Alternative Anlagen
25. November 2015
Notleidende Anlagen sollen Renditekick liefern
Auf der Suche nach Rendite und Diversifikation werfen institutionelle Investoren immer häufiger einen Blick auf den Bereich „Distressed Debt“. Und sie wagen sich auch, hier zu investieren, wie eine aktuelle Statistik zeigt.
Ein wichtiges Betätigungsfeld, auf dem sich klassischerweise vor allem Hedgefonds tummeln, sind Distressed Securities. Darunter fallen die Aktien und Anleihen von Firmen, die sich in finanzieller Schieflage befinden und deren Fortbestand aufgrund mangelnder Liquidität mit einem Fragezeichen behaftet ist. Aber auch immer mehr institutionelle Investoren suchen in dieser ebenso komplexen wie auch gefährlichen Hemisphäre nach Rendite. Die Herausforderung besteht zunächst einmal darin, unter einer Vielzahl von Pleitekandidaten diejenigen zu identifizieren, die den Turnaround tatsächlich schaffen können. In der Regel läuft dann folgendes Prozedere ab: Sobald die Wertpapiere ein bestimmtes Kursniveau unterschritten haben, kaufen spezialisierte Manager die Titel in großen Mengen und setzen sich aktiv für die Genesung des betreffenden Unternehmens ein. Können sie beispielsweise die Kreditgeber des betreffenden Unternehmens zu einer Rettungsaktion, etwa einem Schuldenschnitt oder einer Umschuldung bewegen, winken den Investoren, die sich in der Krise engagieren, erhebliche Gewinne.
Wie das US-Fachmagazin Pensions & Investments (P&I) jüngst berichtete, finden diese und ähnliche Strategien bei Investoren in den USA zunehmend Gefallen. Die Entwicklung spiegelt sich demnach in steigenden Kapitalzusagen für entsprechend aufgestellte Fondsanbieter wider. Laut P&I wurden in den USA in den ersten zehn Monaten dieses Jahres mit Blick auf die Anleihen krisengeschüttelter Firmen bereits 4,9 Milliarden Dollar bei insgesamt 59 Transaktionen im Bereich Distressed Debt gezählt. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr lag das Transaktionsvolumen bei 4,1 Milliarden Dollar. Im Jahr zuvor waren es rund drei Milliarden Dollar. Und in den Jahren 2010 bis 2012 schwankte das Volumen zwischen 1,7 Milliarden und 4,3 Milliarden Dollar.
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Gar nicht paradox: Marode Unternehmen sollen die Altersvorsorge aufbessern
Laut P&I hat zuletzt beispielsweise das Pennsylvania Public School Employees‘ Retirement System insgesamt 300 Millionen US-Dollar in spezialisierte Fonds investiert, die sich bei sogenannten Sondersituationen engagieren. Um es deutlich zu sagen: Ein Investment in Distressed Debt ist für klassische institutionelle Investoren im besten Fall ein kleiner Baustein im Portfolio. Das zeigt sich auch an diesem Beispiel deutlich: Das besagte Rentensystem in Pennsylvania verwaltet insgesamt rund 51,9 Milliarden Dollar. Interesse signalisiert hat auch das 49 Milliarden Dollar schwere Teachers‘ Retirment System of Illinois. Die Rentenkasse hatte zum Stichtag 30. Juni 2015 rund 800 Millionen Dollar in 15 Strategien investiert, die sich unter anderem den Segmenten „Distressed Debt, Direct Loans und Private Credit“ zuordnen lassen.
Viele Pensionsfonds haben nach Einschätzung von Christopher Redmond, Credit-Experte bei Towers Watson in London, einen Hang zu konzentrierten Credit-Investments, die sich durch stabile Cashflows auszeichnen. Daran ist zunächst einmal nichts Verwerfliches. Doch die zugrundliegenden Portfolien sind damit nicht wirklich robust aufgestellt, warnt Redmond. Investments in Distressed Debt könnten die Portfolien robuster machen, argumentiert er. Spezialisierte Credit-Manager entdecken seiner Einschätzung nach vor allem in Nischen entsprechende Anlagegelegenheiten; doch der Wettbewerb um gestrauchelte Gesellschaften mit attraktiven Aussichten wird härter. Inzwischen versuche „jeder, diese Opportunitäten schneller zu finden als der Rest der Herde“, so Redmond. Seinen Beobachtungen zufolge ist die Nachfrage in den vergangenen fünf Jahren drastisch gestiegen.
Nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt machen sich Geldgeber auf die Suche nach notleidenden Unternehmen, die sich wieder auf Vordermann bringen lassen. Oaktree gilt im globalen Maßstab als führender Investor im Bereich notleidender Kredite. Unternehmensmitbegründer und Chairman Howard Marks verspricht sich beispielsweise reichlich Zuspruch von chinesischen Superreichen, die es auf derlei Distressed Debt in Übersee abgesehen haben. Die Gelder chinesischer Investoren sollen nach Europa und in die USA fließen und dort vor allem in den Energiesektor, der nach Einschätzung Marks‘ besonders „gestresst“ sei. Grund dafür sei der Verfall der Ölpreise.
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So reagieren Pensionseinrichtungen auf die finanzielle Repression
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So reagieren Pensionseinrichtungen auf die finanzielle Repression
Aus einer aktuellen Studie des Asset Managers Amundi in Zusammenarbeit mit dem Create Research Institute lässt sich das Interesse an aussichtsreichen Krisenunternehmen auch in Europa nachverfolgen. Die Studie konzentriert sich im Kern darauf, wie sich Pensionskassen in Zeiten niedriger Zinsen, gedämpfter Konjunkturerwartungen, des voranschreitenden Demografiewandels und wachsender regulatorischer Anforderungen neu ausrichten und welche Fehlsteuerungen als kritisch erachtet werden. Europaweit wurden 184 Pensionskassen mit einem Anlagevolumen von rund 1,8 Billionen Euro gefragt.
Nach Einschätzung von Studienautor Professor Amin Rajan werden die befragten Pensionseinrichtungen binnen der nächsten drei Jahre bei der Asset Allocation drei Anlageschwerpunkte verfolgen: Dabei handelt es sich zunächst einmal um globale, nur gering verschuldete Aktiengesellschaften, die stabile Dividenden in Aussicht stellen – also das völlige Gegenteil von Unternehmen in „Sondersituationen“. Daneben geht Rajan davon aus, dass Sachwerte wie Immobilien und Infrastruktur bei den Anlegern in Mode bleiben werden. Last but not least, und hier schließt sich der Kreis, erwartet der Studienautor, dass Hochzinsanleihen und alternative Renditequellen wie Senior Loans, Floating Rate Notes und eben auch Distressed Debt auf dem Einkaufszettel europäischer Pensionseinrichtungen stehen werden. Gründe dafür sind aber nicht nur die Suche nach auskömmlicher Rendite, sondern auch der Wunsch, die Kapitalanlagen weiter zu diversifizieren.
portfolio institutionell newsflash 25.11.2015/Tobias Bürger
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portfolio institutionell
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