Versicherungen
12. November 2014
Solvency II: Lebensversicherern fehlt Eigenkapital
Bafin-Erhebung zeigt: Die deutschen Lebensversicherer insgesamt können den Einstieg in die Kapitalanforderungen von Solvency II bewältigen – nur wenigen Ausnahmen gelingt das nicht. Allerdings: Ohne Übergangsmaßnahmen bestünde eine Lücke von 15 Milliarden Euro. Für den GDV ist die Erhebung eine Generalprobe, sie sagt nichts über die Leistungsfähigkeit der Unternehmen.
Die deutschen Lebensversicherer sind für Solvency II gerüstet. Zu diesem Urteil kommt die Finanzaufsicht Bafin aufgrund einer Erhebung, für die alle 87 deutschen Lebensversicherungen befragt wurden. Die Übergangsmaßnahmen und die Volatilitätsanpassung, die das Solvency-II-Regelwerk vorsieht, entfalten die gewünschte Wirkung, so dass die deutschen Lebensversicherungen insgesamt den Einstieg in die Kapitalanforderungen unter Solvency II bewältigen können, heißt es. Wenige Unternehmen mit einem Marktanteil von zusammen weniger als einem Prozent konnten trotz Anwendung der vorgesehenen Maßnahmen keine ausreichenden Eigenmittel nachweisen. Die Bafin wird eigenen Angaben zufolge mit diesen Unternehmen umgehend die nötigen Schritte erörtern.
In einer Stellungnahme des GDV zu den Ergebnissen der Vollerhebung der Bafin schreibt der Versicherungsverband: „Die Vollerhebung war eine Generalprobe und sagt nichts über die aktuelle Leistungsfähigkeit der Unternehmen aus. Weisen einzelne Unternehmen unter den Solvency-II-Anforderungen eine Bedeckungsquote von unter 100 Prozent aus, heißt das, dass sie Maßnahmen ergreifen müssen, um die höheren Anforderungen des ab 2016 geltenden Aufsichtsregimes zu erfüllen.“ Maßnahmen seien entweder die Aufstockung der Eigenmittel oder Umgestaltung der Geschäfts- beziehungsweise Kapitalanlagestrategie, so dass weniger Eigenmittel vorgehalten werden müsse. Dies könne durch den Abbau von Risiken in der Bilanz geschehen, beispielsweise durch Verzicht auf Produkte mit höherer Schadenwahrscheinlichkeit, oder die Wahl risikoärmerer Kapitalanlagen.
Ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen sähen die Ergebnisse der Bafin-Vollerhebung etwas anders aus. Die Eigenmittel lägen laut Bafin zum Stichtag 31. Dezember 2013 bei etwa 25 Prozent der Unternehmen, die zusammen auf einen Marktanteil von etwa zehn Prozent kommen, unter den Anforderungen. Die Bafin geht davon aus, dass diese Zahl mittlerweile aufgrund des zwischenzeitlichen Zinsrückgangs weiter angestiegen sein dürfte. „Dauert die Niedrigzinsphase weiter an, müssen die Lebensversicherer in der 16-jährigen Übergangsphase erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Kapitalbasis zu stärken“, mahnte Felix Hufeld, Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht. Die Bafin schätzt, dass für die deutschen Lebensversicherer unter aktuellen Kapitalmarktbedingungen ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen eine Eigenmittellücke von etwa 15 Milliarden Euro bestünde. In seiner Stellungnahme merkte der GDV an, dass diese Schätzung auf drei theoretischen Annahmen beruhen: „Erstens bezieht sich dieser Betrag auf den Zeitpunkt, zu dem die Übergangsmaßnahmen auslaufen (im Jahr 2032). Zweitens wird vorausgesetzt, dass das aktuelle Kapitalmarktumfeld unverändert fortbesteht. Drittens wird in der Ermittlung dieses Werts vorausgesetzt, die Unternehmen würden ihre Geschäftspolitik im gesamten Zeitverlauf nicht verändern. Tatsächlich haben die Unternehmen aber bis 2032 Zeit, um zusätzliche Eigenmittel aufzubauen."
Eine weitere Erkenntnis aus der Vollerhebung: Die Bedeckungsquoten unter Solvency II reagieren sehr sensitiv auf Änderungen der Kapitalmarktzinsen, so die Bafin. Dieses Ergebnis war für die Aufsichtsbehörde allerding nicht unerwartet. Die Finanzaufsicht forderte die Lebensversicherer auf, sich darauf einzustellen, dass sich ihre Eigenmittelsituation innerhalb kurzer Zeit stark verändern kann. Selbst Lebensversicherern, die aktuell die erforderlichen Bedeckungsquoten nur knapp erreichen, werden Maßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis ergreifen müssen, so die Erwartung der Bafin.
