Recht, Steuer & IT
15. April 2015

Ideen für einen liquideren Rentenhandel

Der großvolumige Handel mit festverzinslichen Wertpapieren wird durch die schärfere Bankenregulierung eingeschränkt. Finanzinstitute haben nun aber einen Weg gefunden, wie sich das Problem zum Wohle der Großanleger umgehen lässt.

Institutionellen Investoren fällt es zunehmend schwer, große Anleihebestände am Sekundärmarkt zeitnah, zu geringen Kosten und nahe am Marktpreis zu handeln. Denn die Liquidität an den Anleihemärkten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Ein Grund dafür sind die nun strenger regulierten Marktteilnehmer. Für Banken ist der Handel von Schuldverschreibungen aufgrund von Eigenkapitalbelastungen teurer geworden. Daher haben sie den Eigenhandel deutlich reduziert. Die traditionell liquiditätsspendenden Market Maker konzentrieren sich indessen auf Aktivitäten, die weniger Kapitalunterlegung erfordern. 
Im März hatte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich diese aus Sicht institutioneller Investoren und Kapitalsammelstellen brenzlige Situation in einer Studie erörtert. Die Studienautoren kamen zu der Einschätzung, dass sich die Liquidität an den wichtigsten Staatsanleihemärkten nach der Finanzkrise zwar wieder erholt hat. Diese Entwicklung bescheinigen sie allerdings nicht den Märkten für Unternehmensanleihen. Dort hätten Handelsaktivitäten noch immer größere Kursausschläge als vor der Krise zur Folge, was als Zeichen für fehlende Liquidität gewertet werden könne. „Viele Marktteilnehmer sagen, dass der Handel mit großen Mengen an Unternehmensanleihen schwieriger geworden ist“, erklären sie. Sie machen diese Einschätzung am Geld-Brief-Spread fest. 
Neue Handelsplattformen ohne Eigenkapitalbelastung 
Vor diesem Hintergrund initiieren immer mehr Finanzdienstleister neue Handelsplattformen. Sie sollen die Lösung für das Liquiditätsproblem bieten. Neu am Markt ist beispielsweise die englische Handelsplattform Bondcube. Sie bündelt Kauf- und Verkaufsinteressen von Endinvestoren in den USA und Europa. Gleichzeitig stellt sie eine Verhandlungs- und Geschäftsabschlussfunktionalität für den Anleihehandel bereit. Laut einem Bericht der Börsen-Zeitung übermitteln Marktteilnehmer anonym ihre Verkaufs- beziehungswiese Kaufinteressen an das System. Findet sich ein passender Geschäftspartner, können beide Seiten über ein Chat-Fenster auf dem System kommunizieren beziehungswiese sich auf den Preis einigen. 
Laut dem Bericht konnten bislang 20 Kunden für das Angebot gewonnen werden. Gleichwohl ist die Plattform noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Erst zehn Akteure seien fest angeschlossen, zehn weitere in Bearbeitung. Das Ordervolumen beläuft sich laut Börsen-Zeitung auf 300 Millionen US-Dollar täglich. Vieles deutet aber darauf hin, dass Bondcube demnächst groß durchstarten wird. Denn mit 130 weiteren Kunden werde derzeit über einen Anschluss verhandelt. „Im Grunde genommen repliziert Bondcube, was im telefonischen Anleihegeschäft passiert“, erläuterte Gloria Pfaue, Vorstandsmitglied bei Bondcube und Leiterin des Bondgeschäfts der Deutschen Börse.
Der Betreiber der Frankfurter Wertpapierbörse hält 30 Prozent der Bondcube-Anteile. Ebenfalls an Bord ist die Schweizer Großbank UBS. Sie übernimmt die Funktion des Intermediärs zwischen den handelnden Parteien. Der Vorteil für die UBS besteht dem Bericht zufolge darin, dass sie die Stücke zwischen den Marktteilnehmern verteilt, dabei aber keine Anleihen eigenkapitalbelastend auf die eigenen Bücher nimmt. „Das ist für die Banken im Anleihehandel das Zukunftsmodell, in dem sie eine Transaktion zwischen Kunden vermitteln und keine Stücke mehr auf ihre Bücher nehmen, weil sie sie umgehend weiterleiten“, erklärt Gloria Pfaue. 
portfolio institutionell newsflash 15.04.2015/Tobias Bürger
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