Kapitalmarktorientiertes Zinsmodell in der bAV
Die Niedrigzinsphase setzt der betrieblichen Altersversorgung (bAV) zu und vergrößert die Versorgungslücken zusätzlich. Der Energieerzeuger Eon setzt mit einem kapitalmarktorientierten Zinsmodell dagegen.
Früher waren in großen deutschen Unternehmen Festzinsversprechen in der bAV üblich. Je nach Bilanzierungsmethode beliefen sie sich beim Energieerzeuger Eon noch im Januar 2014 zwischen 3,71 und 4,67 Prozent. Darauf macht Dr. Dietmar Droste, bei Eon SE für die bAV-Steuerung zuständig, jüngst auf dem MCC-Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge" aufmerksam.
Da mit Festzinsversprechen hohe Risiken verbunden sind, haben die meisten Firmen ihre bAV-Systeme für Neueinsteiger auf beitragsorientierte Lösungen umgestellt. „Das Zinsversprechen wird an reale Marktzinsen gekoppelt oder unter den Vorbehalt einer Anpassung an Marktgegebenheiten gestellt“, sagte Droste in seinem Vortrag auf der MCC-Tagung. Dabei werde berücksichtigt, dass mindestens der Wert der eingezahlten Beiträge zu Beginn der Verrentungsphase garantiert werden muss.
Im Eon-Konzern gab es noch vor zehn Jahren über 130 verschiedene Pensionspläne. Im Frühjahr 2008 wurde jedoch der Beitragsplan „Eon IQ“ als Mix aus Arbeitgeberbeitrag und Entgeltumwandlung für Neueinsteiger gestartet. Zwei Aspekte waren dabei neu: Das Zinsrisiko wurde neu verteilt. Und die Förderung der Firma (Matchingbeitrag) erhöht, wenn der Arbeitnehmer mindestens ein Drittel des ausgehandelten Basisbeitrages aus eigener Entgeltumwandlung beisteuert.
Dabei werde eine Vorabverzinsung bis zum Alter von 62 Jahren für das Versorgungskonto Eon IQ vorgegeben, angelehnt an die Zinsen von zehn- bis dreißigjährigen Bundesanleihen, gewichtet nach der Altersstruktur (Referenzzins). Hinzu käme ein Kurzfristzins in Höhe der Zinsen für die Restlaufzeit einjähriger Bundesanleihen, falls der Arbeitnehmer sich mit 62 noch nicht für die Verrentung entscheidet. Schließlich legt Eon einen Verrentungszins in Höhe des Zehnjahresdurchschnitts für zehnjährige Bundesanleihen fest, mit dem das Guthaben in eine lebenslange Rente umgewandelt wird.
Das Unternehmen selbst legt also den Referenzzins fest. Er betrug laut Droste 2013 knapp 2,5 Prozent. Der Verrentungszins lag für 2013 bei rund 3,25 Prozent. „Das System atmet, aber es ist schwierig, Prognosen für den langfristigen Verlauf zu stellen“, meinte Droste. Aber es erübrige sich eine jährliche Zinsdiskussion. Der Zins könne im Rahmen einer Ausfinanzierung per innenfinanzierter Direktzusage, die mit einem sogenannten Contractual Trust Arrangement (CTA) hinterlegt ist, tatsächlich auch erwirtschaftet werden.
Dabei sei jedoch erheblicher administrativer Aufwand nötig. So erfordert die komplexe Struktur des Beitragsplans umfangreiche Programmierungsarbeiten. Für jeden Einzelnen muss dann der Mindestbeitrag bei Neueinstellung, Versetzung, Zeiten ohne Lohnfortzahlung, Vergütungsanpassung und Austritt ermittelt werden. Ansprüche aus Invaliden- und Hinterbliebenenversorgung sind ja stets individuell zu berechnen. Trotz gesunkener Zinsen lag die Teilnahmequote an der Entgeltumwandlung 2013 bei 36 Prozent. „Der Referenzzins wird kommuniziert im jährlichen Kontoauszug und ist abrufbar im Intranet“, so Droste. Zudem bekommen Mitarbeiter per Post eine Information zu ihrem Mindestbeitrag im Folgejahr, wenn sie sich den vollen Matchingbeitrag des Arbeitgebers sichern wollen.
portfolio institutionell newsflash 10.03.2014/Detlef Pohl
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