Strategien
13. Juli 2015

Nachhaltige Kapitalanlagen verbreiten sich rasch

2014 war für nachhaltige Geldanlagen ein besonders erfolgreiches Jahr. Das geht aus dem aktuellen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen hervor.

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hat sich am Markt fest etabliert. Seit 2001 fungiert das FNG als Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Mehr als 160 Firmen-Mitglieder, darunter Banken und Versicherungen, haben sich dem Verband angeschlossen. Durch die Studien des FNG erhalten Marktteilnehmer einen höchst interessanten und präzise aufgegliederten Einblick in die Verbreitung nachhaltiger Geldanlagen. Im Blickfeld der jüngsten Studie, an der unter anderem 53 Akteure aus Deutschland teilgenommen haben, stehen einmal mehr alle wesentlichen Anlageklassen. Der Marktbericht berücksichtigt Angaben zu nachhaltigen Anlagen von Asset Managern sowie Asset Ownern, die ihr Vermögen oder Teile davon selbst verwalten. Die Daten enthalten sowohl Investments von privaten wie auch von institutionellen Investoren. 
Wie aus dem brandaktuellen und 74 Seiten starken Marktbericht hervorgeht, war 2014 für nachhaltige Geldanlagen ein besonders erfolgreiches Jahr. Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des FNG, weist in seinem Vorwort darauf hin, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz überdurchschnittliche Wachstumsraten zu verzeichnen waren. 2014 habe in besonderem Maße gezeigt, dass die nachhaltigen Anlagemärkte der drei Länder weiter an Breite und Tiefe gewinnen. Das Volumen der nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz umfasste Ende 2014 insgesamt 197,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch nicht nur kurzfristig befindet sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen im Aufwind.
Anhand des mittlerweile zehnten FNG-Marktberichts lässt sich eine eindrucksvolle Entwicklung nachvollziehen. Das Volumen ist binnen eines Jahrzehnts auf mehr als das 15-Fache angewachsen. Aus dem einstigen Nischensegment hat sich im Verlaufe der Jahre ein breiter Markt entwickelt, konstatiert das FNG mit Blick auf den Vergleich der Marktdaten von 2005 und 2014: In Deutschland wuchs das Volumen der als nachhaltig eingestuften Anlagen in diesem Zeitraum von fünf auf 127,3 Milliarden Euro. Mit dieser Entwicklung hat die Bundesrepublik die zunächst mit 6,9 Milliarden Euro knapp führende Schweiz abgehängt. Denn in der Eidgenossenschaft hat das Marktvolumen im Zehnjahresvergleich auf 60,7 Milliarden Euro zugenommen. Auch in Österreich verlief das Wachstum stürmisch. Doch mit einem Zuwachs von 1,2 auf zuletzt 9,5 Milliarden Euro liegt die Alpenrepublik im Vergleich mit seinen beiden Nachbarn abgeschlagen auf Platz drei. 
Weitere Differenzierung
Mit dem Wachstum des nachhaltigen Anlagemarkts ist auch eine weitere Differenzierung der Produkte und Nachhaltigkeitsansätze einhergegangen, konstatiert das FNG. Diese Entwicklung spiegelt sich beispielsweise in einem Vergleich der 2005 und 2014 erfassten nachhaltigen Anlagestrategien wider. Ursprünglich zählt das FNG vier Strategien: Aktives Aktionärswesen, Ausschlusskriterien, Best-in-Class und „Pioniere“. Bei letzterem handelt es sich um die Anlagepolitik von Fonds, die darauf spezialisiert sind, in Unternehmen zu investieren, welche die positiven Anlagekriterien, die der Anlagepolitik des Fonds zugrunde liegen, am besten erfüllen. 2014 zählte das Forum nachhaltige Geldanlage bereits acht nachhaltige Anlagestrategien: Ausschlusskriterien, Best-in-Class, Engagement, Impact Investment, Integration, nachhaltige Themenfonds, normbasiertes Screening sowie die Stimmrechtsausübung. 
Aber auch in anderen Bereichen hat sich der nachhaltige Anlagemarkt stetig und oft auch rasant weiterentwickelt. Das ist auch der Grund, weshalb das FNG nach eigenen Angaben seine Erhebungen im Verlauf der Jahre immer weiter verfeinert und ausgeweitet hat. So umfasst der Marktbericht seit 2010 auch die Kunden- und Spareinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus und ebenso das Segment der nachhaltigen geschlossenen Fonds. Ein Jahr später sind die sogenannten Ausschluss-Overlays hinzugekommen. Sie besagen, dass bestimmte Ausschlusskriterien auf das gesamte Vermögen oder Teile davon angewendet werden. Wie das FNG berichtet, haben Ausschluss-Overlays seither besonders stark an Volumen hinzugewonnen. In den drei betrachteten Ländern finden Ausschluss-Overlays inzwischen bei Anlagen im Volumen von 4,14 Billionen Euro Anwendung. Im Vorjahr waren es noch 2,46 Billionen Euro. 
Ebenfalls 2011 ist erstmals der Bereich der Impact Investments für den Marktbericht systematisch erfasst worden. Die nun vorliegende Publikation wiederum enthält die wichtige Neuerung, die Anlagestrategien Stimmrechtsausübung, Engagement und Integration zusätzlich auf Ebene der Overlays zu erheben. Auch an vielen anderen Stellen hat der Marktbericht seine Erhebungsmethodik ausdifferenziert und an aktuelle Entwicklungen angepasst. Ziel war dabei laut dem FNG immer, einen kontinuierlichen, über die Jahre vergleichbaren, umfassenden und möglichst detailreichen Marktüberblick zu gewährleisten. 
Systematik
Anhand von Fragebögen erhebt das FNG seit 2005 jährlich Daten zu den nachhaltigen Anlagemärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Schwankungen können sich allein schon deshalb ergeben, weil die Zahl der Institute, die freiwillig an der Befragung teilnehmen, von Jahr zu Jahr differiert. Nach Angaben des FNG konnte die aktuelle Rücklaufquote und damit auch die Marktabdeckung im Vergleich zum Vorjahr „ein weiteres Mal deutlich erhöht werden“. Alle Daten beruhen auf den Selbstauskünften der Studienteilnehmer und bilden den Datenbestand zum 31. Dezember 2014. 
portfolio institutionell newsflash 13.07.2015/Tobias Bürger
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