Schwarzer Schwan
17. April 2015

Kapitaler 24-Ender

Über Gehälter spricht man nicht? Wir tun es doch!

Dass man nicht über Geld spricht, haben die meisten Eltern ihren Sprösslingen von klein auf eingebläut. Gehalt, Geldanlage, Steuern oder Erbschaften, das sind „Psst“-Themen, über die der Mantel des Schweigens gelegt wird. Dennoch wüsste man zu gern, was der Nachbar eigentlich so verdient. Ist dieser in der Finanzbranche tätig, ist trotz aller Verschwiegenheit klar: Der verdient gut. Die Finanzbranche gilt als Hort der Großverdiener, wobei die größten Abkassierer an den Finanzplätzen in New York und London sitzen. Doch das stimmt nur bedingt.
Die höchsten Boni pro Direktionsmitglieder zahlen nicht etwa Goldman Sachs, JP Morgan oder Barclays, wie man vermuten könnte. Nein! Die „fairsten“ Arbeitgeber sind die Schweizer Großbanken. Wie eine Auflistung des britischen Unternehmens Emolument zeigt, das unter dem Titel „Do you work for the fairest firm“ die Boni von 1.077 Direktoren in Londons Großbanken analysiert hat, wird Schweizer Bankern der vollste Fressnapf hingestellt. Für die Studie wurden die Bonuszahlungen ins Verhältnis zum Ertrag des Investmentbankings – abgeleitet aus den Erträgen der M&A-Abteilung für das vierte Quartal 2014 – gesetzt. Das Ergebnis: Die UBS landet auf dem ersten Platz, gefolgt von der Credit Suisse und Rothschild. Auf Rang Vier steht die Deutsche Bank. Erst ab dem fünften Platz finden sich die amerikanische Adressen Citigroup, JP Morgan und Barclay. Aufgepasst! Goldman Sachs landet nur auf dem zehnten und letzten Platz. Der Grund kurz auf den Punkt gebracht: Spitze im Geschäft, zurückhaltend beim Bonus. Goldman Sachs kam im vierten Quartal 2014 zwar auf M&A-Transaktionen im Wert von 298 Milliarden Pfund (Spitzenwert im Vergleich aller Großbanken), hielt sich bei den Boni für ihre Direktoren aber zurück: 187 Milliarden Pfund. Anders die Schweizer, was ihnen den Titel als „fairste“ Arbeitgeber bescherte. Die UBS zahlte 195 Milliarden Pfund an Boni, obwohl der Ertrag aus M&A-Aktivitäten bescheidene 78 Milliarden Pfund betrug. Bei der Credit Suisse sind es 215 Milliarden versus 86 Milliarden Pfund. 
Weniger zurückhaltend zeigt sich Goldman Sachs bei der Bezahlung ihres Häuptlings. Llyod Blankfein ist seit Jahren der bestbezahlte Banker der Welt. Für 2014 soll er laut Bloomberg rund 24 Millionen US-Dollar eingestrichen haben. Weil Blankfein zum Ende des Jahres mit 24 Millionen mehr dasteht, bezeichnet man ihn im Jägerlatein übrigens als kapitalen 24-Ender. Weit weniger profitabel ist es im Übrigen, wenn man an der Spitze des größten US-Pensionsfonds – Calpers – steht. Deren CEO Anne Stausboll musste sich 2014 mit etwas mehr als 400.000 Dollar begnügen. Eine Runde Mitleid ist jedoch nicht angebracht. Schließlich kassierte ihr Vorgänger Fred R. Buenrostro Jr. von einem Placement Agent verschiedene Sachleistungen wie Bargeld, Reiseeinladungen und Kasino-Chips.
Da sind die Kanadier schon deutlich großzügiger, wenn auch weit entfernt von den Dimensionen eines Blankfein. Der Ontario Teachers Pension Plan (OTPP) hat seinem CEO Ron Mock 2014 umgerechnet rund drei Millionen Dollar als Entlohnung gezahlt. Der Chief Investment Officer von OTPP, Neil Petroff, konnte etwas mehr einstreichen – rund 3,6 Millionen Dollar. Die Vergütungsphilosophie des Pensionsfonds: Pay for performance. Für Mock ist allerdings noch reichlich Luft nach oben. Wieso? Sein Vorgänger Jim Leech, der Ende 2013 in den Ruhestand ging, konnte 2013 gut 6,9 Millionen US-Dollar mit nach Hause nehmen. 75 Prozent seines Gehalts machten die langfristigen Erfolgsprämien aus. 
Es lebe der Sport
Doch Geld ist bekanntlich nicht alles. Dies gilt zumindest für David Swensen, der vor 30 Jahren mit gerade einmal 31 Jahren Chief Investment Officer der Yale-Stiftung wurde und seither der Universität, an der er bereits studierte, treu ist. Laut der Yale Daily News verdiente er seit 2008 zwischen 1,5 und 2,9 Millionen Dollar, sein Basisgehalt betrug dabei konstant 770.000 Dollar. Obwohl Swensen damit der bestbezahlte Angestellte von Yale ist, steht außer Zweifel: An der Wallstreet könnte er ein Vielfaches verdienen. Für gestandene Investmentbanker ist das Swensen-Salär geradezu ein Hungerlohn. Sie fragen ihn immer wieder, was ihn denn in Yale halte. Was stimmt nicht mit ihm? „Ein genetischer Defekt“, gibt Swensen scherzhaft auf solche Fragen zur Antwort. Zudem hätten Investmentbanken kein Football-Team. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.
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