Schwarzer Schwan
20. April 2018

Vollbremsung!

Als Automobilzulieferer muss man wendig bleiben. Schaeffler kann nicht nur Kugellager bauen, sondern auch Bremsen auf ihre Wirksamkeit testen.

Die vergangenen Tage werden die Führungskräfte und die Großaktionärin des Automobilzulieferers Schaeffler so schnell nicht vergessen. Mit Volldampf steuerten sie auf die am heutigen Freitag (20. April) stattfindende Hauptversammlung zu, bei der die Kleinanleger – allesamt Inhaber stimmrechtsloser Vorzugsaktien – lernen sollten, wie sich auch im Jahr 2018, mitten in der Bundesrepublik, ein börsennotiertes Unternehmen nach Gutsherrenart regieren lässt.
Für diesen Tag war nämlich eine Abstimmung geplant, bei der es darum gehen sollte, nicht notierte Stammaktien der Familie Schaeffler in börsennotierte Vorzugsaktien umzuwandeln. Sie merken schon, der Satz läuft darauf hinaus, dass es nun doch nicht dazu kommen wird. Konzernchef Klaus Rosenfeld und Großaktionär Georg Schaeffler verzichten auf ihre Umwandlungspläne, da wohl der eine oder andere Anleger Lunte gerochen hatte. Vollbremsung am vergangenen Montag. Was war da los? 
Schaeffler hatte im März vollmundig angekündigt, sich mit der Umwandlung eines Teils seiner nicht notierten Stammaktien in Vorzugsaktien mehr finanzielle Flexibilität verschaffen zu wollen. Wer hier flexibler geworden wäre, ist vor allem die Gründerfamilie. Braucht eventuell die 76-jährige Unternehmenseignerin Maria-Elisabeth Schaeffler Liquidität, um ihren Lover, den gleichaltrigen und früheren Präsidenten des BDI, Jürgen Thumann, halten zu können? Kitzbühel ist eben ein teures Pflaster. 
Konkret sahen die Pläne die Änderung von 166 Millionen der von der Schaeffler-Familie gehaltenen 500 Millionen Stammaktien in stimmrechtslose Vorzugsaktien vor. Clever an den Plänen war, dass die Aktien zunächst weiter von der Schaeffler-Familienholding gehalten werden sollten. Der Stammaktien-Anteil hätte sich auf 334 Millionen oder 50 Prozent verringert. Da die Inhaber der übrigen 50 Prozent der Schaeffler-Papiere aber kein Stimmrecht haben, hätte die Familie auch künftig das uneingeschränkte Sagen gehabt – und als frischgebackener Vorzugsaktionär noch von einer höheren Dividende profitiert. Wenn der Sprung auf das glatte Börsenparkett geklappt hätte, hätte Maria-Elisabeth vielleicht sogar der BMW-Erbin Susanne Klatten den Titel „deutsche Dividendenkönigin“ abluchsen können. Aber: hätte, hätte, Börsenparkettglätte. 
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