Versicherungen
18. April 2016

Solvency II ist anstrengend, aber zeitgemäß

Auf der BAI-Konferenz kritisiert Felix Hufeld Lebensversicherungen und nimmt Stellung zu Solvency II. Änderungen sind nach wie vor möglich.

Felix Hufeld ist bekannt dafür, ein offenes Wort zu pflegen. Darum versprach auch ein Vortrag auf der BAI-Konferenz mit dem eher drögen Titel „Aktuelle Herausforderungen einer integrierten Finanzaufsicht im Spannungsfeld von Verbraucherschutz und Finanzmarktstabilität“ Spannung. Der Bafin-Präsident enttäuschte das Publikum nicht. 
Hufeld schlug gegenüber den unter der Zinssituation leidenden Bafin-Schützlingen keinen Kuschelkurs ein. „Das Geschäftsmodell der Lebensversicherung wird überleben – aber nicht jedes Geschäftsmodell.“ Dies sei Marktwirtschaft. Die Probleme der Lebensversicherung rührten aus Zeiten, als man den Vertrieb mit aus heutiger Sicht zu hohen Garantieversprechen losschickte. Nach Einschätzung von Hufeld sind aus dem traditionellen Garantiemodell Produkte entstanden, die aus ökonomischer Sicht nicht angemessen bepreist wurden. Das schlage nun voll durch. „Wir Deutsche haben eine Obsession mit der Garantie. Man muss auch einmal darüber nachdenken, warum es nur in Deutschland solche Produkte gibt“, hielt Hufeld der Branche den Spiegel vor. 
Die Branche fragt sich jedoch eher, warum Solvency II gerade in der aktuellen Kapitalmarktsituation gestartet werden musste. Kritik an Solvency II lässt Hufeld aber nur eingeschränkt gelten. „Die Prinzipienorientierung von Solvency II mag zunächst anstrengend sein, ist aber zeitgemäß. Wir haben auch darauf geachtet, dass der Wechsel zur Prinzipienbasierung nicht so vollzogen wurde, dass ein komplettes Land gegen die Wand fährt.“ Die Gefahr einer zu großen Komplexität wird aber auch von Hufeld gesehen. Die bis Ende 2015 für Versicherer geltende Anlageverordnung bestand aus leicht verständlichen Anlagegrenzen. Zudem müsse man aufpassen, dass der vernünftige Gedanke, der hinter den Prinzipien stehe, nicht zu einer Prozyklizität führt. Hufeld erklärte: „Es darf nicht passieren, dass Solvency II Krisen verstärkt.“ Ansonsten sei Solvency II der richtige Schritt. „Lieber Sandkörner im neuen Getriebe als weiter mit dem alten Getriebe fahren“, so der Bafin-Präsident.
Neben dem Zeitpunkt der Einführung von Solvency II wird auch oft Kritik an der Kalibrierung dieses Regulierungssystems geübt. „Ob die Kalibrierung richtig ist, muss sich nun in der Praxis zeigen“, so Hufeld. Was nicht stimmt, müsse hinterfragt werden. Zur Zukunft von Solvency II gab Felix Hufeld noch eine persönliche Meinung kund: „Ich wäre nicht überrascht, wenn in ein paar Jahren ein Hybrid-Modell aus Solvency II und der Anlageverordnung entsteht.“ Ob es dazu kommt, wird vor allem davon abhängen, wie sich Solvency II nun bewährt.
portfolio institutionell newsflash 18.04.2016/Patrick Eisele
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