Versicherungen
17. November 2014

Eine Garantie allein reicht nicht aus

Über die Zukunft von Garantiemodellen und Herausforderungen der Lebensversicherungsreform sprach portfolio am Rande der DKM in Dortmund mit Dr. Claus Mischler, Mitglied der Geschäftsleitung der Standard Life Versicherung, Zweigniederlassung Deutschland, und Leiter der Produktentwicklung.

Herr Mischler, mit dem Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) hat die Bundesregierung auf die Folgen der lang anhaltenden Niedrigzinsphase reagiert. Welche Auswirkungen erwarten Sie von der Absenkung des Garantiezinses?
Ich gehe davon aus, dass die klassische deutsche Lebensversicherung weiter an Attraktivität verlieren wird. Mit 1,25 Prozent ist definitiv ein Garantieniveau erreicht, bei dem die meisten Kunden nur mit der Garantie allein ihre Altersvorsorgelücke nicht mehr ausreichend schließen können. Als Konsequenz werden sie sich noch stärker für alternative, ertragsstärkere Lösungen entscheiden müssen. Dabei wird künftig noch häufiger die Frage gestellt werden, ob eine Garantie überhaupt noch sinnvoll ist. Dies halte ich für eine sehr gute Entwicklung, denn eine Garantie allein reicht nicht aus. Viel entscheidender ist es, dass das Produkt eine gute Rendite erwirtschaftet.
Sind Sie als britischer Versicherer denn überhaupt von den neuen Vorgaben betroffen?
Nein, aufgrund des unterschiedlichen Produktmodells ist Standard Life nicht betroffen. Im Gegenteil: Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit unseren investmentorientierten Produkten von den neuen Vorgaben sogar profitieren können.
Worauf spielen Sie da konkret an?
Wir setzen auf ein flexibles Garantiemodell oder bieten moderne Alternativen zu Garantien. Einen Aspekt des LVRG werden wir aber aufgreifen, auch wenn es dafür keine Verpflichtung gibt: Wir halten es für richtig, flexiblere Vergütungsmodelle einzuführen. Bei unserem neuen Produkt „Parkallee" ist das bereits so. Der Makler kann unter anderem auch ein Modell mit höherer laufender Vergütung und geringerer Abschlussprovision wählen oder auch einen Nettotarif anbieten. So wollen wir den Beratern helfen, ihr Businessmodell zukunftssicher zu machen.
Zurück zu den Garantien: Die Deutschen gelten aber bei ihrer Altersvorsorge als äußerst sicherheitsorientiert. Glauben Sie, dass sie auf eine Garantie überhaupt verzichten würden?
Davon bin ich überzeugt. Aktuell findet ein Umdenken statt. Die Nachteile von starren, kostspieligen Garantien rücken immer mehr in den Fokus. Garantien kosten Geld und gehen zu Lasten der Rendite. Es wird sich immer mehr durchsetzen, dass Sicherheit nicht gleichbedeutend mit Garantie ist. Oder anders ausgedrückt: Es gibt sehr wohl Lösungen, die ohne kostspielige Garantien für Sicherheit sorgen und gleichzeitig eine ansprechende Rendite erwirtschaften können. Gerade bei Fondspolicen sind in den vergangenen Jahren interessante Konzepte entwickelt worden.
Aber Fondspolicen warten schon seit einiger Zeit auf den Durchbruch …
Dies ist sicherlich richtig. Eines wird aber bei der Beurteilung häufig übersehen: Auch bei Fondspolicen ist das Thema „Sicherheit“ in den vergangenen Jahren immer stärker in den Vordergrund gerückt. Es werden künftig die Angebote erfolgreich sein, die neben einer attraktiven Fondsauswahl auch interessante Konzepte für sicherheitsorientierte Anleger bieten. Aus meiner Sicht ist klar, dass für viele Kunden ist ein Versicherungsprodukt die geeignete Vorsorgelösung ist. Dass klassische Produkte im Niedrigzinsumfeld aber immer stärker an Attraktivität verlieren, bedeutet für Fondspolicen ein großes Wachstumspotenzial.
Das Interview führte Detlef Pohl 
portfolio institutionell newsflash 17.11.2014/Detlef Pohl
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert