Schwarzer Schwan
19. Mai 2017

Sturm im Bierglas

Der Münchner gibt sich gern großzügig und hat auch mit der Globalisierung keine Probleme: „Geh Spatzl, mogst noch a Maßerl zu daim Sushi?“

Nach dem Willen von Wiesn-Chef Josef Schmid, CSU, wäre der Preis für diese Maß auf dem Oktoberfest bis 2019 auf 10,70 Euro gedeckelt gewesen. Nach dem Veto gegen das Betriebsrentenstärkungsgesetz, der Ausländermaut und dem intriganten Gegockele zwischen den Möchtegern-Franz-Josefs Seehofer und Söder kam also mit der Bierpreisbremse nach langer Zeit endlich auch mal wieder etwas Vernünftiges aus den Reihen der CSU. Halleluja, sog i!
Die Bierpreisbremse ist eine Familienförderung, bei der auch einmal an den Papa gedacht wird. Der Vorschlag Schmids war auch gut durchdacht: Als Ausgleich für die armen Wiesnwirte, die unter der Preisdeckelung gelitten (und darob wahrscheinlich noch schlechter eingeschenkt) hätten, wäre die Wiesn nach Schmids Willen um einen Tag verlängert worden. Eine salomonische Lösung!  
Doch statt einer Heiligsprechung  Josef Schmids, des großen Reformators und Schutzpatrons aller Bierdimpfl, geschah es, dass Schmid lediglich schnöde Populismusvorwürfe erntete und der Stadtrat gegen die Bierpreisbremse stimmte. Offenbar hatten die Stadträte Angst um ihr Freibier in ihrer Stadtratsbox. Gegen den Vorschlag Schmids wurde sogar Ludwig Erhard, der Schutzheilige der Sozialen Marktwirtschaft, instrumentalisiert. „So ein Schmarrn“, konterte Josef Schmid in der FAZ. „Die Wiesn ist kein Markt, sondern eine öffentliche Einrichtung.“ Genau beziehungsweise genauer gesagt: ein Kulturgut.
Doch der Rat der Stadt München kann auch gute Gründe für steigende Preise für sich reklamieren. Die andauernden Preisanstiege trafen bislang immer auf eine unelastische Nachfrage und somit steigern steigende Bierpreise das Bruttosozialprodukt. Zweitens ist die Unterstützung der Ärmsten der Armen, nämlich der Wiesnwirte, weiterhin gesichert. Drittens bleibt der Status eines Bierzelts als bester Inflationsschutz erhalten. Eine Wiesn-Maß ist nämlich nicht nur gesund, sondern für den Betreiber auch ein perfekter Inflations-Hedge. Die durchschnittliche Preissteigerung per annum für die Maß Bier liegt nämlich bei knapp vier Prozent! A bisserl was geht halt immer!
In diesem Sinne wünscht die Redaktion von portfolio ein schönes Mai-Wochenende.
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert