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24. September 2014

Manfred Poweleit verstorben

Deutschlands einziger Fachjournalist unter den Versicherungsanalysten ist tot: Manfred Poweleit, Verleger, Herausgeber und Chefredakteur des Brancheninformationsdienstes „Map-Report“, starb am vergangenen Wochenende im Alter von nur 59 Jahren, berichtet sein Stellvertreter Reinhard Klages.

Der kritische Geist Poweleit hatte sich sein berufliches Rüstzeug mit dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Universität Göttingen geholt. Nach dem Abschluss als Diplom-Volkswirt fing er beim „Westfalen-Blatt“ an, zunächst aber in der Sportredaktion. In der Geldanlageredaktion der „Wirtschaftswoche“, der ersten Redakteursstelle, erarbeitete er sich bundesweite Akzeptanz in der Fachwelt. Ein Wendepunkt war die Titelgeschichte „Banken contra Versicherungen“, in denen Poweleit zum ersten Mal alles Lehrbuchwissen des Journalisten über Bord warf und eine Geschichte so schrieb, wie er sie selbst gern gelesen hätte. 
Der Wechsel zum Manager Magazin 1986 öffnete viele Türen in den Vorstandsetagen der Branche. Poweleit beteiligte sich an analytischen Geschichten. Doch den analytisch-systematischen Journalismus, der ihm vorschwebte, fand er auch dort nicht. Deshalb gründete er im Juli 1990 den Map-Report, wobei Map nichts anderes bedeutete als die Abkürzung von Manfred Poweleit. 
Der Ansatz von „Map-Report“ – wenig Text und viele Tabellen und Grafiken mit Tiefgang –  brauchte sehr lange bis zur breiten Akzeptanz. 1993 gab es das erste Lebensversicherungs-Rating. Fachlich misslungene Rating-Versuche von Mitbewerbern öffneten Map-Report den Weg. Die Lebensversicherer, inzwischen fast komplett Rating-Teilnehmer, haben inzwischen verstanden, dass ein Lob vom Kritiker mehr wert ist als die Lobhudelei von Claqueuren. 
Die ersten dürftigen Verkaufsergebnisse von Map-Report brachten noch keine hinreichenden Deckungsbeiträge. Sie mussten ergänzt werden durch Honorare aus der Unternehmensberatung. Die Masse dieser Mandate hatte Poweleit längst wieder aufgegeben. Denn viele auftraggebende Vorstände wollten nicht etwa besser werden, sondern nur die Ergebnisse der Vermarktung ihrer Inkompetenz erträglicher gestalten. 
Der Map-Report, dessen Hochsaison zwischen August und Februar liegt, erwies sich schnell als zu unbeweglich, um spontan auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Die Antwort war 1992 „Map-Fax“ – ein Kurznachrichtendienst, der wöchentlich eine Seite besonders kommentierte Nachrichten und eine Seite aktuelle Tabellen oder Grafiken in der Dokumentation liefert. 
Manfred Poweleit ist trotz eines Schlaganfalls vor einigen Jahren unerwartet früh verstorben. Wie groß seine fachliche Lücke ist, die er hinterlässt, werden Nutzer seines Reports schon sehr schnell merken. Auch die portfolio-Redaktion verliert einen unersetzlichen analytischen Gastautor und Kommentator. Poweleit hinterlässt eine 21-jährige Tochter, die derzeit eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau macht. 
portfolio institutionell newsflash 24.09.2014/Detlef Pohl 
Weiterführende Links:Lebenslauf von und über Manfred PoweleitPoweleit-Gastkommentar: Wem gehören die Lebensversicherer?
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