Versicherungen
12. April 2016

Rentenversicherungen erfordern Leidensfähigkeit

Ganz gleich, ob Sofortrenten oder aufgeschobene Rente: Es dauert immer länger, bis das Sparkapital die Einzahlungen übersteigt. Bei Verträgen, die jetzt abgeschlossen werden, wird dies immer seltener der Fall sein.

Die aktuelle Untersuchung des Branchendienstes Map-Report über Sofortrenten 1996 bis 2016 und aufgeschobene Renten im Zeitraum  2005 bis 2016 kommt zwar zu dem Ergebnis, dass es Zeit braucht, damit Sparer mit Rentenversicherungen Geld verdienen können. Dennoch berichtet er bei den untersuchten Perioden über idyllische Zeiten, denn bei in der Vergangenheit abgeschlossenen Verträgen kam meistens am Ende mehr heraus als eingezahlt wurde.
Wer Anfang 1996 in eine Sofortrente mit dynamischem Überschusssystem 50.000 Euro einzahlte, bekommt nach dem Musterfall des Map-Reports seit 1. Januar 2016 einen monatliche Rentenzahlung von durchschnittlich 364 Euro. Garantiert bei Vertragsabschluss waren lediglich 286 Euro. In den 20 Jahren seit Rentenbeginn haben sich die Zahlungen auf durchschnittlich 82.607 Euro summiert. Natürlich variieren die Ergebnisse je nach Versicherer. So brachte es die Concordia Oeco auf 89.196 Euro, die Debeka auf 88.200 und die Öffentliche Braunschweig auf 88.191 Euro.
Wenn die Sofortrente allerdings erst im Jahr 2006 gestartet ist, dann erreichte die Summe der Rentenzahlungen bisher das eingezahlte Kapital von 50.000 Euro noch nicht. Im Durchschnitt beträgt die Rentensumme nach zehn Jahren Laufzeit erst 28.119 Euro. Es dauert immer länger, bis ein positiver Saldo aus Ein- und Auszahlungen erreicht wird.
Die Untersuchung der aufgeschobenen Renten mit zwölfjähriger Laufzeit ergab, dass die Kapitalabfindung zum 1. Januar 2016 im Musterfall im Schnitt 17.323 Euro betrug, nachdem insgesamt 14.400 Euro eingezahlt worden waren. Die Beitragsrendite betrug 2,81 Prozent. Damit habe sich die Rentenversicherung auf dem gleichen Niveau bewegt wie die Kapitallebensversicherung. Die besten Ergebnisse lieferten die Europa mit 18.625 Euro, WGV mit 18.435 Euro und Cosmos mit 18.414 Euro.
Eigentlich müsste die Ablaufleistung der Rentenversicherung über der einer vergleichbaren Kapitallebensversicherung liegen, denn ein Todesfallschutz ist bei der Rente nicht vorgesehen. Dies ist jedoch nicht mehr zwingend der Fall. In der Untersuchung vom Map-Report meldeten nur einige Gesellschaften höhere Werte für die Rentenversicherung als für die Kapitallebensversicherung.
„Die bei Vertragsablauf garantierten Renditen waren über alle Laufzeiten bei sämtlichen Teilnehmern positiv“, konstatiert der Map-Report. Dieser Effekt dürfte allerdings künftig kaum mehr eintreten. Denn bei neuen Verträgen ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass die Garantierenten die Summe der eingezahlten Beiträge jemals erreichen werden.
Nach einer aktuellen Untersuchung des Analysehauses Morgen & Morgen für das „Handelsblatt“ können im Musterfall für einen 47-Jährigen, der im Alter von 67 Jahren die Rentenversicherung in Anspruch nehmen möchte, und bis dahin monatlich 200 Euro einzahlt, 14 von 33 Anbietern nicht einmal die Beitragssumme in Höhe von 48.000 als Ablaufleistung garantieren. Auch der Map-Report kam in einer früheren Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Garantien für im Jahr 2016 unterzeichnete Verträge vor allem bei kurzen Laufzeiten überwiegend negativ sind. Bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Jahren hätten 21 von 27 Gesellschaften negative Renditen für die bei Vertragsabschluss garantierten Ablaufleistungen gemeldet. Etwas besser sehe es bei 20-jährigen Laufzeit aus. 14 Versicherer meldeten positive, 13 Gesellschaften negative Renditen. Auch bei den Langläufern über 30 können vier Versicherer ihren Kunden nur Garantien knapp unter der eingezahlten Beitragssumme anbieten.
Doch auch die positiven Renditen sind kaum der Rede wert. Nach Geldentwertung und Steuern ist die private Rentenversicherung nicht einmal mehr ein Nullsummenspiel, sondern nur noch Geldvernichtung.

portfolio institutionell newsflash 13.04.2016/Hans Pfeifer

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