„Die Bafin-Vollerhebung war ein gelungener Test für die deutschen Lebensversicherer. Sie hat gezeigt, dass die Lebensversicherer den Einstieg in eines der weltweit modernsten Aufsichtssysteme bewältigen werden“, kommentierte der GDV die Ergebnisse. Zugleich räumte der Verband ein: „Die Ergebnisse zeigen andererseits, dass die Branche weitere Maßnahmen ergreifen muss, wenn die Niedrigzinsen andauern. Solvency II erfüllt damit seine Funktion als Frühwarnsystem.“
In einer Stellungnahme des GDV zu den Ergebnissen der Vollerhebung der Bafin schreibt der Versicherungsverband: „Die Vollerhebung war eine Generalprobe und sagt nichts über die aktuelle Leistungsfähigkeit der Unternehmen aus. Weisen einzelne Unternehmen unter den Solvency-II-Anforderungen eine Bedeckungsquote von unter 100 Prozent aus, heißt das, dass sie Maßnahmen ergreifen müssen, um die höheren Anforderungen des ab 2016 geltenden Aufsichtsregimes zu erfüllen.“ Maßnahmen seien entweder die Aufstockung der Eigenmittel oder Umgestaltung der Geschäfts- beziehungsweise Kapitalanlagestrategie, so dass weniger Eigenmittel vorgehalten werden müsse. Dies könne durch den Abbau von Risiken in der Bilanz geschehen, beispielsweise durch Verzicht auf Produkte mit höherer Schadenwahrscheinlichkeit, oder die Wahl risikoärmerer Kapitalanlagen.
Ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen sähen die Ergebnisse der Bafin-Vollerhebung etwas anders aus. Die Eigenmittel lägen laut Bafin zum Stichtag 31. Dezember 2013 bei etwa 25 Prozent der Unternehmen, die zusammen auf einen Marktanteil von etwa zehn Prozent kommen, unter den Anforderungen. Die Bafin geht davon aus, dass diese Zahl mittlerweile aufgrund des zwischenzeitlichen Zinsrückgangs weiter angestiegen sein dürfte. „Dauert die Niedrigzinsphase weiter an, müssen die Lebensversicherer in der 16-jährigen Übergangsphase erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Kapitalbasis zu stärken“, mahnte Felix Hufeld, Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht. Die Bafin schätzt, dass für die deutschen Lebensversicherer unter aktuellen Kapitalmarktbedingungen ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen eine Eigenmittellücke von etwa 15 Milliarden Euro bestünde. In seiner Stellungnahme merkte der GDV an, dass diese Schätzung auf drei theoretischen Annahmen beruhen: „Erstens bezieht sich dieser Betrag auf den Zeitpunkt, zu dem die Übergangsmaßnahmen auslaufen (im Jahr 2032). Zweitens wird vorausgesetzt, dass das aktuelle Kapitalmarktumfeld unverändert fortbesteht. Drittens wird in der Ermittlung dieses Werts vorausgesetzt, die Unternehmen würden ihre Geschäftspolitik im gesamten Zeitverlauf nicht verändern. Tatsächlich haben die Unternehmen aber bis 2032 Zeit, um zusätzliche Eigenmittel aufzubauen."
Eine weitere Erkenntnis aus der Vollerhebung: Die Bedeckungsquoten unter Solvency II reagieren sehr sensitiv auf Änderungen der Kapitalmarktzinsen, so die Bafin. Dieses Ergebnis war für die Aufsichtsbehörde allerding nicht unerwartet. Die Finanzaufsicht forderte die Lebensversicherer auf, sich darauf einzustellen, dass sich ihre Eigenmittelsituation innerhalb kurzer Zeit stark verändern kann. Selbst Lebensversicherern, die aktuell die erforderlichen Bedeckungsquoten nur knapp erreichen, werden Maßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis ergreifen müssen, so die Erwartung der Bafin.
„Die Bafin-Vollerhebung war ein gelungener Test für die deutschen Lebensversicherer. Sie hat gezeigt, dass die Lebensversicherer den Einstieg in eines der weltweit modernsten Aufsichtssysteme bewältigen werden“, kommentierte der GDV die Ergebnisse. Zugleich räumte der Verband ein: „Die Ergebnisse zeigen andererseits, dass die Branche weitere Maßnahmen ergreifen muss, wenn die Niedrigzinsen andauern. Solvency II erfüllt damit seine Funktion als Frühwarnsystem.“
portfolio institutionell newsflash 17.11.2014/Kerstin Bendix
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