Pensionskassen
30. April 2014
HPV: Dekade der Diversifikation
Die Hamburger Pensionsverwaltung nutzte seit 2003 die damals üppigere Verzinsung, um Schritt für Schritt ertragreichere Asset-Klassen aufzubauen. Heute profitiert sie davon. Interview mit Tanja Gharavi, HPV-Vorstandsmitglied.
Nur der frühe Vogel fängt den Wurm, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Bei der Hamburger Pensionsverwaltung (HPV) hat man dieses offenbar befolgt. Vor über zehn Jahren ist die Pensionskasse mit ihrer Anlagestrategie mehr ins Risiko gegangen. 2003 wurde vorsichtig begonnen, unter anderem High Yields und Private Equity beizumischen. Heute profitiert die HPV, die sich als eingetragene Genossenschaft um Pensionsgelder in Höhe von über sieben Milliarden Euro von 27 Versorgungseinrichtungen kümmert, davon, wie Vorstandsmitglied Tanja Gharavi im Interview mit portfolio institutionell berichtet.
Welche Liabilities weisen die Einrichtungen der Hamburger Pensionsverwaltung auf?
In der Hamburger Pensionsverwaltung sind wir offen für jede Branche. In den von uns verwalteten Pensionskassen ist daher die Passivseite breit diversifiziert. Ein wichtiger Aspekt für jede Pensionskasse ist natürlich die Langlebigkeit. Hierfür treffen wir schon seit langer Zeit Vorsorge, indem wir Nachreservierungen bei den Deckungsrückstellungen vornehmen. Früher haben wir uns wegen dieses Problems auch einmal mit entsprechenden Derivaten befasst, haben uns dann aber für den Aufbau von Reserven entschieden. Dank unserer Renditen können wir uns diesen Weg auch leisten. 2013 lag die Nettoverzinsung in den beiden großen Kassen mit 4,4 Prozent in etwa auf dem Niveau der Vorjahre.
Welche Assets werden den Liabilities gegenübergestellt? Im Bafin-Jahresbericht 2012 steht, dass die (Pensionskassen-)Branche insbesondere in Zinstiteln hohe Bewertungsreserven aufweist. Kann nun offensiver angelegt werden?
Nein. Reserven auf Zinsbestände sind mit Blick auf Zinsanstiege und spätestens bei Endfälligkeit flüchtig. Wir sind aber auch mit unserer Anlagestrategie mehr ins Risiko gegangen – allerdings sukzessive seit über zehn Jahren. 2003 begannen wir vorsichtig, Wandelanleihen, Kreditrisiken über Corporate Bonds und High Yields sowie Private Equity beizumischen. Dabei sollten sich diese riskanteren Anlagen ihr eigenes Risikobudget für den weiteren Aufbau selbst erarbeiten. Dieser Prozess hat sich dann dank der guten Entwicklung dieser Anlagen so weit verstärkt, dass sich das Portfolio Stück für Stück aufbaute und wir heute in der Hamburger Pensionskasse neben unserem Zinsportfolio ein sogenanntes Diversifikationsportfolio mit einem Anteil von rund 35 Prozent haben. Ohne dieses Diversifikationsportfolio hätten wir heute weder unsere hohen Nettoverzinsungen noch unsere hohen Reserven. Unsere Risikotragfähigkeit war 2003 nicht besonders hoch. Allerdings lag die Verzinsung unseres Fixed-Income-Bestandes noch deutlich über dem benötigten Garantiezins und verschaffte uns so ein Risikobudget, um mit sogenannten riskanteren Assets klein und diszipliniert anzufangen. Außerdem haben wir 2003, und nochmals 2008, umfangreiche Absicherungen gegen eine Niedrigzinsphase abgeschlossen und sicherten uns so bis heute und noch für einige weitere Jahre deutlich höhere Verzinsungen.
Würden Sie diese Strategie zum jetzigen Zeitpunkt weiterempfehlen?
Es ist falsch zu sagen, dass man mehr Risiko nimmt, weil die Risikotragfähigkeit gegeben ist. Entscheidend ist, ob die Risiken auch entsprechend kompensiert werden. Lohnt die Rendite das Risiko? In den meisten Asset-Klassen ist dies heute nicht der Fall. Aus unserer Sicht sollte man auf der Risikoseite derzeit eher vorsichtig sein. Die Zeiten haben sich geändert, und wir sind froh, dass wir damals die strategisch richtige Entscheidung gefällt haben, uns weniger abhängig von Zinsanlagen zu machen und breiter zu diversifizieren.
Warum Private Equity vor Aktien den Vorzug erhält, welche Rolle die Taktik in der Anlagestrategie spielt und warum Infrastruktur als uninteressant bewertet wird, erfahren Sieim vollständigen Interview mit Tanja Gharavi, Vorstandsmitglied der Hamburger Pensionsverwaltung, in der April-Ausgabe von portfolio institutionell (04/2014, erschienen am 28.04.2014).
portfolio institutionell newsflash 30.04.2014/Patrick Eisele
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portfolio institutionell
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