Stiftungen
26. Februar 2014

Hertie-Stiftung zeigt starke Nerven und Risikofreude

Sachwerte sind für die Hertie-Stiftung nicht bloß Beiwerk. Von Rentenlastigkeit keine Spur. Die Stiftung scheut das Risiko nicht, sie fährt seit jeher hohe Aktienquoten. portfolio sprach Holger Benke, der bis Ende März als Geschäftsführer das Vermögensmanagement der Stiftung verantwortet.

Vielen Ihrer Stiftungskollegen macht das Niedrigzinsumfeld zu schaffen. Sie haben zunehmend Probleme, den realen Substanzerhalt zu schaffen und ihre Stiftungszwecke zu erfüllen. Wie sieht es bei Ihnen und Ihrer fast eine Milliarde Euro schweren gemeinnützigen Hertie-Stiftung aus?
Die vergangenen beiden Jahre zusammen betrachtet, waren die besten in der Geschichte der Stiftung. 2012 kamen wir auf eine Performance von 12,1 Prozent. Und auch 2013 sind wir mit 7,85 Prozent gut dabei. Wir sind sehr frühzeitig ins Risiko gegangen und haben hohe Aktienquoten gefahren. Ende letzten Jahres waren wir bei etwa 36 Prozent. Wenn andere Stiftungen das nicht gemacht haben, haben sie natürlich Ertragsprobleme im aktuellen Niedrigzinsumfeld. Wir nicht.
Viele Stiftungen können kein höheres Risiko eingehen, weil die Gremien nicht mitspielen. Ihre Gremien scheinen recht offen zu sein?
Ja. In vielen anderen Stiftungen setzen sich die Vorstände meist aus Personen zusammen, die von der Geldausgabeseite kommen. Bei uns ist der Vorstand schwerpunktmäßig mit Bankern und Kaufleuten besetzt. Das ist in der Regel ein Vorteil. In der Regel sage ich, weil solche Gremien natürlich auch sehr anspruchsvoll sind und eigene Ideen und Vorstellungen haben. Darauf muss man sich als verantwortlicher Manager einstellen.
Wann haben Sie dieses hohe Aktien-Exposure aufgebaut?
Wir hatten schon immer eine relativ hohe Aktienquote. In unseren Anlageregeln steht, dass die Aktienquote mindestens 20 Prozent und maximal 40 Prozent betragen soll. Wir würden also nie auf die Idee kommen, die Quote auf zehn Prozent zu reduzieren, wobei nicht die Aktie als solche das Thema ist, sondern die Sachwertanlage. Der größte Teil unseres Vermögens soll in Sachwerte investiert sein, also Aktien, Immobilien, Private Equity und Infrastruktur.
Steckt dahinter Inflationsschutz?
So ist es. Wenn man sich die Stiftungen anschaut, die Jahrhunderte überlebt haben, sieht man, dass sie immer einen hohen Immobilienanteil hatten. Sie haben Kriege, die große Inflation in den 20er Jahren und Ähnliches überlebt. Ein hoher Sachwerteanteil war also immer gut.
An den Aktienmärkten gab es in den vergangenen Jahren viele Hochs und Tiefs. Wie verkraften Sie das?
Aktien erfordern starke Nerven, das ist klar. Es kommt also darauf an, dass die Gremien das seelisch aushalten. Das ist bei uns glücklicherweise der Fall. Wir halten die Risiken aus. Wir haben auch das Jahr 2008 überstanden, als die Performance des Gesamtvermögens bei 9,1 Prozent im Minus lag.
Haben Sie Sorge, dass die Aktienmärkte bald wieder abwärtsgehen?
Ja, das habe ich schon. Ich kenne die Argumente der Haussiers, laut denen die Aktien eigentlich nur steigen können. Die wichtigsten Argumente sind die Liquiditätsschwemme und die Niedrigzinspolitik. Trotzdem haben wir inzwischen bei vielen Indizes solche Höhen erreicht, dass schon kleinste Anlässe ausreichen können, um das System zum Kippen zu bringen. Das haben wir in der Vergangenheit bereits erlebt. Manchmal sind es Anlässe, die es an sich nicht wert wären, darauf zu reagieren. Aber die Anleger werden schnell nervös. Viele sitzen auf hohen Gewinnen, die sie mitnehmen wollen. Dann kommt der Schneeballeffekt zustande, der den Markt um 15, 20 oder mehr Prozent nach unten reißt. Die Märkte verlaufen in Trends. Leider weiß man erst hinterher, dass es ein Trend war. Wenn es gelingt, auf diesem Trend zur Hälfte oder zu zwei Dritteln mitzuschwimmen, ist das wunderbar. Dann kann man im Grunde vom durchschnittlichen Anleger nie mehr überholt werden. Diese zwei Drittel haben wir auf jeden Fall mitgenommen.

Wie und in welche Aktien die Hertie-Stiftung investiert, welche Bedeutung Private Equity zukommt und warum ein möglicher Zinsanstieg trotz geringer Rentenquote durchaus Sorge bereitet, erfahren Sie im vollständigen Interview mit Holger Benke, Geschäftsführer der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, in der Februar-Ausgabe von portfolio institutionell (02/2014). 
portfolio institutionell newsflash 24.02.2014/Kerstin Bendix

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