DVFA will ethisches Verhalten im Finanzsektor fördern
Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) möchte mit dem Positionspapier „Ethik – Zur Förderung ethischer Tugend in Finanzunternehmen“ helfen, Vertrauen zurückzugewinnen und den Dialog zu Ethikfragen vorantreiben.
Dass der neueste Unternehmensskandal ausnahmsweise einmal nicht die Finanzbranche betrifft, haben die Teilnehmer des DVFA-Forums „Ethik und Integrität im Finanzmarkt“ am Freitag mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen. Einige Lehren, die sich aus solchen Skandalen ziehen lassen, standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. „In den meisten Fällen werden Regeln nicht aus Angst vor Sanktionen eingehalten, sondern weil die handelnden Personen anständige Menschen sind“, betonte der Münchner Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin. Der Fall VW zeige einmal mehr, dass Regeln und Sanktionen alleine nicht ausreichen, um Menschen und Organisationen ethisch korrekt handeln zu lassen. Vielmehr beruhe jede regelkonforme Praxis auf einem Ethos und einer intrinsischen Motivation, sich anständig zu verhalten.
Um dieses Ethos in der Finanzbranche zu fördern, hat die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management DVFA ein Positionspapier mit dem Titel „Ethik – Zur Förderung ethischer Tugend in Finanzunternehmen“ erarbeiten lassen, das sie am vergangenen Freitag Pressevertretern und ihren eigenen Mitgliedern vorstellte. Dieses Positionspapier ist das vorläufige Ergebnis eines unabhängigen Panels aus 17 Wissenschaftlern und Kapitalmarktexperten, das von der DVFA gegründet wurde und von Nida-Rümelin geleitet wird. „Wir wollen uns nicht als moralische Instanz profilieren“, betonte Ingo Mainert, Vorstandsmitglied der DVFA und Managing Director bei Allianz Global Investors Europe, anlässlich der Vorstellung des Papiers. Schließlich gehörten die Verbandsmitglieder zu den Spielern auf den Finanzmärkten, die nicht zu Schiedsrichtern konvertieren wollten und könnten. Es gehe vielmehr darum, Vertrauen zurückzugewinnen und den Dialog über ethische Fragen voranzutreiben. In diesem Sinne sei das Positionspapier als Diskussionsvorschlag zu verstehen.
Konkret haben die Autoren des Papiers unter Berufung auf klassische Kardinaltugenden eine Reihe von Handlungsmaximen zusammengestellt, welche die Urteilskraft, die Entscheidungsstärke, die Besonnenheit und die Integrität der Akteure auf den Finanzmärkten fördern und stärken sollen. „Diese Handlungsmaximen wären aber kaum sinnvoll von Investment Professionals umzusetzen, wenn in den Institutionen nicht Rahmenbedingungen vorherrschen beziehungsweise geschaffen würden, die diese Handlungsmaximen erst zu Wirkung verhälfen“, schreibt das Panel. Deshalb enthält das Positionspapier sowohl Maxime für einzelne Investmentprofis als auch für die Institutionen, in denen sie arbeiten. Dabei sei es wichtig, dass die Arbeitgeber ihren angestellten Investmentexperten Möglichkeiten bieten, „ethische Gesichtspunkte ihrer beruflichen Ausübung zu erörtern“.
Grundsätzlich seien die vorgeschlagenen Maxime nicht als Alternative, sondern als notwendige Ergänzung einer sinnvollen Regulierung der Finanzmärkte gedacht. „Das DVFA Ethikpanel wählte einen Ansatz, der die aktuelle Regulierungspraxis im günstigen Fall komplettiert, der aber auch geeignet ist, die Grenzen staatlicher Regulierung deutlich zu machen: Am Ende kann kein System der Anreize und Sanktionen die intrinsische Motivation der Investment Professionals ersetzen“, heißt es im Positionspapier.
Weiterführender Link:Positionspapier des Ethikpanels im DVFA KurzfassungPositionspapier des Ethikpanels im DVFA Langfassung
portfolio institutionell newsflash 30.09.2015/Ralf Kolbe
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