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20. April 2015
Rigi Family Office: Marktnische Nischenmarkt
Bei Family Offices ticken die Uhren anders als im institutionellen Lager. Beim Rigi Family Office liegt dies weniger an Schweizer Standort und dem Ziel, positive und unkorrelierte Renditen zu erzielen, sondern an der Umsetzung. Stephan Gerwert, Portfoliomanager bei Rigi, im Interview.
Herr Gerwert, welcher Anlagestrategie folgt Rigi?
Das Portfolio ist sehr breit aufgestellt. Mittlerweile sind auch Rohstoffe präsent, da wir den Ölpreisrückgang für temporär halten. Insgesamt liegt unsere Real-Asset-Quote bei 60 bis 70 Prozent. Durch die Vergangenheit des Patrons bedingt, liegt ein starker Fokus auf Private Equity. Dazu zählen Investments in Fonds, aber auch direkte Beteiligungen mit Venture-Capital-Charakter. Der Deal Flow für diese Transaktionen basiert primär auf dem Netzwerk des Patrons. Bei der Due Diligence und ersten No-Go-Entscheidungen ist dann das Family Office im Spiel.
Muss man sich wegen der personellen Ressourcen bei den Direktbeteiligungen auf bestimmte Sektoren beschränken?
Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen. Solange Direktbeteiligungen funktionieren, ist der Aufwand gering. Wenn jedoch Probleme auftreten, sitzen wir sofort im Driver Seat. Meist sind wir der größte Anteilseigner und bei Liquiditätsengpässen der erste Ansprechpartner. Dies limitiert die Zahl der möglichen Directs.
Von den Sektoren her sind wir jedoch sehr opportunistisch. Wir sind in Sport- und Medienrechte, Energieeffizienz, Immobilienentwicklungen auf den Bahamas bis hin zu Luxusuhren investiert.
Nach welchen Kriterien stellt Rigi denn das Gesamtportfolio zusammen?
Die klassische strategische Asset-Allokation mit Quoten für die einzelnen Asset-Klassen ist in meinen Augen überholt. Die Zentralbanken haben den Kapitalmarkt komplett aus der Verankerung gehoben. Mit der wirtschaftlichen Realität hat das alles nichts mehr zu tun. In der Schweiz weisen sogar schon Anleihen mit Laufzeiten von 15 Jahren eine negative Rendite auf. Wir allokieren lieber nach Rendite-Risiko-Charakteristika. Auf welcher Asset-Klasse der Ansatz eines Managers basiert, ist mir egal. Mir ist wichtig, mein Risiko einschätzen zu können. Unsere erste Frage ist immer: Was ist der Worst Case?
Anleger ohne regulatorische Restriktionen sollten definitiv anders anlegen als regulierte Anleger. Der Druck, wirklich nach Alternativen zu suchen, scheint aber im Allgemeinen noch nicht gegeben zu sein. Noch ist ja auch nichts passiert. Noch stehen Dax und Bund-Future auf Rekordwerten. Erst wenn diese Kurse nachgeben, wird den Investoren ihr großes Risiko bewusst. Dass Aktien alternativlos sind, gilt aus meiner Sicht nur für Kleinanleger. Der findet nur mit Glück einen guten Berater. Größere Anleger haben die Möglichkeit, alternative Anlagen zu suchen und zu finden. Dann müssen sie aber auch den Mut haben, in diesen bislang unbekannten Segmenten zu investieren.
Sie beschreiben den sehr wahrscheinlichen künftigen Rechtfertigungsdruck traditioneller Anleger. Den heutigen Rechtfertigungsdruck haben aber Absolute-Return-Anleger. Sie erzielen keine in diesen Monaten möglichen Überrenditen und haben noch das Päckchen zu tragen, dass Absolute Return 2008 nicht überzeugt hat. Sollte man nicht heute das Beta ganz simpel long gehen und sich auf den rechtzeitigen Ausstieg konzentrieren?
Hätten wir in den vergangenen Jahren nur Aktien und 30-jährige Eidgenossen gehabt, wäre unsere Rendite besser gewesen. Damals einen solchen Anlagevorschlag zu machen, hätten meine Kollegen mit einem Vogel quittiert. Ich achte lieber auf einen anderen Vogel: den Black Swan von Nassim Taleb. Wir orientieren uns an seinem Satz „Invest in Prepardness, not in Prediction“.
Wir haben auch Aktien und Anleihen – aber immer mit einem systematischen Prozess. Hierbei handelt es sich um Trendfolger. Mit denen bin ich nach oben dabei und nach unten abgesichert. Das funktionierte zumindest in der Vergangenheit, was mich für die Zukunft optimistisch stimmt. Dieser Ansatz ist attraktiv, weil Überrenditen zur Benchmark im Normalfall nämlich nur in Abwärtsphasen, nämlich durch einen rechtzeitigen Aus- und Wiedereinstieg, zu erzielen sind.
In welchen eher exotischen Asset-Klassen man fündig wird und warum das klassische Strategische-Asset-Allocation-Denken und große, bekannte Asset Manager keine Rolle spielen, können Sie in der April-Ausgabe von portfolio institutionell im vollständigen Interview mit Stephan Gerwert, Portfoliomanager beim Rigi Family Office, lesen, die am 24. April 2015 erscheint.Hier gelangen Sie zum Interview.
Das Interview führte Patrick Eisele.
portfolio institutionell newsflash 20.04.2015/Patrick Eisele
Autoren:
portfolio institutionell
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