Schwarzer Schwan
20. Mai 2016
Briefe mit Brisanz
Gute Freunde kann niemand trennen – außer missglückte und fuchsig machende Briefwechsel.
„Lieber Eric“ – so begannen einige Briefe, die vor etwa drei Jahren an Eric Sarasin adressiert waren. Absender: Carsten Maschmeyer. Der Finanzunternehmer sorgte sich um die von ihm erwarteten Steuerrückerstattungen aus einer pfiffigen Aktienstrategie, bei der die Nachhaltigkeitsbank Sarasin Aktien rund um den Dividendentag fleißig gehandelt und in die Maschmeyer viele Millionen investiert und in den Sand gesetzt hatte. Die Briefe an den lieben Eric sind rührende Freundschaftsbekundungen, in denen Maschmeyer beispielsweise sein Vertrauen in Eric Sarasins Zusagen als Freund und Kunde versichert oder seinem Brieffreund dankt, dass „Du die Heilung des Problems so unbürokratisch und konstruktiv angehst“. Da Maschmeyers Ton aber nie so ganz mit seinen (rechtlichen) Handlungen und seinem au(f/s)fälligen Verhalten gegenüber einem Sarasin-Kundenberater übereinstimmte, erntete Carsten von seinem Brieffreund Eric ein eher distanziertes Antwortschreiben: „Wie Sie als Unternehmer, Berater und Finanzinvestor wissen, sind mit solchen Anlageformen generell Gefahren und Risiken verbunden.“
Fuchsbriefe bitten zum Diktat
Es ist schade, dass ansonsten in der Finanzbranche in der Regel mit dem Begriff „Brief“ nur noch „Geld“ und damit die Preisvorstellungen von Verkäufern und Käufern an der Börse verbunden werden. Dass es auch anders geht, zeigte diesen Monat aber nun – wer sonst – der Verlag Fuchsbriefe. In einem sehr selbstbewussten Schreiben machte Fuchsbriefe Banken, Vermögensverwalter und Multi-Family-Offices ein Angebot, das diese nicht ablehnen können. Verkündet wurde den Adressaten das Projekt „Trusted Wealth Manager“, für das man um Selbstauskünfte der Anbieter bittet. „Dies ist letztlich auch in Ihrem Sinne“, schreibt Fuchsbriefe positiv motivierend. Schlau wie ein Fuchs arbeitet Fuchsbriefe in dem Schreiben aber auch mit negativer Motivation: „In unserem Monitoring werden wir als Ampelzeichen anzeigen, ob wir eine Selbstauskunft erhalten haben oder nicht. Dies beeinflusst wiederum die Vertrauensampel, die anzeigt, ob aus unserer Sicht ein Haus voll vertrauenswürdig im Sinne eines fairen Umgangs mit seinen Kunden ist.“
Bei so viel guter Absicht kann man es als total gemein und fies oder sogar als undankbar ansehen, dass es Adressaten gibt, die das Fuchsbriefe-Schreiben als „Erpressung“ auffassen und nun den Verband unabhängiger Vermögensverwalter, VUV, vorschicken. Dieser weist Fuchsbriefe darauf hin, dass einige fuchsig gewordene VUV-Schützlinge das Fuchsbriefe-Schreiben als „nötigend“ empfinden. Zudem bezweifelt der Verband, ob das Vorhaben wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen entspreche. Höflich bittet der VUV-Verbandsjustiziar um „Stellungnahme und entsprechende Klarstellung“.
Vielleicht wurde das Fuchsbriefe-Schreiben aber auch nur falsch adressiert. Wer eigentlich sehr daran interessiert sein sollte, in Selbstauskünften auch einmal positiv von sich reden zu machen: Carsten Maschmeyer und Eric Sarasin.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.
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portfolio institutionell
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