14. Mai 2014

Anzahl der Renditetreiber im institutionellen Portfolio wächst

Eine neue Untersuchung der Unternehmensberatung Mercer wirft ein Schlaglicht auf europäische Pensionspläne. Sie erläutert, warum die Altersversorgungseinrichtungen den Herausforderungen der Gegenwart mit einer zunehmenden Diversifikation begegnen.

Mercer hat sich einmal mehr mit der Vermögensstruktur der europäischen Pensionspläne beschäftigt. Für den neuen European Asset Allocation Survey 2014 berücksichtigte Mercer mehr als 1.200 europäische betriebliche Altersversorgungseinrichtungen mit einem Anlagevolumen von über 850 Milliarden Euro. Eines der wichtigsten Ergebnisse lautet: 53 Prozent der Altersversorgungseinrichtungen in Europa sind in alternativen Anlageklassen investiert. Laut Mercer ist der Anteil jener Versorgungswerke, die entsprechend investiert haben, im Vergleich zum Jahr 2012 um neun Prozent gestiegen. Sachwerte wie Immobilien, Infrastruktur, Wald und Erneuerbare Energien sind dabei mit 41 Prozent die am weitesten verbreitete Kategorie. Wie die Strategische Asset-Allokation aus Landesebene ausgestaltet ist, können Sie der Grafik entnehmen.
Jene Investoren, die eine breitere Diversifikation vorantreiben und gleichzeitig versuchen, ihre Asset-Allokation dynamisch zu gestalten, investieren zunehmend in Strategien der sogenannten Diversified Growth Funds. Fast ein Fünftel nutzt nach Einschätzung von Mercer inzwischen diese Instrumente. Aus ähnlichen Gründen gewinnen auch Multi-Asset-Credit-Strategien an Bedeutung, die anhand eines diversifizierten Anleihenportfolios spezielle Kreditrisiken erschließen. In diesem Zusammenhang werden insbesondere High-Yield-Anleihen, Loans, strukturierte Kreditprodukte, Schwellenländeranleihen sowie Wandelanleihen berücksichtigt, wobei die Zusammensetzung des Portfolios im Zeitablauf an die Entwicklung dieser Teilmärkte angepasst werden kann. 
Herwig Kinzler, Leiter des Geschäftsbereichs Investments von Mercer Deutschland, kommentiert: „Da sich viele Investoren von traditionellen Benchmark-orientierten Credit-Mandaten verabschieden, werden Multi-Asset-Credit-Strategien wichtiger.“ Der Fachmann erwartet daher für 2014 verstärkte Aktivitäten in diesem Bereich. „Zudem haben wir mehr Allokationen im Bereich Private Debt beobachtet. Institutionelle Investoren versuchten damit, die Chancen zu nutzen, die sich aus dem Abbau der Verschuldungsniveaus im europäischen Bankensystem ergeben“, so Kinzler. 
Laut der Studie hat sich die Aktienquote zuletzt kaum verändert und liegt fast auf dem Vorjahresniveau. Einer der Gründe, weshalb sich der europaweite Trend aus den Vorjahren zur Verringerung des Aktienportfolios 2013 nicht fortgesetzt hat, liegt nach Einschätzung Kinzlers an der starken Entwicklung der Aktienmärkte: „Viele Märkte haben sich aufgrund der stimulierenden Geldpolitik seit 2009 gut entwickelt.“ Die für die Zukunft erwarteten Renditen seien in vielen Anlageklassen inzwischen aber ernüchternd. Vor diesem Hintergrund geht der Mercer-Mann davon aus, dass institutionelle Investoren in ihren Portfolios eine größere Vielfalt an Renditequellen berücksichtigen und noch „dynamischer auf sich verändernde Gegebenheiten an den Märkten reagieren“ werden. 
Deutschland als Paradebeispiel 
Ein großer Teil der regulierten Versorgungswerke in der Bundesrepublik hat seine traditionell hohen Anleihebestände aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds zugunsten einer weiteren Diversifikation reduziert. Um zusätzliche Renditen zu erschließen wurden die Kapitalanlagen um Anleihen in Schwellenländern und Loans ergänzt. Als weiteren Anlageschwerpunkt nennt Mercer Absolute-Return-Strategien und betont, dass die Investoren für diese neuen Segmente gezielt spezialisierte Manager beauftragt hätten. 
Indessen hat sich der Trend zur Diversifikation über Immobilien und weitere alternative Anlageklassen 2013 fortgesetzt. Sachwerte wie zum Beispiel Infrastruktur wurden aufgrund ihrer Orientierung an laufenden Ausschüttungen bevorzugt. Ungeachtet des bereits erfolgten Auf- und Ausbaus von Infrastrukturinvestments nimmt Mercer weiteres Anlageinteresse wahr. Dr. Carl-Heinrich Kehr, Principal im Bereich Investments von Mercer Deutschland, erwartet, dass institutionelle Investoren in diesem Jahr das Spektrum an Renditetreibern in ihrer Anlagestrategie weiter verbreitern werden. „Zudem werden Investoren weiter nach Alternativen zu Anleihen als Quelle laufender Erträge suchen“, fügt Kehr hinzu. 
Aktien im Kommen 
Was die Aktienallokationen der deutschen Versorgungswerke betrifft, ergibt sich im europäischen Vergleich ein differenziertes Bild. Denn die hiesigen Altersversorger haben ihre Aktienquote entgegen dem fallenden europäischen Trend von elf auf 14 Prozent leicht erhöht. Mit diesem Wert liegen sie allerdings noch immer deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, den Mercer auf 34 Prozent beziffert. Allerdings erreichten die Unternehmen mit Treuhandlösungen für ihre Pensionssysteme durchaus dieses hohe Niveau. In einigen Aktienportfolios verzeichnete Mercer Restrukturierungen, die darauf angelegt seien, Chancen aktiven Managements gezielter zu nutzen. In liquiden Aktienmärkten setzten die Investoren vermehrt auf passives Management, da sich hier weniger Potenzial für Outperformance zeige. 
Laut Mercer ist der Anteil an Altersversorgungseinrichtungen, die von der Verbindlichkeitenseite her getriebene Investmentstrategien (LDI-Strategien) verfolgen, binnen Jahresfrist geringfügig von 26 auf 29 Prozent gestiegen. „Das Management des Zins- und Inflationsrisikos der Pensionssysteme bleibt eine wichtige Aufgabe für institutionelle Investoren. Offenbar haben die damit verbundene Komplexität und die Anforderungen an die Bewirtschaftung solcher Hedging-Programme die Unternehmen mit kleineren Pensionssystemen bislang davon abgehalten, LDI-Strategien umzusetzen. Doch mit Blick auf die Vielzahl an Delegated- und Pooled-LDI-Lösungen, die mittlerweile verfügbar sind, wird sich die Implementierungslücke zwischen großen und kleinen Pensionssystemen mit der Zeit verkleinern“, so Kinzler. 
portfolio institutionell newsflash 14.05.2014/Tobias Bürger
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