Mein Name ist Bond, Proxy Bond
Bei Bond-Proxys droht der Beifang von Tail Risks. Gegen diese versuchen sich die Teilnehmer des BAI-Investoren-Panels durch Diversifikation zu schützen. Am Ende ist der Hebel aber bei den Verbindlichkeiten anzusetzen.
Wie investiert man in Bond-Proxys anstatt in Bonds? Um diese Frage kreiste das Investorenpanel auf der Alternative Investor Conference des BAI. Teilnehmer war zum einen Lutz Horstick von der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, die einen Großteil ihrer alternativen Anlagen in Infrastruktur investiert – zwar mit steigender Tendenz, aber ohne 100-prozentige Überzeugung: „Wir halten Infrastruktur für halbwegs passend, um Fixed Income zu ersetzen. Wir investieren – tun dies aber nicht freiwillig.“ Auch das Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer (WPV) verspürt die Herausforderung, im aktuellen Marktumfeld für eine noch wachsende Altersvorsorgeeinrichtung investieren zu müssen. „Unsere Fixed-Income-Quote ist von einst 80 auf unter 50 Prozent gesunken“, so Dr. Heiko Seeger, Leiter des Geschäftsbereichs Vermögensanlage beim WPV. Alternativ hat der WPV dafür unter anderem ein Credit- und ein Renewables-Portfolio aufgebaut. Dritter in der Investorenrunde: Stefan Hentschel, Leiter Pension Asset Management und Finanzen bei Evonik. „Auch wir suchen Bond-Proxys. Dabei geht es aber nur noch um die relative Attraktivität. Kapitalanlage war wohl noch nie schwieriger.“
Befürchtet wird dabei seitens der Investoren, dass mit den Bond-Proxys auch Fat Tails eingekauft werden. „Mit Infrastruktur-Debt kaufe ich mir Risiken ein, die ich heute noch gar nicht kenne“, so Seeger. Dagegen hilft nur zu diversifizieren. Doch zum Beispiel Immobilien als klassischer Diversifikator scheinen in vielen Märkten ihren Zenit überschritten zu haben. Stefan Hentschel verweist auf Frühzykliker wie den Londoner Immobilienmarkt, wo die Preise für Luxusimmobilien bereits den Rückwärtsgang eingelegt haben: „Das ist ein Warnsignal.“ Hentschel berichtet, dass man bereits reagiert habe, und man – „auch wenn einem das Herz blutet“ – den ersten Core-Fonds am Zweitmarkt umplatziert habe. Auch Private Equity stimmt die Runde mit Blick auf die Masse von noch nicht investierten Fondsgeldern, das sogenannte Dry Powder, skeptisch. Rohstoffen fehle es an einer systematischen Risikoprämie. Investiert wird deshalb, auch zur Diversifikation, in alternative Subsegmente wie Direct Lending, Timber, Währungen oder bestimmte Infrastrukturnischen. Horstick erklärte: „Die Eier sind in verschiedenen Körben verteilt. Ob das richtig ist, werden wir hoffentlich nie erfahren.“
Bei einem anhaltenden Niedrigzinsszenario wird sich die Anlageproblematik weiter verschärfen. Die Investoren sehen darum „als Lösungsoption“ die Passivseite. „Die Passivseite ist für das aktuelle Umfeld zu fordernd“, so Hentschel, für den am Ende der Kollaps der Altersvorsorge droht.
portfolio institutionell newsflash 18.04.2016/Patrick Eisele
Schlagworte: Versicherer
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