchester United möchten anscheinend manche Spieler lieber in Euro bezahlt werden, was der Verein jedoch ablehnte.
Die Spieler suchen nun nach Hedge-Möglichkeiten. Naheliegend wäre, das Salär eben auf der Insel zu verjubeln. Statt dem obligatorischen Yacht-Urlaub in der Karibik könnte man auch einmal das Seebad Blackpool beehren. Oder statt Fifa 19 zu zocken, lieber Bingo spielen. Ein preisliches Äquivalent zum neuen Ferrari 488 Pista Spider wären 13 Minis. Die Spieler sind jedoch weniger kreativ: Laut dem Devisen-Dienstleister Argentex sind seit dem Brexit-Votum die von Sportlern abgesicherten Beträge um 43 Prozent gestiegen.
Die Spieler suchen nun nach Hedge-Möglichkeiten. Naheliegend wäre, das Salär eben auf der Insel zu verjubeln. Statt dem obligatorischen Yacht-Urlaub in der Karibik könnte man auch einmal das Seebad Blackpool beehren. Oder statt Fifa 19 zu zocken, lieber Bingo spielen. Ein preisliches Äquivalent zum neuen Ferrari 488 Pista Spider wären 13 Minis. Die Spieler sind jedoch weniger kreativ: Laut dem Devisen-Dienstleister Argentex sind seit dem Brexit-Votum die von Sportlern abgesicherten Beträge um 43 Prozent gestiegen.
Von mehr Kreativität zeugt die Überlegung, die FX-Risiken der circa 350 ausländischen Profi-Fußballer in der Premier League gegen die Rentenverluste oder die Langlebigkeitsrisiken der etwa 145 Millionen zählenden russischen Bevölkerung zu swappen und so Risiken zu reduzieren. Von den Volumina her sollten diese beiden Risiken vergleichbar sein. Für eine solche Kombination spricht auch, dass der russische Oligarch Roman Abramowitsch über eine Milliarde Euro in den FC Chelsea gepumpt hat.
Hedge für Fußballer und Rentner
Oder man entwickelt Hedging-Instrumente für Fußballer und russische Rentner, indem man diese Risiken mit einer anderen Entwicklung verknüpft: In Norwegen wird derzeit die mit 182,6 Metern längste Motor-Yacht der Welt gebaut. Laut der Zeitschrift Boote Exclusiv werden die Mega-Motoryachten immer länger. Die „Eintrittskarte“ für den Club der Top-200-Yachten sei auf 70 Längenmeter angestiegen.
Was sich anbietet, ist, russische Langlebigkeits-Risiken mit dem Längen-Wachstum bei Mega-Yachten zu hedgen. Das macht insofern Sinn, da 2018 bei den Eigner-Nationalitäten erstmals russische Besitzer das Top-200-Yacht-Ranking dominieren.
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