Schwarzer Schwan
27. Oktober 2017
Welcome to my world
Wie man Milliardär wird und vor allem bleibt. In Russland braucht es hierfür ein gutes Beziehungsmanagement.
Das muss man sich mal vorstellen: Alle zwei Tage avanciert ein weiterer Asiate zum Milliardär, und erstmals gibt es in Asien mehr Milliardäre als in den USA – den Unternehmern in der „Volksrepublik“ China sei Dank. Dies ist dem neuen Billionaires Report von UBS und PWC zu entnehmen. Ein Trost für den alten Geldadel in Europa und den USA: Deren Vermögen haben eine höhere Persistenz über der Milliardengrenze. In Deutschland weisen bekanntlich auch die kleineren Vermögen eine hohe Trägheit auf. Die Asset-Klassen Bargeld, Festgeld, Tagesgeld und Lebensversicherungen zeichnen sich eben durch eine höhere Stabilität aus als Unternehmertum in Asien.
Einen erhellenden Einblick dazu, wie man in Russland sein mühsam Erspartes zusammenhält, gab einmal der Milliardär Wladimir Jewtuschenkow. Demnach gelten für Russlands Kaste der Superreichen besondere Spielregeln, die „Spiegel Online“ als kleines Oligarchen-Einmaleins bezeichnete: Ruhig schlafen könnten jene Milliardäre, deren politisches Gewicht dem Umfang ihrer Firmenimperien entspreche. Überstiegen aber „die Abmessungen des Geschäfts das Maß des politischen Einflusses, ist es sehr schwer, das eigene Business zu behalten", sagte der Milliardär einem TV-Sender.
Nicht zuletzt wird das politische Gewicht mit der Freundschaft zu Präsident Wladimir Putin aufgewogen. Zu ihm pflegen viele der 96 russischen Oligarchen enge Bande. So investiert laut Forbes der reichste Russe, Leonid Mikhelson, gemeinsam mit einem Schwiegersohn von Putin. Die Milliardärs-Zähler von Forbes berichten weiter, dass das US Department of Treasury davon ausgehe, dass Milliardär Gennady Timchenko gemeinsam mit Putin investiere. Co-Investments mit einem russischen Präsidenten erschließen interessante Netzwerke. Milliardär Arkady Rotenberg und Putin kennen sich aus dem Judo-Club. Den Milliardär Yuri Kovalchuk bezeichnet das US Department of Treasury als persönlichen Schatzmeister Putins.
Gemeinsam geht man eben leichter durchs Leben. Dies ist auch dem Wikipedia-Eintrag von Milliardär Alisher Usmanov zu entnehmen, den ein ehemaliger britischer Botschafter in Usbekistan als „schändlichen Schurken, Verbrecher, Heroin-Schieber und angeklagten Vergewaltiger“, kritisierte. Usmanov scheint aber auch ein großer Pragmatiker zu sein: „Ich bin stolz, Putin zu kennen“, ist in Forbes zu lesen.
Und Putin selbst? Ihn führt Forbes nicht auf der Milliardärs-Liste. Dabei schätzen verschiedene Russland-Experten sein Vermögen wahlweise auf 40 oder sogar auf sagenhafte 200 Milliarden Dollar. In Putins Steuererklärung 2015 finden sind allerdings nur Einnahmen von 139.000 Dollar und als Besitztümer eine 77-Quadratmeter-Wohnung, drei noch in der Sowjetunion gefertigte Autos und ein Wohnwagen. Komisch: Putins Sprecher, Dmitri Peskow, gab laut N-TV seine Einkünfte für das Jahr 2015 mit 553.000 Dollar an.
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portfolio institutionell
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