Pensionskassen
11. Juni 2014

VFPK fordert schnelle Abkehr von der Niedrigzinsrekordjagd

Die jüngste EZB-Entscheidung ist nach Ansicht des Verbandes ein Schritt in die falsche Richtung. Für Millionen zukünftige Rentner in Deutschland habe diese Politik dramatische Folgen.

Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank stößt in der deutschen Investorenbranche auf heftige Kritik. Nachdem bereits Anfang vergangener Woche der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft und die Verbände der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbankengemeinsam in einer entsprechenden Pressemitteilung vor einer erneuten Zinssenkung warnten, damit allerdings kein Gehör bei der EZB fanden, wie die kurz darauf erfolgte Senkung des Leitzinses auf 0,15 Prozent zeigt, hat sich nun auch der Verband der Firmenpensionskassen (VFPK) geäußert. Die Senkung sei ein Schritt in die falsche Richtung. „Die Politik der EZB kommt einer Enteignung der privaten Haushalte und Sparer gleich, die – politisch gewollt – keine Chance haben, Vermögen für ihre Altersvorsorge zu bilden“, merkt Dr. Helmut Aden, VFPK-Vorstand und Vorstand im BVV, an. Er fordert die EZB und Politik auf, die Niedrigzinsrekordjagd so schnell wie möglich zu beenden.
Die Niedrigzinspolitik hat laut VFPK für Millionen künftiger Rentner in Deutschland dramatische Folgen. Diese werden auf zusätzliche Einkünfte aus einer kapitalgedeckten Altersversorgung dringend angewiesen sein, wenn sie als Rentner einen einigermaßen angemessenen Lebensstandard genießen wollen. Das gelinge nur, wenn sie durch Sparen Vermögen bilden können. Genau das funktioniere nur bei einem vernünftigen Zinsniveau, unter den gegebenen Bedingungen ist das nicht möglich.
Die Folgen der bereits Jahre andauernden, politisch vorgegebenen Niedrigzinsphase werden fatal sein. Dr. Aden weist auf die deutliche Signalwirkung der immer niedrigeren Zinsen hin: „Die EZB vermittelt mit ihrer Politik die Botschaft, dass sich zusätzliche kapitalgedeckte Altersvorsorge nicht lohnt. Sparen verliert seinen Zweck, wenn Geld aus der Notenpresse in jedem beliebigen Umfang für 0,15 Prozent zur Verfügung gestellt wird. Gleichzeitig ist aber allen auch bewusst, dass es ohne zusätzliche kapitalgedeckte Altersversorgung zwangsläufig zu Altersarmut und einer vollständigen Überlastung der staatlichen Rentensysteme kommt, wenn diese nicht durch zusätzliche kapitalgedeckte Vorsorge entlastet werden. Deshalb müssen wir raus aus dem Niedrigzins, damit die Menschen überhaupt sparen und ausreichend vorsorgen können.“
Inzwischen ist das Fortbestehen der Niedrigzinsphase auch eine Gefahr für das Finanzsystem selbst, wie der VFPK anmerkt. Dient der niedrige Leitzins heute doch vor allem zur weiteren Refinanzierung unprofitabler oder gar maroder Kredite und zur Vermeidung von Bewertungskorrekturen um jeden Preis. „Dringend notwendige Anpassungen und Reformen werden auf die lange Bank geschoben und in Zukunft die Rentnergenerationen doppelt treffen“, warnt Dr. Aden eindringlich.
Versicherungen stoßen in dasselbe Horn
Auch die Versicherungswirtschaft läuft schon lange gegen die Niedrigzinsen Sturm, allein es erhört sie niemand. Nun hat sich wirtschaftswissenschaftlichen Beistand geholt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat im Auftrag der Versicherungswirtschaft eine Studie verfasst. Thema: „Das aktuelle Niedrigzinsumfeld: Ursachen, Wirkungen und Auswege“. Glaubt man den Kölner Forschern, haben sich die Voraussetzungen für eine Zinswende deutlich verbessert. Die Konjunktur hat sich stabilisiert, ebenso das Bankensystem, die Südländer sind aus dem Gröbsten raus, die Reformen gehen in die richtige Richtung. Wann die Zinswende kommen könnte, weiß das Kölner Institut auch: „bald“. Konkret hieße dies: im zweiten Halbjahr 2015. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die Zinswende müsse sehr schonend und behutsam einsetzen muss, eher in 0,1-Prozentpunktschritten als in 0,25- oder 0,5-Punktschritten. Denn mit dem billigen Geld sei es nun mal wie mit einer Droge, von der der Patient langsam entwöhnt werden müsse. 
portfolio institutionell newsflash 11.06.2014/Kerstin Bendix 
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