Das Performance-Paradox bei der Harvard-Universität
Bonuszahlungen in Millionenhöhe sind im Investmentbanking nicht unüblich. Doch auch die Stiftung von Harvard leistete horrende Bonuszahlungen an ihre Investmentprofis – trotz Underperformance im Vergleich zu den Peers.
Die Universitätsstiftungen in den USA gelten als Sinnbild für erfolgreiches Kapitalanlagemanagement, schließlich glänzen sie Jahr für Jahr – mit Ausnahme der Finanzkrisenjahre – mit zweistelligen Renditen. Auch wenn sich dieses Bild mit Ausbruch der Finanzkrise ein Stück weit relativierte, hören deutsche Stiftungen nach wie vor des Öfteren, dass sie sich die Anlagestrategie von Yale & Co. zum Vorbild nehmen sollten – insbesondere mit Blick auf das nicht enden wollende Niedrigzinsumfeld. Als wenig vorbildhaft entpuppten sich nun jedoch die Vergütungsstrukturen bei der Harvard Universität. Als „träge, fett und dumm“ bezeichneten Angestellte der Eliteuniversität die Führungsriege der Stiftung in einem Stiftungsreport von McKinsey & Co, wie Bloomberg Ende Oktober berichtete.
In einer breit angelegten Untersuchung nahm das Beratungsunternehmen die Benchmark der 35,7 Milliarden Dollar schweren Harvard Stiftung unter die Lupe. „Dies ist der einzige Ort, den ich kenne, an dem die Leute die Benchmark verhandeln können, nach der sie vergütet werden“, zitiert Bloomberg aus dem Report. Dies sei ein perfektes Beispiel für das sogenannte Performance-Paradoxon: Jahr für Jahre wurde eine Performance oberhalb der Benchmark ausgewiesen, während Harvard im Vergleich zu anderen Universitätsstiftungen, wie Yale, Princeton und MIT hinter deren Renditen zurückblieb. Schuld an der schwachen Leistung sollen die höheren Vergütungen sein. Dies soll die McKinsey-Studie vom April 2015, die nicht veröffentlicht wurde, aufgedeckt haben.
Diese Studie fokussierte sich in ihrer Untersuchung auf die fünf Jahre bis Juni 2014, eine Periode, in der die Managervergütung anschwoll. Wie Bloomberg berichtete, zahlte Harvard ihren elf Money Managern insgesamt 242 Millionen Dollar. Davon entfielen 90 Prozent auf Bonuszahlungen, wie Steuermitteilungen zeigen sollen. Im letzten Jahr des untersuchten Zeitraums lag die Vergütung bei 65 Millionen Dollar und damit doppelt so hoch wie fünf Jahre zuvor.
In den fünf Jahren bis Juni 2014 erzielte Harvard eine jährliche Rendite von durchschnittlich 11,2 Prozent. Diese Zahl ist für sich genommen sehr gut, im Vergleich mit Princeton (14 Prozent), Yale (13,5 Prozent) und dem MIT (13,2 Prozent) jedoch deutlich schlechter. Die relative Underperformance kostete Harvard 3,5 Milliarden Dollar, wie Bloomberg berichtet. Würde die Eliteuniversität an ihrer Vergütungsstruktur nichts ändern, droht ihr der Verlust des Status als weltgrößte Stiftung vor Yale, warnte die Beratungsgesellschaft.
Die Harvard-Stiftung hat diese Warnung offenbar gehört und reagiert. Eine Sprecherin ließ gegenüber Bloomberg wissen, dass man die Vergütung umgebaut habe, „um die Interessen der Investmentprofis und jene der Universität weiter anzugleichen“. Der neue Plan binde die Bezahlung an „angemessene Branchen-Benchmarks“. Weiter hieß es, dass ein signifikanter Anteil zurückgehalten und auch nicht ausgezahlt werde, wenn die Entwicklung nicht nachhaltig ist.
Am besten verdiente in den fünf Jahren bis Juni 2015 Andrew Wiltshire, der für die alternativen Investments zuständig war. Er verdiente insgesamt 38 Millionen Dollar. Der zweitbeste Verdiener bei Harvard war Alvaro Aguirre, der die Beteiligungen an natürlichen Ressourcen, wie Farmland und Wald, überwachte. Er kam in den vier Jahren, in denen er vergütet wurde, auf 25 Millionen Dollar. Beide haben Harvard im vergangenen Jahr verlassen.
Jane Mendillo, die bis Ende 2014 Chief Executive Officer war, bezahlte Harvard in den fünf Jahren insgesamt 37 Millionen Dollar – und damit doppelt so viel wie David Svensen bei der Yale Universität. 2014 verdiente dieser nach einer kräftigen Gehaltserhöhung von 44 Prozent 5,1 Millionen Dollar, erzielte in den vergangenen fünf Jahren (Stand: Juni 2015) jedoch mit 14 Prozent die höchste Rendite aller Universitätsstiftungen. Im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten an der Wall Street sind diese fünf Millionen Dollar jedoch eine überschaubare Summe.
portfolio institutionell newsflash 28.10.2016/Kerstin Bendix
Schreiben Sie einen Kommentar